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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3983 Objekte ]

Modell einer Rammmaschine, um 1800

Auf einem Schwellenrahmen ist ein in der Neigung verstellbarer Rahmen aufgestellt. Dreht man die Seilwinde, kann der Bär (der Rammklotz) nach oben gehoben werden. Mit einem Hebel wird der Bär ausgeklinkt und fällt – an zwei Hölzern geführt – nach unten auf einen Stößel. Dieser wiederum schlägt auf den einzurammenden Pfahl. Vor allem im Tiefbau und im Gewässerbau waren Gründungen auf Holzpfählen notwendig. [Frank Lang]

Modell verschiedener Gerätschaften einer Ölmühle, von einem Wasserrad...

Auf einem Grundbrett, das auf gedrechselten Füßchen steht, werden an ein Mühlrad mit Wellbaum verschiedene Gerätschaften angeschlossen. Im Uhrzeigersinn findet sich zunächst ein Stampfwerk, eine Flachsbreche, eine Schrotmühle, ein Kollergang, ein Walzenstuhl, eine zweite Flachsbreche und ein Hammerwerk. Alle diese Geräte können in einer Ölmühle in Gebrauch genommen werden und beim Vorbereiten spezieller Ölfrüchte in Einsatz kommen. [Frank Lang]

Modell einer Futterschneidmaschine, um 1800

Im Grunde ist eine herkömmliche Futterschneidebank in ein Rahmengestell eingestellt worden, um mit einer Welle samt Riemenscheibe den mechanischen Antrieb möglich zu machen. Das Schneidemesser wird von einer Exzenterscheibe getrieben, seitlich geführt und in der Art einer Guillotine auf und ab bewegt. Für den Vorschub des Strohs sorgt ein Mechanismus aus gelenkig verbundenen Hölzern und Drähten, der rhythmisch über eine Kurbelwelle den Vorschubkamm anhebt und senkt. [Frank Lang]

Modell einer Kombination von Mühleneinrichtungen, um 1800

Auf einem Grundbrett, das auf gedrechselten Füßchen steht, sind an ein Mühlrad mit Wellbaum verschiedene Gerätschaften angeschlossen. Im Uhrzeigersinn betrachtet, kommt zunächst ein Fragment eines Rahmengestells, dessen ausgestemmte Führungen auf ein Stampfwerk hinweisen. Der zweite Kasten könnte eine Schrotmühle darstellen. Es folgt eine zylindrische Siebeinrichtung, eine Putzmühle vermutlich, die über umgelenkte Riemen angetrieben ist. Schließlich das Fragment einer Presse, deren Anschluss an den Wellbaum aufgrund der fehlenden Teile unklar ist. Ein Walzenstuhl und ein Hammerwerk komplettieren die Vielfalt der Möglichkeiten Mühlengerätschaften aller Art mit Wasserkraft anzutreiben. In diesem Modell wurden vorwiegend die Hilfsmittel einer Ölmühle vorgestellt. [Frank Lang]

Aureus des Antoninus Pius mit Darstellung des opfernden Kaisers

Antoninus Pius war für seine tiefe Religiosität bekannt und führte bereits zu Lebzeiten den Beinamen Pius, der Fromme. Auf der Vorderseite des Aureus ist die Büste des Kaisers im Profil nach rechts dargestellt und mit der Namensinschrift „ANTONINVS AVG(ustus) PIVS P(ater) P(atriae) TR(ibunitia) P(otestas) XXII“ versehen. Die rückseitige Darstellung betont bildlich die Frömmigkeit des Herrschers. Sie zeigt den mit einer Toga bekleideten Kaiser, der den Göttern mit einer Patera (Opferschale) über einem Dreifuß ein Trankopfer darbringt. Die Münze wurde zum 20. Regierungsjubiläum ausgegeben, wie die Inschrift „VOTA SVSCEPTA DEC(ennalia) III CO(n)S(ul) IIII“ mitteilt. Sie verweist auf seine Gelübde für das dritte Jahrzehnt der Regierung und auf seine vierte Amtszeit als Konsul. [Noreen Klingspor]

