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Stiftung Wredowsche Zeichenschule Brandenburg/Havel „Orientirung auf dem Gebiete des Stils und der Technik“ – Ornament-Drucke des 19. Jahrhunderts

„Orientirung auf dem Gebiete des Stils und der Technik“ – Ornament-Drucke des 19. Jahrhunderts

Die im Jahr 1870 erfolgte Gründung einer gewerblichen Zeichenschule in Brandenburg an der Havel war Teil der „Kunstgewerbebewegung“ (Heinrich Waentig) des 19. Jahrhunderts. Die von ihren Protagonisten erhobene Forderung nach anspruchsvollem Design für handwerkliche und industrielle Produkte sollte insbesondere durch die systematische Vermittlung künstlerischer Fertigkeiten an die Produzenten erreicht werden. Im Zuge dessen entstanden in ganz Deutschland zahlreiche, teils staatliche, teils private kunsthandwerkliche Bildungseinrichtungen. Auf Grund der zeitgenössischen ästhetischen Präferenzen, verband man die Vorstellung von künstlerisch wertvollem Design in erster Linie mit einer Rückbesinnung auf Stilrichtungen aus den vorindustriellen Jahrhunderten. Als nachahmenswert galt insbesondere die Ornamentik der Renaissance.
Vorlagen für den Zeichenunterricht boten überlieferte Druckgrafiken, so genannte Ornamentstiche, mit denen aber der Bedarf nicht befriedigt werden konnte. Deshalb – und im Gefolge der Erfindung neuer Druckverfahren, wie etwa dem Lichtdruck – kam es in den 1870er Jahren zu einem regelrechten „Boom“ bei der Herausgabe von Design-Vorlagen, die „Orientirung auf dem Gebiete des Stils und der Technik“ geben sollten (Bucher, Gnauth, Spemann). Diese Drucke reproduzierten alte Ornamentstiche oder bildeten kunsthandwerkliche und architektonische Objekte vergangener Zeiten ab.
Neben originalen Ornamentstichen wurden an der Wredowschen Zeichenschule vor allem Exemplare aus vier Druck-Serien des 19. Jahrhunderts gesammelt und in die eigene, 1884 publizierte Ornamentsammlung aufgenommen. Es handelte sich um die von Ovide Reynard in Paris herausgegebene Reihe „Ornements des Ancient Maîtres“, um die von Wilhelm Spemann in Stuttgart verlegte Zeitschrift „Das Kunsthandwerk“, um die in Berlin erscheinende Lichtdruck-Sammlung der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung unter der Verantwortung von Rudolf Stricker sowie um die Serie „Der Formenschatz der Renaissance“ (ab 1879 „Der Formenschatz“) von Georg Hirth aus Leipzig und München.
Im Folgenden werden einige charakteristische Stücke aus diesen Reihen vorgestellt. | Wolfgang Rose

Literatur:
Bruno Bucher, Adolf Gnauth und Wilhelm Spemann: Vorwort, in: Das Kunsthandwerk, 1. Jg. (1874);
Heinrich Waentig: Wirtschaft und Kunst. Eine Untersuchung über Geschichte und Theorie der modernen Kunstgewerbebewegung, Jena 1909

[ 13 Objekte ]

