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Glasmuseum Hentrich, Kunstpalast Dauerleihgabe der Sammlung Wolf-Horst Röhl

Dauerleihgabe der Sammlung Wolf-Horst Röhl

Die Objekte in dieser Gruppe befinden sich als Dauerleihgabe im Glasmuseum Hentrich, Museum Kunstpalast, Düsseldorf.

[ 17 Objekte ]

Pokal mit Kugelungen und Kriegstrophäen

Pokal aus farblosem Glas mit konischem Fuß, dessen Oberseite mit einem versenkten Zungenschliff und Sternchenfries unter einer Fiederblattbordüre verziert ist. Der Schaft ist aus einem facettierten Baluster mit eingestochener Luftblase und Nodus mit Linsenfries aufgebaut. Die breit ausgestellte Kuppa auf einer flachen Ringscheibe ist auf der gesamten Wandung mit einem Dekor in Tiefschnitt dekoriert. Symmetrisch dicht angeordnete große Kugelungen – mit zwischengesetzten kleinen Linsen und Sternchen – lassen drei einzelne Felder unterhalb des verwärmten Mündungsrandes frei. Diese Felder tragen jeweils eine geschnittene Staffage aus Kriegstrophäen wie Trommeln, Lanzen und Hellebarden auf angedeuteten Landschaftssockeln. Obgleich die breite Form der Kuppa nicht in das bekannte Produktionssortiment der Potsdamer Manufaktur passt, sprechen Art und Ausführung des Dekors für eine Zuschreibung an die brandenburgisch-preußische Hofglashütte. Der Blick durch die einzelnen Kugelschlifflinsen erlaubt einen interessanten optischen Effekt: Die auf der gegenüberliegenden Wandung angebrachten Kugelungen, Linsen und Sterne wirken verkleinert als flächendeckendes Ornament und scheinbar vervielfältigt. [Verena Wasmuth]

Pokal mit erotischer Szene

Dickwandiger Pokal aus farblosem Glas. Gering gewölbter Fuß, Balusterschaft, trichterförmige Kuppa mit mattgeschliffenem Rundbogenfries mit geblänktem Kugeldekor am Ansatz. Die Wandung mit umlaufendem Landschaftssockel mit Darstellung einer nackten Frau mit einem hohen haubenartigen Kopfputz, die ein Buch hält, in das ein Kavalier mit einem dolchartigen Gegenstand hineinsticht. Auf der Gegenseite ist ein Gebäudekomplex mit Bäumen dargestellt. Unter dem verwärmten Lippenrand verläuft ein Blumenkranz aus geblänkten Kugelungen mit zwischenliegenden kleinen Blattornamenten. Unter dem Fuß mit dem Diamanten eingeritzt "Anno 1700, dem 3. Februar J.W.L." und ein weiteres nicht erkennbares Zeichen. Frühes Beispiel für brandenburgische Gläser mit erotischer Anspielung. Vgl. einen von der Form her identischen Pokal in der Sammlung v. Strasser (Strasser und Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, Nr. 141 und S. 82-83). [Wolf-Horst Röhl]

Becher mit Kinderbacchanal

Konischer Becher aus farblosem, leicht gelbstichigem, dickwandigem Glas, flacher Boden mit eingeschnittener Rosette. Facettierte Wandung, die Mündung ist innen für einen heute fehlenden Deckel abgeschrägt. Auf der Wandung Kugelfries, darüber umlaufende Landschaft mit Kinderbacchanal mit einem sich küssenden Kinderpaar. Zu dem Glas gehört ein passender, aber späterer Lederköcher. Der Schnitt entspricht demjenigen des Spillerschen Deckelbechers der Sammlung Ernesto Wolf (Klesse und Mayr, Sammlung Wolf, 1987, Nr. 128 und S. 92-93), doch gibt es eine Reihe von Bechern mit Kinderbacchanalen (Pazaurek 1927; Ricke, Reflex der Jahrhunderte, 1995, Nr. 164; Klesse und Reineking-von Bock, Glas, 1973, Nr. 408; Strasser und Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, S. 79-81; Mosel, Glas, 1979, Nr. 231). Gottfried Spiller wurde 1683 von seinem Onkel Martin Winter, bei dem er acht Jahre lernte, aus Schlesien nach Potsdam geholt und als Glasschneidergeselle angestellt. Spiller ist bis 1721 in Berlin nachweisbar. Eine Bergkristallkanne ehemals in der Sammlung Hohenzollern-Sigmaringen ist von ihm signiert (Strasser und Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, S. 79). [Wolf-Horst Röhl]