Denar des Antoninus Pius mit Darstellung der Salus

Die Vorderseite des Denars zeigt die mit einem Lorbeerkranz geschmückte Büste Antoninus Pius im Profil nach rechts. Die Inschrift „ANTONINVS AVG(ustus) PIVS P(ater) P(atriae) TR(ibunitia) P(otestas) XII“ belegt, dass der Kaiser zu diesem Zeitpunkt die tribunizische Gewalt zum zwölften Mal inne hatte und die Silbermünze somit 148-149 n.Chr. geprägt wurde. Auf der Rückseite ist Salus, die römische Personifikation des Wohlergehens, mit ihren Attributen dargestellt. Die weibliche Figur steht zentral im Bildfeld und hält das Ruder in der rechten Hand über einen Globus, während sie mit ihrer Linken eine Schlange auf einem Altar füttert. Mit der Auswahl dieses Motivs demonstrierte Antonius Pius seine Fürsorge für das römische Volk, das unter seiner Herrschaft eine Zeit wirtschaftlicher und politischer Stabilität erlebte. [Noreen Klingspor]

Sesterz des Antoninus Pius mit Darstellung der Annona Augusti

Der Sesterz des Antonius Pius zeigt auf der Vorderseite das Porträt des Kaisers. Auf der Rückseite verweist die Inschrift „ANNONA AVG(usti)“ auf die Getreideversorgung der Stadt Rom durch den Kaiser. Sie wird durch die frontal dargestellte Frauenfigur personifiziert, die in ihren Händen ein Füllhorn und Kornähren über einen Kornscheffel (modius) hält. Der Schiffsbug zu ihren Füßen versinnbildlicht die geregelte Lebensmittelzufuhr aus den Anbaugebieten, die der Kaiser garantierte. Mit der Wahl Münzbilds bezog sich Antoninus Pius auf Augustus (reg. 31 v. Chr – 14 n. Chr.), der die Verpflegung der stadtrömischen Bevölkerung staatlich organisiert hatte, und ließ sich auf diese Weise als Wohltäter Roms darstellen. [Noreen Klingspor]

Denar des Hadrian für Aelius Caesar mit Darstellung der Salus

Meist versinnbildlichen Personifikationen auf kaiserzeitlichen Münzen allgemein gehaltene Eigenschaften des idealen, nicht unbedingt des realen Herrschers und die daraus resultierenden positiven Folgen für das römische Volk. Auch Salus, die Verkörperung der Gesundheit und des Wohlergehens, kann in diesem Sinn gedeutet werden, doch bezieht sie sich als Motiv auf diesem Denar für Lucius Aelius ganz konkret auf den körperlichen Zustand des Caesars und designierten Nachfolgers. Kaiser Hadrian hatte offenbar schlecht gewählt, denn bereits zum Zeitpunkt der Adoption durch den Herrscher 136 n. Chr. soll Aelius schwer krank gewesen sein. Tatsächlich starb er nur 18 Monate später. Das Münzmotiv selbst bildet eine interessante Kombination aus griechischer und römischer Ikonografie: Salus füttert eine Schlange aus der Schale in ihrer Hand, ganz ähnlich der griechischen Göttin Hygieia; gleichzeitig scheint sie aber auch an dem vor ihr stehenden Altar eine Opferhandlung zu vollziehen, wie es der üblichen Darstellungsweise römischer Personifikationen entspricht. [Sonja Hommen]

