Georg Hartmann, Eigentümer der Bauerschen Schriftgießerei und des Verlages Goldener Brunnen, Frankfurt a.M., beauftragt den im Exil in Amsterdam lebenden Max Beckmann Anfang 1943 mit der Illustration zu Goethes Faust II. Erste Entwürfe und Variationen führte Beckmann in einem mit leeren Blättern ergänzten Faust-Exemplar von 1925 aus (National Gallery, Washington), die er dann in größere Reinzeichnungen übertrug. Bei den gezeichneten Illustrationen von Max Beckmann zu Goethes Faust II handelt es sich um 81 ganzseitige Kompositionen und 62 Vignetten. Während zum 1. Akt noch die Vignetten und halbseitige Darstellungen dominieren, steigert sich im Verlauf der Arbeit die Größe und Intensität der Bilder. Im 5. Akt finden sich daher fast ausschließlich ganzseitige Illustrationen. Den Tagebucheintragungen Beckmanns zufolge sind die Illustrationen in der Zeit vom 15. April 1943 bis zum 15. Februar 1944 in der Abfolge des Textes entstanden. Auf der Rückseite jeder Zeichnung hat Beckmann den Textbezug durch Verszitate oder Rollennamen festgelegt. Dabei knüpft die Darstellung manchmal nur assoziativ an den Text an oder sie bezieht sich auf einen größeren Kontext. Beckmann ordnet sich dem literarischen Vorbild nicht unter, sondern er tritt in einen Dialog mit der Dichtung. Während der Bearbeitung nimmt seine Identifikation mit der Textvorlage immer weiter zu, so dass verschiedene literarische Figuren, allen voran Faust, selbstbildnishafte Züge tragen. In manchen Blättern spiegelt sich das Zeitgeschehen in deutlichen Hinweisen auf den Krieg wider. Im Zentrum aber steht Beckmanns Suche nach zeitlos gültigen Bildformeln...Obwohl Beckmann Anfang 1944 alle gewünschten Zeichnungen fertig gestellt hatte, verzögerten die Kriegseinwirkungen und technische Probleme in der Herstellung adäquater Reproduktionen die Publikation erheblich. So beauftragte man erst ab 1953 Willi Seidl mit der Anfertigung von Reproduktionen, die er mit Hilfe von mit der Hand geschnittenen