Gotischer Erker

Gotischer Erker mit Strebepfeilern, Maßwerk, Wimperg; Kupferstich nach einer anonymen Vorlage aus dem 15. Jahrhundert, 1840-1850 (um 1860). Beschriftet am oberen Plattenrand: „ANONYME du XVe Siècle. / Pl. 2.“, am unteren Plattenrand: „O. Reynard dir. / Paris, A. LÉVY Editeur, rue de Seine 29 / Riester et Du Casse sc.“ sowie: „C / Ch. Chardon ainé Imp.“ Es ist unklar, ob es sich um die Abbildung eines real existierenden architektonischen Elements oder um die Reproduktion einer älteren grafischen Vorlage handelt. Ovide Reynard hatte bereits in den 1840er Jahren im Verlag von Gaspard Albert Hauser eine Sammlung von Ornamenten alter Meister des 15. bis 18. Jahrhunderts in mehreren Lieferungen herausgegeben. Die hier vorliegende Arbeit ist die erste Abbildung in einer zweibändigen Ausgabe mit 218 Tafeln, die um 1860 unter gleichem Titel im Verlag von A. Lévy erschien. Der Konservator an der Abteilung für Druckgrafiken (Département des estampes) der Pariser Nationalbibliothek, Georges Duplessis (1834-1899) steuerte den einleitenden Text „De la Gravure d’Ornement“ (Über den Ornamentstich) bei. Möglicherweise handelt es sich um eine neu arrangierte Auflage der ersten Edition. Dafür spricht die Beschriftung der einzelnen Blätter, bei der sich zwar die Namen des Verlags und der Druckerei geändert haben, die aber in Form und Anordnung identisch zur ersten Auflage ist. Ein weiteres Indiz ist, dass sich die Nachdrucke offenbar noch der herkömmlichen Techniken des Kupferstichs und der Radierung bedienen, wie der „sc.“-Vermerk (für „sculpsit“) am unteren rechten Plattenrand hinter dem Namen des jeweiligen Stechers belegt. Der hier genannte Martin Riester, erscheint schon in der früheren Edition; über seinen Kollegen Jean Eugene Ducasse ist nur bekannt, dass er zwischen 1840 und 1850 tätig war. In den 1840er Jahren gab es noch keine überzeugenden Alternativen zu den seit dem 15. Jahrhundert verwendeten und weiter entwickelten Tiefdrucktechniken, wenn man deren Klarheit und Präzision in der Darstellung erreichen wollte. Erst im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden neue (und billigere) Druckverfahren entwickelt, die diesen Ansprüchen genügten. Reynards Sammlung ist daher nicht nur ein Blick auf vergangene Stilepochen, sondern auch eines der letzten großen Beispiele für eine Design-Kupferstich-Serie, wie sie im 17. und 18. Jahrhundert ihre Blütezeit hatten. Vermutlich war Reynards umfangreiche Publikation aber auch Anregung und Vorbild für deutsche Verleger, die mit anderen und neuen Techniken wenige Jahre später eigene Ornament-Publikationen herauszugeben begannen. Die Ornamentsammlung der Wredow-Stiftung enthält Blätter aus beiden Bänden der „Ornements des Ancient Maîtres“. Sie sind, wie üblich, auf gleich großen Pappen fest aufgelegt. Die Titelblätter und der Text von Duplessis wurden bisher noch nicht aufgefunden. | Wolfgang Rose

Türrahmung und vier Kapitelle

Türrahmung und vier Kapitelle; nach Ambrogio Barocci, um 1475; Darstellung aus der Zeitschrift „Das Kunsthandwerk“, 1. Jg. (1874); Farblithografie. Beschriftet oberhalb der Abbildung links: „Wanddecoration / 1470-80.“, rechts: „Thürumrahmung u. Kapitäle / aus dem herzogl. Palast in Urbino“. Unterhalb der Abbildung erklärender Text und Blattzahl „78“. Unter den drei deutschen Verlegern, deren Publikationen die Wredowsche Zeichenschule für ihre Ornament-Sammlung nutzte, trat zuerst Wilhelm Spemann in Erscheinung. Von 1874 bis 1876 erschien in seinem Stuttgarter Verlag die Zeitschrift „Das Kunsthandwerk“, deren Hefte jeweils sechs bis acht Blatt mit Abbildungen von ornamentalem Schmuck an Handwerksobjekten oder Gebäuden enthielten. Der zeitliche Rahmen der dargestellten Objekte erstreckte sich von der Antike bis ins frühe 19. Jahrhundert, abgebildet wurden Stücke aus öffentlichen und Privatsammlungen sowie Architekturelemente von Kirchen, Palästen, Bürgerhäusern und anderen Baustrukturen in Deutschland und weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern. Ein erklärender Text ordnete das abgebildete Objekt kunsthistorisch ein und enthielt zuweilen auch eine ästhetische Wertung. Spemann nutzte als Druckverfahren vor allem den Holzschnitt oder – wie im vorliegenden Fall – die Lithografie. Beide Techniken erforderten, da sie eine möglichst getreue Wiedergabe des dargestellten Objektes erzeugen sollten, zunächst dessen zeichnerische Aufnahme, die dann in den Holzstock geschnitten oder auf die Oberfläche des Steins aufgebracht wurde. Dadurch stiegen die Herstellungskosten, was Spemann letztendlich veranlasste, die Zeitschrift nach nur drei Jahrgängen wieder einzustellen (vgl. Schmidt). Für die Ornamentsammlung der Wredowschen Zeichenschule wurden die Drucke aus „Das Kunsthandwerk“ in der Regel beschnitten, da sie meist zu groß für das Einheitsmaß der Pappen (325 x 247 mm) waren, auf die Objekte dieser Teilsammlung fest aufgelegt wurden. Deshalb fehlt bei der vorliegenden Abbildung der obere Teil des Blattes mit dem Zeitschriften-Titel und weiteren Publikationsangaben. | Wolfgang Rose