Aureus des Hadrian für Aelius Caesar mit Darstellung der Concordia

Da die Ehe Kaiser Hadrians mit Vibia Sabina kinderlos geblieben war und eine Regelung der Nachfolge nach fast zwanzig Regierungsjahren immer dringlicher wurde, adoptierte der Herrscher 136 n. Chr. den Senator Lucius Ceionius Commodus, der fortan den Familiennamen Hadrians, Aelius, trug. Das Münzporträt auf der Vorderseite dieses Aureus lässt eine bewusste Angleichung an das Abbild des Kaisers und Adoptivvaters erkennen, von dem Lucius Aelius die Lockenfrisur und natürlich den bis dahin bei Herrscherporträts unüblichen Vollbart übernahm. Der typische Lorbeerkranz der römischen Kaiser ist auf keinem seiner Porträts zu sehen; offenbar stand ihm dieser noch nicht zu, vor allem da er keine militärischen Erfolge vorzuweisen hatte. Die Rückseite der Münze ziert die Personifikation der Concordia, die für die Eintracht und Freundschaft zwischen dem Augustus Hadrian und seinem auserwählten Caesar steht, der durch diesen Titel als designierter Nachfolger kenntlich gemacht wird. [Sonja Hommen]

Aureus des Hadrian mit Darstellung des Hercules

Einer der beliebtesten Helden der griechischen und römischen Mythologie, der Halbgott Herakles bzw. Hercules, ist auf der Rückseite dieser Goldmünze des Kaisers Hadrian dargestellt. Scheinbar erschöpft von seinen vielen Taten sitzt er triumphierend auf einem Haufen aus Waffen und Rüstungsteilen. Mit der rechten Hand hält er sein typisches Attribut, eine Keule, dagegen ist der Gegenstand in seiner Linken kaum zu erkennen. Es soll sich dabei um einen Spinnrocken handeln, ein häusliches Werkzeug, das nicht so leicht mit dem Bild des kampferprobten, übermenschlich starken Heros vereinbar ist. Dem Mythos zufolge soll Hercules längere Zeit Diener der lydischen Königin Omphale gewesen und als solcher auch bei der Hausarbeit eingesetzt worden sein. Als Motiv auf Münzen des Kaisers Hadrian verweist der Heros zum einen auf dessen Geburtsort in Spanien, der nicht weit von dem berühmten Hercules-Heiligtum in Gadir entfernt lag, zum anderen auf die beiden gemeinsame Reisefreudigkeit. [Sonja Hommen]

Denar des Hadrian mit Darstellung der Spes

Die Hoffnung, die als positive Erwartung auf die nahe Zukunft gerichtet ist, schreitet in Form ihrer Personifikation Spes mit gerafftem Gewand voran. In der erhobenen Hand trägt sie eine Blume, ein fragiles und vergängliches Attribut, das sie jemandem überreichen zu wollen scheint. Haltung und Kleidung der Spes erinnern an weibliche Skulpturen aus der auch für die damaligen Römer längst vergangenen Epoche der griechischen Archaik. Tatsächlich scheint für dieses Motiv eine Kultstatue aus dem Spes-Heiligtum in Rom Vorbild gewesen zu sein, das in augusteischer Zeit in archaisierendem Stil gefertigt worden war. Für Kaiser Hadrian war Spes auch ein Hinweis auf die positiven Hoffnungen und Erwartungen, die er mit seiner Herrschaft assoziiert sehen wollte. [Sonja Hommen]

Sesterz des Hadrian mit Darstellung der Felicitas

Ein besonders schönes Porträt des Kaisers Hadrian ist auf der Vorderseite dieser Bronzemünze zu finden. Der Herrscher zeigt sich hier mit dem für ihn typischen Vollbart, durch den er sich von seinen Vorgängern unterschied und der ihn, im Gegensatz zu der glatten Rasur der Soldaten, im Stil griechischer Gelehrtenporträts als Philosophen kennzeichnete. Auf der Münzrückseite ist die Personifikation der Freude, Felicitas, dargestellt, deren auf materiellen Wohlstand ausgerichtete Attribute verraten, das vor allem ein voller Bauch und ausreichende finanzielle Mittel als Garanten der Freude angesehen wurden: Das Füllhorn symbolisiert im engeren Sinn einen Überfluss an Feldfrüchten, der Caduceus, Stab des Merkur, steht für Handel und Warenverkehr. Philosophen wie Seneca kritisierten die Oberflächlichkeit dieser Felicitas, welche von römischen Bürgern gern echten Tugenden wie der meist beschwerlichen Gerechtigkeit vorgezogen wurde, doch war sie andererseits natürlich ganz im Sinne der Herrschenden. [Sonja Hommen]

