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Glasmuseum Hentrich, Kunstpalast Dauerleihgabe Sammlung Riesch-Zanthier

Dauerleihgabe Sammlung Riesch-Zanthier

Die Gläser aus der Privatsammlung Riesch-Zanthier befinden sich als Dauerleihgabe im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Glasmuseum Hentrich.

[ 2 Objekte ]

Pokal mit Kinderbacchanal

Pokal aus farblosem, dickwandigem Glas. Auf der Kuppa umlaufende Darstellung eines kindlichen Bacchus-Zuges: Drei Putten tragen eine Sänfte mit dem Bacchusknaben, der Wein aus einem Kelch verschüttet; dem geht ein trommelnder Putto vor. Zwei Putten halten einen blumenbekränzten Ziegenbock am Schwanz und an den Vorderläufen, so dass dieser aufrecht mitzieht; ein dritter Putto in dieser Gruppe spielt die Flöte. Ein Pokal im Bayerischen Nationalmuseum München, der dasselbe Motiv spiegelverkehrt trägt (in deutlich groberer Ausführung), wird von Rainer Rückert versuchsweise Johann Moritz Trümper zugeordnet. (vgl. Rückert, Die Glassammlung, 1982, Kat. 814, Taf. 252f.). Gustav E. Pazaurek hatte in eben diesem Glas eine authentische Arbeit Spillers erkannt (Pazaurek, Gondelach, 1927, Abb. 32, S. 53). Robert Schmidt spricht eine Gruppe von drei sehr ähnlichen Gläsern einem namentlich nicht bekannten Glasschneider zu, "der in der Behandlung des Figürlichen eine den Durchschnitt überragende Geschicklichkeit verrät und außerdem den Hochschnittanregungen Spillers in ganz besonderem Maße gefolgt ist. Nur sind seine Akanthusfriese und Steinchenborten fast allzu schwer und wuchtig ausgefallen." (vgl. Schmidt, Brandenburgisches Glas, 1914, S. 87; Taf. 12) Eben dieses Ungleichgewicht zeigt sich auf dem vorliegenden kleinen Pokal mit Kinderbacchanal. Das Motiv geht auf eine grafische Vorlagenserie aus dem Kreis des Kupferstechers Wenzel Hollar zurück, die Martin Winter und Gottfried Spiller bereits um 1700 verwendet haben (Kaiser, Gläserne Welten, 2017, S. 16f.). Einzelne Dekorelemente und die sehr lebendige Darstellung sprechen für eine Zuschreibung an einen Glasschneider aus dem Umkreis Spillers in der Zeit um 1720. [Verena Wasmuth]

Pokal mit erotischer Anspielung

Pokal aus farblosem Glas, ansteigender Fuß, um den Schaftansatz akzentuiert vergoldeter Zungenschliff. Der Schaft mit Strahlenfacetten und einem Kugelbaluster und eingestochenen Luftblasen. Er ist ebenso wie der massive Kuppaansatz zellenfacettiert und partiell vergoldet. Auf der Kuppa die fein geschnittene Darstellung eines Segelbootes mit drei Damen und Narr (?) am Ruder, sowie Baumlandschaft und Umschrift "O Wunder, Wunder über Wunder, So viel Löcher im Schiff u[nd] geht nicht unter". Perlborte am vergoldeten Mündungsrand. Andere Gläser mit diesem Spruch sind dokumentiert (vgl. Bernt, Sprüche auf alten Gläsern, 1928, Nr. 158, S. 33; Auktionshaus Dr. Fischer, Heilbronn, 64. Auktion, 30.11.1991, Los 1986, S. 75). Ein Deckelpokal mit demselben Motiv und Aphorismus gehörte ehemals der Glassammlung Helfried Krug und befindet sich derzeit ebenfalls als Dauerleihgabe im Glasmuseum Hentrich (LP 2017-17 a,b). Zahlreiche Übereinstimmungen in kleinsten Dekordetails deuten darauf hin, dass beide Gläser von demselben Meister geschnitten wurden. Von gleicher Hand dürfte ein Deckelpokal im Bremer Focke-Museum stammen (Baumgärtner, Glaskunst, 1987, Kat. 187, S.224f.). Der Pokal könnte noch in den 1730er Jahren in der Potsdamer Glashütte entstanden sein. Eine Zuschreibung an die Nachfolgemanufaktur in Zechlin ist ebenso denkbar. [Verena Wasmuth]

[Stand der Information: ]