Zwei Grabmonumente mit allegorischen Figuren

Zwei Grabmonumente mit allegorischen Figuren; nach Wenzel Jamnitzer und Tobias Fendt; Lichtdruck, 1876-1883. Beschriftet unter der linken Abbildung: "WENCZEL GAMNICZER / 1551", unter der rechten Abbildung: "In pariete sinisero chori ueteris.", o.r. (teilweise abgeschnitten): "JAMNITZER. (486.) / FENDT. (487)", unten Mitte: "BERLIN / NICOLAISCHE VERLAGS-BUCHHANDLUNG (R. STRICKER).", darunter: "FACSIMILE-DRUCK von A. FRISCH". Bei der Arbeit von Jamnitzer handelt es sich vermutlich um einen Entwurf, während Fendt wahrscheinlich ein existierendes Grabmal darstellte, darauf deutet zumindest die in römischen Ziffern geschriebene Jahreszahl 1477 im Epitaph hin. Der zweite deutsche Verlag, von dem die Wredowsche Zeichenschule Drucke für ihre Ornamentsammlung bezog, war die Nicolaische Verlagsbuchhandlung in Berlin. Rudolf Stricker, der die Firma 1876 übernommen hatte, ging bei der Reproduktion alter Design-Vorlagen neue Wege. Er kooperierte mit der ein Jahr zuvor gegründeten Druckerei von Albert Frisch, die sich auf den Lichtdruck spezialisiert hatte. Der 1867 erfundene Lichtdruck war „das erste preiswerte und technisch mögliche Reproduktionsverfahren für Fotografien“ (Bortfeldt). Mit ihm konnten alle Halbtöne und damit alle Details einer fotografischen Abbildung wiedergegeben werden. Das waren ideale Voraussetzungen für die massenhafte Herstellung von Ornament-Drucken nach zwei- oder dreidimensionalen Vorlagen aus früheren Jahrhunderten. Die fotografischen Aufnahmen der Objekte wurden über den Lichtdruck vervielfältigt und fanden u.a. in den kunstgewerblichen Bildungseinrichtungen Abnehmer. Die Ornamentblätter der Nicolaischen Buchhandlung wurden in der Wredowschen Zeichenschule in der Regel beschnitten, da sie meist zu groß für das Einheitsmaß der Pappen (325 x 247 mm) waren, auf die Objekte der Ornamentsammlung fest aufgelegt wurden. Beim vorliegenden Blatt ist der größte Teil der Verlagsbeschriftung jedoch erhalten. | Wolfgang Rose