Becher mit Rankenfries und Putti

Becher aus farblosem Glas, überstehender Boden mit geschnittener Rosette. Leicht konische Wandung mit einem geblänkten Kugelfries in Tiefschnitt am Ansatz, die Mündung innen zur Aufnahme eines heute fehlenden Deckels geschliffen. Das breite Mittelregister ist zwischen zwei hochgeschnittenen und wabenfacettierten Bändern mit einem Rankenfries mit vier geflügelten Putti dekoriert. Große, blanke Blumenranken auf mattem Grund sind nach Robert Schmidt eine Potsdamer Spezialität der Zeit um 1710-1720 (Schmidt, Das Glas, 1922, S. 325 und Abb. 190). Susanne Netzer hat eine Rechnung aus dem Nachlass von Königin Sophie Dorothea von 1710 ausgewertet, nachdem derartige Pokale etwas früher datiert werden müssen (Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Kat. 148, S. 243). [Wolf-Horst Röhl]

Pokal mit Flusslandschaft und Segelboot

Deckelpokal aus farblosem Glas, gewölbter Fuß, facettierter Balusterschaft mit eingestochener Luftblase, konische Kuppa, nicht ursprünglich zugehöriger Deckel. Auf der Wandung umlaufende Flusslandschaft, auf dem Fluss ein Segelboot mit Sporn am Bug, darauf drei Frauen und ein Steuermann, der seine linke Hand erhebt und nach oben blickt. Umlaufende Inschrift: "O Wunder Wunder über Wunder So viel Löcher im Schiff u. geht nicht unter." Ein Glas mit demselben Motiv und zweideutigem Aphorismus befindet sich ebenfalls als Dauerleihgabe im Glasmuseum Hentrich (Inv. Nr. L 1974-39). Beide Pokale lassen sich formal noch der Potsdamer Manufaktur aus deren letzten Betriebsjahren um 1730 bis 1736 zuschreiben. Der Deckelpokal stammt aus der Glassammlung Helfried Krug. Brigitte Klesse verortet ihn in Band I ihrer Monografie zu dieser Sammlung ebenfalls noch nach Potsdam. Sie hebt den Detailreichtum des geschnittenen Dekors hervor und liefert zum Wortlaut der Inschrift Literaturhinweise. Die Forschung macht hinsichtlich der Zuschreibung jedoch wiedersprüchliche Angaben. Sabine Baumgärtner datiert einen Deckelpokal im Bremer Focke-Museum von nahezu identischer Form deutlich später in die Zeit 1745 bis 1750 (vgl. Baumgärtner, Glaskunst, 1987, Kat. 187, S. 224). Sie identifiziert ihn damit als Produkt der Zechliner Hütte, die ab 1737 edle Gläser für den preußischen Hof fertigte. Tatsächlich könnte die exquisite Vergoldung des Düsseldorfer Glases ebenfalls für Zechlin als Entstehungsort sprechen. Selbst Robert Schmidt ist hinsichtlich der Zuschreibung dieses Glastyps unentschieden (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 36.2). Er weist darauf hin, dass man in Zechlin, „wo zum Teil dieselben Arbeiter weiterbeschäftigt wurden, keine großen Umwälzungen in den Glasformen hervorgerufen haben“ wird (Schmidt, Das Glas, 1912, S. 319f.). [Wolf-Horst Röhl, Verena Wasmuth]

Deckelpokal mit Bacchanal

Deckelpokal aus farblosem, relativ dickwandigem Glas, konischer Fuß mit Wappen der Familie Eyffler, Hamburg; Balusterschaft, glockenförmige Kuppa, Deckel. Auf der Kuppa die Darstellung eines Bacchanals: Bacchus, Nymphe, zwei Putti, flötespielend und eine Weinkanne tragend, sowie der Flöte spieldende Pan. Der Schnitt entspricht demjenigen eines Deckelpokals der Sammlung Strasser (Strasser 2, S. 329-330, Nr. 201). Die sparsamen Blänkungen und der zurücktretende, silhouettenhafte Hintergrund sind für Elias Rosbach typisch. Vgl. die vier Rosbach-Gläser mit Bacchanalien im Kunstgewerbemuseum Prag (Drahotová, Barokní rezané sklo 1600-1760, 1989, S. 151-153) und ein Glas der Sammlung Ernesto Wolf (Klesse und Mayr, Sammlung Wolf, 1987, Nr. 135). [Wolf-Horst Röhl]