As des Hadrian für Aelius Caesar mit Darstellung der Pannonia

Ein seltenes Motiv begegnet auf der Rückseite dieser Bronzemünze für Lucius Aelius Caesar: Die Personifikation der Provinz Pannonien, die Teile des heutigen Ungarn, Österreich und des Westbalkanraumes umfasste. Zahlreiche römische Provinzen ließ Kaiser Hadrian auf seinen Münzen abbilden, doch die Darstellung Pannoniens reservierte er für die Prägungen seines designierten Nachfolgers. Dieser wurde kurz nach seiner Adoption durch den Herrscher zum Statthalter dieser Provinz ernannt, was ihm das Oberkommando über die vier dort stationierten Legionen einbrachte. Die Geschichte des Römischen Reiches hatte oft genug gezeigt, dass militärischer Rückhalt für die Durchsetzung des Machtanspruchs eines zukünftigen Kaisers von großer Bedeutung sein konnte, weshalb die Übergabe Pannoniens an Aelius eine kluge und vorrausschauende Maßnahme Hadrians war. Auch das Münzbild verdeutlicht die Wehrhaftigkeit und militärische Bedeutung der Provinz an der Grenze des Römischen Reiches: Die Personifikation, die als Zeichen der Romanisierung der Region in ein römisches Gewand gekleidet ist, hält ein Vexillum, das älteste und heiligste Feldzeichen der Legionen, in der rechten Hand. [Sonja Hommen]

Messer aus Set für den europäischen Markt, frühes 17. Jahrhundert

Diese sechs Messer mit den aufwendig geschnitzten Elfenbeingriffen scheinen nur auf den ersten Blick von den fremden Kulturen ihrer südostasiatischen Herkunft zu erzählen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Reliefs europäischen Bildprogrammen folgen und als Exportprodukte für den europäischen Kunstmarkt schon im 17. Jahrhundert wohl speziell den hiesigen Geschmack der fürstlichen Sammler treffen sollten. Bei diesem Messer ist der Griff in Form einer männlichen Gestalt gebildet. [Maaike van Rijn]

Messer aus Set für den europäischen Markt, frühes 17. Jahrhundert

Diese sechs Messer mit den aufwendig geschnitzten Elfenbeingriffen scheinen nur auf den ersten Blick von den fremden Kulturen ihrer südostasiatischen Herkunft zu erzählen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Reliefs europäischen Bildprogrammen folgen und als Exportprodukte für den europäischen Kunstmarkt schon im 17. Jahrhundert wohl speziell den hiesigen Geschmack der fürstlichen Sammler treffen sollten. Bei diesem Messer ist der Griff in Form einer weiblichen Gestalt gebildet. [Maaike van Rijn]

Messer aus Set für den europäischen Markt, frühes 17. Jahrhundert

Diese sechs Messer mit den aufwendig geschnitzten Elfenbeingriffen scheinen nur auf den ersten Blick von den fremden Kulturen ihrer südostasiatischen Herkunft zu erzählen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Reliefs europäischen Bildprogrammen folgen und als Exportprodukte für den europäischen Kunstmarkt schon im 17. Jahrhundert wohl speziell den hiesigen Geschmack der fürstlichen Sammler treffen sollten. Bei diesem Messer ist der Griff in Form einer weiblichen Gestalt gebildet. [Maaike van Rijn]

Denar der Sabina mit Darstellung der Concordia

Eine würdevoll thronende Dame verkörpert auf dieser Münze die eheliche Eintracht des Kaiserpaares, die Concordia Augusta, die für den Fortbestand der Herrscherfamilie und somit für die Zukunft des römischen Staates von großer Bedeutung war. Doch die hier beschworene glückliche Ehe von Hadrian und Sabina war offenbar nicht von Zuneigung geprägt und blieb kinderlos. Das Motiv der sitzenden Concordia mit einer Opferschale in ihrer ausgestreckten Rechten weist auf eine Kultstatue, die im republikanischen Concordia-Tempel auf dem Forum Romanum für die politische Einheit Roms stand. Auf dieser besonders schön erhaltenen Münze lassen sich Einzelheiten erkennen wie die Statue der Spes, Personifikaton der dynastischen Hoffnung, auf welche sich der Arm der Concordia stützt, als auch das Füllhorn unter dem Thron oder Details der Frisur. [Sonja Hommen]

Hirschgeweihstange, graviert mit Wappen und Ansichten württembergischer Städte,...