Jesus und die Ehebrecherin

Jesus und die Ehebrecherin; Druck nach dem zweiten Zustand der Radierung von Daniel Hopfer, 1877. Monogramm von Daniel Hopfer am unteren Bildrand Mitte, im Bild unten links nummeriert. „44“. Unterhalb der Abbildung beschriftet, links: „Daniel Hopfer († 1549)“, rechts: „Hirth: Renaissance. No. 34.“, darunter zentriert: Publikations- und Herstellerangaben. Ob für den Schöpfer der Originalradierung die Darstellung des neutestamentlichen Gleichnisses (Joh 8,1–11) sowie der reich geschmückten Kapelle, in der er das Geschehen stattfinden lässt, von gleichrangiger Bedeutung waren, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Die vorliegende Reproduktion fokussierte die Aufmerksamkeit des Betrachters dann vor allem auf „eine der zierlichen Kirchenarchitekturen“ Hopfers (Hirth 1877, Inhaltsverzeichnis, Sp. IV). Im Katalog der Ornamentsammlung der Wredowschen Zeichenschule von 1884 ist das Blatt demzufolge als „Reichverz. Halle mit Christus und der Ehebrecherin“ verzeichnet. Die vierte Quelle der Wredowschen Zeichenschule für Ornament-Reproduktionen war der ab 1877 erscheinende „Formenschatz der Renaissance“ (ab 1879 „Georg Hirth's Formenschatz“) eine Publikationsreihe, in der bis 1911 monatlich mehrere Blätter erschienen. Der vielseitige Georg Hirth gab diese „Quelle der Belehrung und Anregung für Künstler und Gewerbetreibende, wie für alle Freunde stilvoller Schönheit, aus den Werken der besten Meister aller Zeiten und Völker“ (Untertitel) zunächst in Leipzig, später auch in München heraus. Hirth war u.a. 1896 Mitgründer der Zeitschrift „Jugend“, die namensgebend für den Jugendstil wurde. Vermutlich wurden für den „Formenschatz“ verschiedene Druckverfahren genutzt. Bei dem vorliegenden Blatt könnte es sich um einen Lichtdruck handeln. Es ist, wie für die Ornamentsammlung üblich, fest auf eine Trägerpappe aufgelegt. | Wolfgang Rose

Zentralperspektivische Straßenansicht

Zentralperspektivische Straßenansicht; nach einem Kupferstich nach Vredeman de Vries (um 1600); Druck, 1877. Unterhalb der Abbildung beschriftet, links: „Vredemann de Vries (1568).“, rechts: „Hirth: Renaissance. No. 41.“, darunter zentriert: Publikations- und Herstellerangaben. Der niederländische Maler Hans Vredemann de Fries gilt als einer der wichtigsten Anreger für die Verbreitung von Renaissanceornamenten nördlich der Alpen. Zugleich entwarf er eine große Zahl architektonischer Kompositionen, die in zahlreichen Kupferstichen verbreitet wurden. Damit legte er wesentliche Grundlagen für die Anwendung der Zentralperspektive in der niederländischen Malerei. Sein Lehrbuch über die Perspektive erschien noch nach seinem Tod in mehreren Auflagen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass er auch in Georg Hirths Publikation zur Renaissance-Ornamentik vertreten ist, aus der das vorliegende Stück der Ornamentsammlung stammt. | Wolfgang Rose

„Neues Caffehaus“. Architektonisches Ornament mit Kostümfiguren

Architektonisches Ornament mit Kostümfiguren; nach einem Kupferstich von J. E. Nilson (um 1770); Druck, 1882. Beschriftet in der Platte, oben rechts: „No. XII“, über dem Eingang des dargestellten Gebäudes: „Neues Caffehaus“. Unterhalb der Abbildung beschriftet, links: „DER FORMENSCHATZ.“, darunter: „ART TREASURE.“, Mitte: „1882. No. 132“, darunter: „J.E. NILSON.“, rechts: „L'ART PRATIQUE.“, darunter: „L'ARTE PRATICA.“ Der Miniaturmaler, Zeichner und Kupferstecher Johann Esaias Nilson war einer der wichtigsten Vertreter des Augsburger Stils, wie der (süddeutsche) Rokoko genannt wurde. Nach der Öffnung von Georg Hirths Publikationsreihe „Der Formenschatz“ für andere Stilepochen außerhalb der Renaissance, erschienen auch Reproduktionen verspielter Rokoko-Ornamente, wie die vorliegende. Die viersprachige Betitelung der Drucke zeugt von dem Bestreben Hirths, ein internationales Publikum anzusprechen. | Wolfgang Rose