Pokal mit Kinderbacchanal

Pokal aus farblosem, dickwandigem Glas, konischer Fuß mit geschältem und mattiertem Spitzblattfries, facettierter Hohlbalusterschaft mit facettierter Ringscheibe. Am Ansatz der konischen Kuppa wiederholt sich der Spitzblattfries. Darüber die Darstellung eines Kinderbacchanals; der Bacchus-Putto mit Weinlaub im Haar sitzt auf einem Widder und hält eine Traube empor. Der Schnitt entspricht in Qualität und Stil demjenigen eines Glases der Sammlung Ernesto Wolf, auf dem ebenfalls eine bacchantische Szene dargestellt ist (vgl. Klesse und Mayr, Sammlung Wolf, 1987, Nr. 135). Ein facettierter Becher mit identischem Sujet befand sich ehemals in Schloss Charlottenburg. Robert Schmidt identifizierte es als "Allegorie des Herbstes" und vermutete eine Arbeit Martin Winters (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 12). In den Inventaren von Charlottenburg ist der Becher als "Triumph des Bacchus" inventarisiert. Eine ganz ähnliche Darstellung auf einem kleinen Pokal mit marmoriertem Knauf publizierte Schmidt mit dem Besitznachweis "Städtisches Museum Potsdam". Grafiken aus dem Kreis Wenzel Hollars dürften als Vorlage gedient haben, so Schmidt. (Ebenda, Abb. 32, S. 87; Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, S.16–18). [Uta Kaiser, Wolf-Horst Röhl]

Pokal mit Venus und Nymphenraub des Neptun

Pokal aus farblosem, dickwandigem, ein wenig schlierigem Glas, glockenförmiger Fuß, Balusterschaft, konische Kuppa. Auf der Kuppa ein Gewässer, aus dem ein kahlköpfiger und bärtiger Mann (Neptun?) eine Nymphe entführt. Auf einer von Delphinen gezogener Muschel thront Venus, begleitet von zwei Nymphen und einem geflügelten Putto. Der Schnitt ist im gleichen Stil wie derjenige eines Trichterbechers der Sammlung Ernesto Wolf gehalten (vgl. Klesse und Mayr, Sammlung Wolf, 1987, Nr. 136). Vgl. ein sehr ähnliches Glas aus der Sammlung Dettmers (Auktionskat. The Dettmers Collection of European Glass, Sotheby’s, London, 23.11.1999, Nr. 82). [Wolf-Horst Röhl]

Pokal mit Venus und Adonis

Pokal aus farblosem, dickwandigem Glas, glockenförmiger Fuß, Balusterschaft, glockenförmige Kuppa. Auf der Kuppa Liebeslaube mit Venus und bogenspannendem Amor, denen sich Adonis mit einem Speer über der Schulter nähert. Ein Pokal gleichen Themas und offenbar auch von demselben Künstler ist in der Sammlung des Museums für Kunsthandwerk in Frankfurt (Ohm, Europäisches und außereuropäisches Glas, 1980, S. 191, Nr. 405). Der Schnitt entspricht in Qualität und Stil demjenigen eines Glases der Sammlung Ernesto Wolf (vgl. Klesse/Mayr, Sammlung Wolf, 1987, Nr. 135). Die Gläser weisen Ähnlichkeiten mit einem Pokal auf, den Robert Schmidt Johann Christian Bode zuschreibt (Schmidt, Das Glas, 1922, Abb. 193). Alternativ käme Heinrich Jäger in Frage. Johann Christian Bode arbeitete seit 1718 in Potsdam, wo er 1751 starb. Neben den herausragenden Vertretern des brandenburgischen Glasschnitts Spiller und Rosbach war er wohl derjenige, der sich am ehesten an mythologische Themen heranwagte. [Wolf-Horst Röhl]

Fußbecher mit polnisch-litauischem und kursächsischem Wappen

Massiver gestufter Stand aus farblosem Glas mit Rosette unter dem Boden, trichterförmige Kuppa mit Eisfuß, Lippenrand plangeschliffen. In flachem Mattschnitt das bekrönte Wappen von Polen-Litauen während der Herrschaft der Wettiner in Rollwerkkartusche von Trophäen umgeben. Unterhalb der Kartusche die Jahreszahl 1737 zwischen zwei übereinanderliegenden Perlborten. Am 1. Mai 1737 wurde in Wien der Definitivfriede zur Beendigung des Polnischen Erbfolgekrieges geschlossen, der Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (1696–1763) als König von Polen bestätigte. [Verena Wasmuth]

Deckelpokal mit dem "Kampf um die Hose"