"Mein Land hat kleine Städte..." lässt Justinus Kerner 1818 Eberhard im Bart über sein Herzogtum sagen. Seine Ballade gilt als heimliche Landeshymne der Württemberger. Die kleinen Ansichten württembergischer Städte, Klöster und Burgen scheinen diese Charakterisierung zu illustrieren. Hans Georg Ruoff, der die Geweihstange signiert hat, war ein Büchsenschäfter, also ein Handwerker, der Schäfte für Feuerwaffen hergestellt und verziert hat. [Rainer Y]

Sesterz des Trajan mit Darstellung der Alimenta Italiae

Die Sicherung von Wohlstand und materieller Versorgung zeichnete in den Augen des römischen Volkes einen guten Herrscher aus, weshalb Personifikationen von Fruchtbarkeit, Ernte und Überfluss, wie Annona oder Abundantia, beliebte Motive der kaiserlichen Münzprägung waren. Ihre typischen Attribute, ein überquellendes Füllhorn sowie Kornähren in der rechten Hand, trägt auch die weibliche Person auf diesem Sesterz, die auf Grund der Benennung im Bildabschnitt als personifizierte ALIM(enta) ITAL(iae) angesprochen werden kann. Diese „Alimente“ waren als kaiserliche Versorgungsleistung zur materiellen Unterstützung benachteiligter Kinder von Nerva eingeführt und von seinem Nachfolger Trajan erheblich ausgeweitet worden. Das Kind, das links neben der Alimenta steht und über das sie schützend ihre Hand auszustrecken scheint, hält eine Schriftrolle in der Hand, die vielleicht eine Art Berechtigungsschreiben für diese kaiserliche Wohltat beinhaltet. [Sonja Hommen]

Sesterz des Nero mit Darstellung der Annona und Ceres

Annona Augusti ist eine römische Gottheit, die seit Neros Regierungszeit auf Münzen die Getreideversorgung des Römischen Reiches darstellt. Dank gut organisierter Importe und großer Vorratslager war sie für die Bürger Roms stets gesichert. Das Attribut der Göttin ist ein Füllhorn. Auf diesem Sesterz steht Annona neben der sitzenden Ceres, der Göttin des Ackerbaus und der Erde, die in der linken Hand eine Fackel und in der rechten Ähren hält. Beide Gottheiten repräsentieren also den Wohlstand und die Versorgung mit Getreide, die der römische Staat seinen Bürgern gewährleistet. Im Hintergrund ragt zwischen den beiden Figuren eine prora auf, der Bug eines Schiffes. Es steht symbolisch für die Seemacht Roms, hier jedoch auch für den Import von Getreide. Nero ließ auf dieser Münze also seine gute Regierung, aber auch die Macht Roms darstellen. [Delia Scheffer]

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Aequitas

Keine andere römische Tugend findet sich so häufig auf Münzen der römischen Kaiserzeit wie Aequitas, die Personifikation der Gerechtigkeit und Gleichheit. Ihre Waage symbolisiert Ausgewogenheit, das Füllhorn Reichtum, von dem jeder seinen gerechten, ihm zugemessenen Anteil bekommen soll. Durch die Umschrift AQVITATI AVGG (Augustorum) auf diesem Denar gibt sich der Kaiser (mit seinen Söhnen) selbst als Garant und Urheber dieser Gerechtigkeit aus. Als Bildmotiv auf Münzen bezieht sich diese Botschaft weniger auf römische Politik und Rechtsprechung als vielmehr ganz konkret auf das Gleichmaß der kaiserlichen Emissionen in Gewicht und Metallgehalt und ihre Zuverlässigkeit als Zahlungsmittel. Interessanterweise waren zum Zeitpunkt der Prägung dieses Exemplars, am Ende des 2. Jahrhunderts, Silberanteil und Kaufkraft der Denare im Vergleich zu früheren Jahrzehnten deutlich gesunken. [Sonja Hommen]

Medaille von Pierre Woeiriot de Bouzey auf die Heirat von Erich II. von...