Zwei reichverzierte Deckelpokale

Zwei reichverzierte Deckelpokale; nach Radierungen von A. Altdorfer (1. Hälfte 16. Jh.); Kupferstich, 1840-1850 (um 1860). Beschriftet am oberen Plattenrand: „ALTDORFER, 1519. / Pl. 65.“, am unteren Plattenrand: „O. Reynard dir. / Paris, A. LÉVY Editeur, rue Bonaparte 21 / C.E. Clerget sc.“ Altdorfer fertigte eine ganze Reihe von Radierungen mit Gefäßentwürfen auf dunklem Hintergrund an. Für Ovide Reynard war die darauf dargestellte Ornamentik bedeutend genug, um ihr eine Mini-Serie innerhalb des 1. Bandes der „Ornements des Ancient Maîtres“ zu widmen. Auf drei Blättern werden sechs Reproduktionen von Altdorfer-Radierungen dargeboten. Alle drei Blätter finden sich auch in der Ornamentsammlung der Wredowschen Zeichenschule. Interessant ist das auch deshalb, weil die Sammlung aus anderen Publikationen ebenfalls Reproduktionen von Altdorfers Gefäß-Radierungen enthält (vgl. hier V16293KbO). So lassen sich direkte Vergleiche zwischen unterschiedlichen Reproduktionstechniken des 19. Jahrhunderts ziehen. | Wolfgang Rose

Deckelpokal mit jungem Herkules

Deckelpokal mit jungem Herkules; nach einer Radierung von A. Altdorfer (1. Hälfte 16. Jh.); Lichtdruck, 1876-1883. Beschriftet am unteren rechten Blattrand: „BERLIN / NICOLAISCHE VERLAGS-BUCH[HANDLUNG]“. Die Deckelfigur des Pokals stellt Herkules als Kind dar, wie er zwei von Hera gesandte Schlangen erwürgt. Auch Rudolf Stricker publizierte in seiner Ornament-Druck-Sammlung die Gefäßentwürfe des Regensburger Malers, Kupferstechers und Baumeisters Albrecht Altdorfer. Anders als Ovide Reynard (vgl. hier V16291KbO) setzte Stricker jedoch nicht auf herkömmliche Reproduktionstechniken, sondern nutzte den gerade erfundenen Lichtdruck, um unter anderem diese seitenverkehrte Abbildung von Altdorfers Originalradierung herauszugeben. Wahrscheinlich enthielt das Druckblatt der Nicolaischen Buchhandlung ursprünglich zwei Abbildungen, wie die teilweise abgeschnittenen Publikationsangaben vermuten lassen. Anscheinend hätten zwei Bilder dieser Größe jedoch nicht auf die für die Ornamentsammlung der Wredowschen Zeichenschule typische Trägerpappe gepasst. | Wolfgang Rose

Reichverzierter Abendmahlkelch mit biblischen Darstellungen

Reichverzierter Abendmahlkelch mit biblischen Darstellungen; nach einer anonymen Zeichnung; nach einer Radierung von Wenzel Hollar (1640); Lichtdruck, 1876-1883. Großer Kelch mit Szenen aus dem Leben Christi, als umlaufendes Band auf der Schale (Cuppa), am unteren Teil der Schale Engelsgesichter, auf dem Schaft (Stilus) Engelsfiguren, Apostelfiguren in Nischen auf dem Knauf (Nodus) und einem mit Mauresken verzierten Fuß (Pes). Unter der Grafik beschriftet mit zwei Zeilen lateinischen Textes: "Tabulam hanc olim ab ANDREA MANTENIO cum penna delineatam et nunc / Londini in Ædibus Arundelianis conseruatam, Wenceslaus Hollar, Bohem aqua fortiari insculpsit". Das zwischen den beiden Zeilen der Bildunterschrift erscheinende Wort "BERLIN" macht diese Abbildung als Teil der Ornament-Edition der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung erkennbar. Ebenso wie die fehlende Jahreszahl 1640 der Originalbeschriftung von Hollars Radierung deutet die "verrutschte" Ortsangabe darauf hin, dass es sich um einen Fehldruck handelt. Ob die Vorlage für die Druckgrafik, wie in der Bildunterschrift behauptet, von Andrea Mantegna (1431-1506) stammt, ist fraglich. | Wolfgang Rose