Deckelpokal aus farblosem Glas, leicht aufgewölbter Fuß, Hohlbalusterschaft, leicht konische Kuppa, Deckel mit Balusterknauf. Auf der Kuppa streiten sich fünf Frauen um eine Männerbundhose, zum Teil bewaffnet mit Messer, Heurechen und Spieß. Ein junger Kavalier mit Federhut macht sich derweil aus dem Staub. Der "Kampf um die Hose" ist ein beliebtes Motiv der Graphik des 18. und 19. Jahrhunderts. Dabei tritt die Hose anstelle eines Mannes, den mehrere Frauen gleichzeitig begehren. Während die Frauen sich noch bekämpfen, stiehlt sich der Mann davon, so dass keine ihn bekommt. Ein Glas mit diesem Motiv befindet sich im Kunstgewerbemuseum Prag (Drahotová, Barokní rezané sklo 1600-1760, 1989, Nr. 157). Ein Pokal im Kestner-Museum, Hannover, könnte von derselben Hand graviert sein (Mosel, Glas, 1979, Nr. 244; vgl. Kovacek, Glas aus 5 Jahrhunderten, 1990, Nr. 51). Dieses Glas zeigt einen holländischen Bauerntanz und wird versuchsweise dem Berliner Glasschneider Johann Christian Bode zugeschrieben. [Wolf-Horst Röhl]

Pokal mit Wappen des Königs von England und Hannover

Pokal aus farblosem Glas, leicht konischer Fuß, pseudofacettierter Doppelbalusterschaft, leicht konische Kuppa. Auf der Kuppa das Wappen der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover in der seit 1714 gültigen Form und mit dem Hosenbandorden, dessen Band von einem Einhorn und einem bekrönten Löwen gehalten wird. Unterhalb des Wappens die Devise der englischen Könige, "Dieu et mon droit". Zur Wappendarstellung vgl. einen Holzschnitt des Wappens zum Regierungsantritt von Georg II. (mit kleinen Unterschieden zum vorliegenden Wappen; Rohr, Lauensteiner Glas, 1991, S. 55). Vgl. einen Pokal von 1716 mit geschliffenem Schaft (Schmidt, Das Glas, 1922, Abb. 188) und ein Glas im Glasmuseum Hentrich (Inv. Nr. P 1940-131; Jantzen, Deutsches Glas, 1960, S. 36, Nr. 102, Taf. 47). Schäfte mit gegeneinander gestellten Balustern waren in Potsdam über einen längeren Zeitraum beliebt. [Wolf-Horst Röhl]

Pokal mit Freundschaftsszene

Pokal aus farblosem Glas, glockenförmiger Fuß, Balusterschaft, kegelförmige Kuppa. Auf der Kuppa Landschaft mit Dorf und zwei Herren, von denen der rechte dem linken eine Blume reicht und in der linken ein Flötenglas hält. Inschrift über dem Dorf: "Aux Amis Veritable". Die Schaftform mit Vergoldung ist typisch für Produkte der Zechliner Hütte (ab 1736). Der Schnitt hat Ähnlichkeiten zu einem Pokal der Sammlung Strasser, den dieser als eine Arbeit von Elias Rosbach einstuft (Strasser und Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, Nr. 152). Hier wie dort sind Gewänder und andere Details mit sehr großer Liebe zum Detail ausgeführt und wirken die Gestalten etwas steif. Allerdings sind beim vorliegenden Glas Landschaftssockel, Baum und Strauchwerk weit weniger aufwendig gestaltet. Er ist offenbar von derselben Hand wie ein Fußbecher mit Segensgruß für das Alter (Inv. Nr. LP 2017-27), der ebenfalls im Glasmuseum Hentrich aufbewahrt wird. [Wolf-Horst Röhl]

Pokal mit Segensgruß für das Alter

Pokal aus farblosem Glas, glockenförmiger Fuß, kurzer Schaft, ausgestellte Kuppa. Auf der Kuppa umlaufende Landschaft. Ein abgebrochener Baum, der an einem Ast wieder ausschlägt, wird von der Sonne beschienen und von einer Gießkanne begossen, die von einem aus Wolken herausragenden Arm gehalten wird. Darüber die Inschrift: "Daß es unß woll gehe in unsern alten Tagen". Der Pokal hat eine für Zechlin typische Form und Vergoldung (vgl. Schmidt, Das Glas, 1922, Abb. 195). Der Schnitt hat Ähnlichkeiten zu einem Pokal der Sammlung Strasser, den dieser als eine Arbeit von Elias Rosbach einstuft (Strasser und Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, Nr. 151). Bei allen Übereinstimmungen ist der vorliegende Pokal jedoch weniger aufwendig ausgeführt. Er ist offenbar von derselben Hand wie ein Pokal mit Freundschaftsszene (Inv. Nr. LP 2017-26), der ebenfalls im Glasmuseum Hentrich aufbewahrt wird. [Wolf-Horst Röhl]