Herzog Erich II. von Braunschweig-Calenberg-Göttingen heiratete 1575 in zweiter Ehe Dorothea, eine Tochter Franz’ I. von Lothringen und Christinas von Dänemark. Die Medaille, die auf diesen Anlass ausgegeben wurde, entstand in Nancy, wo auch die Hochzeit gefeiert wurde. Die Prägung zeigt auf der Vorderseite in der Mitte die ineinander verschlungenen Buchstaben E und D – die Initialen der Eheleute – und nennt am Rand ihre Namen: ERICVS ET DOROTHEA. Auf der Rückseite ist ein Altar mit der Aufschrift FIDEI – der Treue – dargestellt, über dem sich zwei Hände vereinigen. Die Umschrift lautet AD PERP(etuam) FOEL(icis) CONNUB(ii) MEMOR(iam) – zur immer währenden Erinnerung an die glückliche Ehe. [Matthias Ohm]

Medaille auf die Erbauung der neuen Fassade des Louvre, 1667

König Ludwig XIV. (1683-1715) von Frankreich und Navarra, besser bekannt als der „Sonnenkönig“, verhalf der französischen Kultur durch das fördern von Wissenschaft und Kunst zu einer Blütezeit. Unter seiner Regentschaft wurde die Ostseite des Louvre, der heute das drittgrößte Museum der Welt beherbergt, umgestaltet. Die ursprünglichen Baupläne des italienischen Architekten Bernini wurden nicht umgesetzt. Stattdessen wählte Ludwig XIV. den Entwurf des französischen Künstlerkollektivs mit Louis Le Vau, Charles Le Brun sowie den Brüdern Claude und Charles Perrault. Die Bauzeit begann 1667 und wurde nach 7 Jahre vorzeitig eingestellt. Die Medaille zeigt auf dem Revers die Planzeichnung der neuen Fassadengestaltung der Ostseite: mit ihren freistehenden Kolonnaden prägte sie den Baustil zukünftiger Epochen in Frankreich. Die Legende LVDOVICO XIV. REGNANTE ET AEDIFICANTE auf der Vorderseite der Medaille weist König Ludwig XIV. als Bauherrn aus. [Lilian Groß]

Vermählungsmedaille, frühes 17. Jahrhundert

Auf der Vorderseite der Medaille ist ein Brautpaar dargestellt, das sich durch einen Handschlag miteinander verbindet. Aus den Wolken fallen die Strahlen des göttlichen Segens auf die Beiden. Die Umschrift lautet: JUNIGMUS OPTATAS SUB AMICO FOEDERE DEXTRAS – Wir vereinen nach Wunsch die rechten Hände zu einem innigen Bündnis. Die Rückseite zeigt in einem Kranz aus Rosen die Inschrift UXOR CASTA EST ROSA SVAVIS – Eine treue Frau ist (wie) eine süße Rose; die Umschrift lautet: SICVT SOL ORIENS DEI SIC MVLIER BONA DOMVS EIVS ORNAMENTVM – So wie die aufgehende Sonne eine Zierde für Gott ist, so ist eine gute Ehefrau eine Zierde für ihr Haus. Vermutlich wurde diese Medaille nicht aus Anlass einer bestimmten Heirat geschaffen, sondern sollte ganz allgemein als Geschenk bei Hochzeiten dienen. Sie zählt zu den so genannten „Judenmedaillen“, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts vermutlich in Prag entstanden. [Matthias Ohm]

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