Reichverzierter Abendmahlkelch mit Hostienteller

Reichverzierter Abendmahlkelch mit Hostienteller; Faksimile-Druck nach einem Kupferstich von Virgil Solis nach einer Vorlage von Wenzel Jamnitzer (16. Jahrhundert), 1877-1879. Unterhalb der Abbildung beschriftet, links: "Wenzel Jamitzer (1508-1585), rechts: "Hirth: Renaissance. No. 150.", darunter zentriert: Publikations- und Herstellerangaben. Der vorliegende Druck aus Georg Hirths Reihe zur Renaissance-Ornamentik entstand nach einem Hinweis des Kunsthistorikers Rudolf Bergau (1836-1905) aus Nürnberg. Ob die Originalgrafik von Virgil Solis nach realen Objekten des berühmten Goldschmiedes Wenzel Jamnitzer angefertigt wurde oder nach einer grafischen Vorlage, ist nicht bekannt. | Wolfgang Rose

Skizze zu einem Tafelaufsatz

Skizze zu einem Tafelaufsatz mit Figuren und Ornamenten; Faksimile-Druck einer Federzeichnung von H. Holbein d. J. (1533/36), 1877. Unterhalb der Abbildung beschriftet, links: „Hans Holbein d. J. (1497-1543).“, rechts: „Hirth: Renaissance. No. 80.“, darunter zentriert: Publikations- und Herstellerangaben. Die Möglichkeiten des fotomechanischen Reproduktionsdrucks im 19. Jahrhundert zeigt diese Wiedergabe eines Entwurfs aus dem „Englischen Skizzenbuch“ Hans Holbeins des Jüngeren. Erkennbar sind alle Federstriche des Originals. Diese Detailtreue führte bei der Verzeichnung des Druckes im Katalog der Ornamentsammlung von 1884 wahrscheinlich zu der irrtümlichen inhaltlichen Einordnung als „Skizze zu einem verz.[ierten] Springbrunnen“. Anscheinend interpretierte Richard Lehfeld die vertikalen Federstriche, die von einigen Elementen des Tafelaufsatzes ausgehen, als Wasserstrahlen. | Wolfgang Rose

Abbildung eines Bucheinbandes

Vier Ansichten eines Bucheinbandes aus schwarzem Samt, mit vergoldeten und ornamentierten Silberplatten; nach einer Züricher Arbeit aus dem 18. Jahrhundert; Darstellung aus der Zeitschrift „Das Kunsthandwerk“, 1. Jg. (1874); Holzschnitt. Beschriftet oberhalb der Abbildung mit dem Zeitschriftentitel und Publikationsangaben, darunter links: „Goldschmiedekunst. / XVIII. JAHRHUNDERT.“, rechts: „Bucheinband. / Privatbesitz in Zürich.“ Unterhalb der Abbildung erklärender Text. Der hohe Aufwand, mit dem die Design-Vorlagen aus Wilhelm Spemanns Verlag hergestellt wurden, wird hier noch einmal deutlich. Nachdem der Architekt und Lehrer an der Stuttgarter Baugewerbeschule Karl Rieß das originale Objekt mit seiner filigranen Ornamentik „mustergültig“ (Wintterlin) abgezeichnet hatte, wurde die Zeichnung in einem weiteren (Hand-)Arbeitsschritt auf ein Druckmedium – in diesem Fall vermutlich einen Holzstock – übertragen, um mittels der Druckerpresse vervielfältigt werden zu können. | Wolfgang Rose

Abbildung eines gotischen Liederbuchdeckels

Gotischer Liederbuchdeckel mit Doppelwappen und Laubwerk; Treibarbeit, 15. Jahrhundert; Druck 1881. Direkt unterhalb der Abbildung befinden sich ein Maßstab und die Signatur „CAngerer & Göschl ch“. Darunter beschriftet, links: „Der FORMENSCHATZ.“, darunter: „ART TREASURE.“, Mitte: „1881. No. 61“, darunter: „DEUTSCHE ARBEIT. - TRAVAIL ALLEMAND.“, rechts: „L'ART PRATIQUE.“, darunter: „L'ARTE PRATICA.“ Der Druck auf der Basis einer Fotografie gab, wie das Beispiel zeigt, einen besseren Eindruck von der Materialität des abgebildeten Objektes wieder, als es herkömmliche Reproduktionstechniken vermochten. So ist hier sehr gut erkennbar, dass es sich um eine Treibarbeit in Metall handelt. Eine kontrastreiche Wiedergabe der Ornamentik war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht möglich (vgl. zum Unterschied hier: Inventarnummer V16622KbO) | Wolfgang Rose

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