Die Kandare ist ein spezielles Gebissstück vor allem für fortgeschrittene Reiter. Sie erzeugt einen starken Druck auf den Pferdekopf, der Hebelwirkung genannt wird. Bei falschem Gebrauch der Kandare kann es zu Verletzungen im Maul des Tieres kommen und ist daher nur für erfahrene Reiter geeignet. Es werden drei Ausführungen der Kandaren nach der Form der seitlichen Stangen unterschieden: die preußische Kandare (gerade Bäume), die C- und die S-Kandare. Aufgrund ihrer starken Hebelwirkung war die Kandare bei der Kavallerie und Artillerie ein bevorzugter militärischer Ausrüstungsgegenstand. Die S-Kandare hat wegen der S-Form eine besonders scharfe Wirkung auf den Pferdekopf. Diesen Umstand hat die S-Kandare ihren militärischen Durchbruch zu verdanken. Sie wurde im Zuge der Reitvorschrift vom 29. Juni 1912 von der Preußischen Armee sowie von fast allen Staaten des Deutschen Kaiserreichs eingeführt. Auch schon vor 1912 war die S-Kandare im privaten und militärischen Bereich im Gebrauch. Die vorliegende S-Kandare gehörte vermutlich einem ehemaligen Artilleriepferd. Die mit Nägeln befestigten Plaketten zeigen zwei gekreuzte Kanonenrohre und darüber eine Kanonenkugel. Dieses Zeichen wurde häufig bei der Artillerie verwendet. Schenkung: Frau Fiege, Münster-Gelmer