Fußbecher mit Treibjagd

Fußbecher aus farblosem Glas, konischer Fuß, kurzer, vergoldeter Schaft, konische Kuppa. Auf der Kuppa umlaufende Landschaft mit Treibjagd auf Hirsche, einen Hasen und einen Rehbock, die von einem Reiter, einem Jäger mit Horn und Hunden in ein Netz getrieben werden. Zwei Vögel fliegen auf. Offenbar von der gleichen Hand sind ein schlesischer Pokal aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (Auktionskatalog Fischer, Heilbronn, Nr. 117, Los 331) und ein Fußbecher mit Deckel um 1760 (Fischer, Heilbronn, Nr. 108, Los 469). Gegenüber diesen fehlt dem vorliegenden Glas jedoch die Rokokoornamentik. Möglicherweise ein schlesischer Glasschneider, der zeitweise in Zechlin arbeitete? [Wolf-Horst Röhl]

Spitzkelch mit Wappen des Friedrich Wilhelm von Kannenberg

Spitzkelch aus farblosem Glas, flach ansteigender Fuß, der massive, sich weiternde Schaft geht unmittelbar in die trichterförmige Kuppa über. Auf der Kuppa ein von Löwen gehaltenes Medaillon mit Wappen (in den Feldern 1 und 3 jeweils drei Henkelkrüge, in den Feldern 2 und 4 ein Malteserkreuz). Darüber die Inschrift: "Bien vivre et en jouir". Es handelt sich um das Wappen von Friedrich Wilhelm von Kannenberg (1693–1762), wie er es als Ritter des Johanniterordens seit 1728 trug. Kannenberg war Erbmarschall des Fürstentums Minden und stand als Oberst der Garde du Corps in preußischen Diensten. 1742 übertrug ihm Friedrich II. das Garderegiment IV. Im gleichen Jahr beantragte Kannenberg wegen einer älteren Verletzung aus der Schlacht bei Mollwitz seine Entlassung. 1753 bekam er den Schwarzen Adlerorden und wurde zugleich als Oberhofmeister der späteren Königin Elisabeth Christine bestellt. Stilistisch, und auch weil der höchste preußische Orden auf dem Spitzkelch fehlt, ist eine Datierung um 1740 anzunehmen. [Verena Wasmuth]

Deckelpokal mit Hirschjagd und Hirsch des Hl. Hubertus

Deckelpokal aus farblosem Glas, geschweift ansteigender Fuß, Kompositschaft und glockenförmige Kuppa mit korrespondierend gestaltetem Deckel. Auf der Kuppa umlaufende Landschaft mit Hirschjagd. Eine Hundemeute treibt den Hirsch einer Gruppe von drei Jägern zu, von denen einer seine Büchse im Anschlag in der Astgabel eines abgebrochenen Baums aufgelegt hat. Eine kleine Luftblase im Glas befindet sich an der Stelle, wo der Blattschuss sitzen sollte. Auf der Gegenseite weitere Jäger stehend und zu Pferde, im Hintergrund ein Kirchturm und Hügel, obenauf miniarturartig eine Hirsch in Frontalansicht, der zwischen seinem Geweih ein Kreuz als Sinnbild für den heiligen Hubertus trägt. Darüber die Inschrift: "Alle brave Jäger und Weidegenosen, hübsche Mädgens mit eingeschlosen". Die Darstellung weist neben der äußersten Feinheit des Schnitts auch ansonsten für Rosbach typische Charakteristika auf, so die Trennung zwischen eigentlicher Szene und silhouettenartigem, schwachem Hintergrund. Vgl. die von Rosbach signierten Pokale der Sammlung Wolf, des Museums für Angewandte Kunst in Köln und des Corning Museum of Glass (Klesse und Mayr, Sammlung Wolf, 1987, Nr. 137; Strasser und Baumgärtner, Licht und Farbe, 2002, S. 83-84). Die Form des Pokals entspricht im wesentlichen derjenigen eines Deckelpokals der Sammlung Wolf (Klesse und Mayr 1987, Nr. 138). [Wolf-Horst Röhl]

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