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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3983 Objekte ]

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung der Libertas

Libertas, die Personifikation der Freiheit, ist an einem besonderen Attribut zu erkennen: In ihrer Rechten hält sie eine als Pileus bezeichnete Filzkappe, die ähnlich der Toga als Zeichen des römischen Bürgerrechts galt und vor allem von freigelassenen Sklaven getragen wurde. Ein Füllhorn, das Symbol für Großzügigkeit und Überfluss, wurde dieser ältesten auf römischen Münzen dargestellten Personifikation erst im 3. Jahrhundert hinzugefügt, um den Zusammenhang von Freigebigkeit (Liberalitas) und Freiheit (Libertas) zu betonen. Der junge Kaiser Severus Alexander wollte mit dieser Prägung aus seinem ersten Regierungsjahr nach der tyrannischen Herrschaft seines Vorgängers Elagabal offenbar die wiederhergestellte Freiheit des römischen Staates und seiner Bürger verkünden. [Sonja Hommen]

Antoninian des Gordian III. mit Darstellung der Pax

Die Eile und Dringlichkeit, mit der Pax, die Personifikation des Friedens, durch das Münzbild läuft und ihren Olivenzweig vorstreckt, verdeutlicht sehr anschaulich das Bedürfnis nach einem Ende der kriegerischen Konflikte, welche zur Zeit der Prägung dieses Antoninian unter Gordian III. im Römischen Reich herrschten. Die hier beschworene Pax Augusti, also der vom Kaiser herbeigeführte und garantierte Frieden, war zur Zeit des Augustus ein tatsächlicher Zustand, fast dreihundert Jahre später aber gefährdeten Aufstände in den Provinzen und Kriege an den Grenzen des riesigen Reiches Sicherheit und Wohlstand. Nur militärische Siege konnten in dieser Situation noch den Frieden bringen, weshalb Pax hier, kampfbereit mit einem Helm ausgerüstet, in der sonst für die Siegesgöttin Viktoria typischen Haltung des Herbeieilens dargestellt ist. [Sonja Hommen]

Denar der Julia Domna mit Darstellung der Pietas

Eine der wichtigsten römischen Tugenden, die Pietas, verpflichtete zum gewissenhaften Verhalten gegenüber Göttern und Menschen, zur Fürsorge für die eigenen Eltern und Kinder ebenso wie zur Ausübung religiöser Handlungen. Dementsprechend wurde ihre Personifikation häufig mit verschleiertem Haar beim Opfer oder in Gebetshaltung an einem Altar dargestellt, wie auf diesem Denar der Julia Domna. Interessant ist hier die Umschrift PIETAS PVBLICA, die auf einen öffentlichen Aspekt verweist: Wahrscheinlich sollte die vorbildliche Pflichterfüllung der Kaiserin im Dienste des Staates zum Ausdruck gebracht werden. Als Frau des Septimius Severus und als Mutter der späteren Kaiser Geta und Caracalla wurde ihr die Rolle einer Vermittlerin zwischen Göttern, Herrscherhaus und Volk zugeschrieben, deren Verhalten im Sinne der Pietas für Ausgleich und Frieden sorgte. [Sonja Hommen] Vorderseite: Drapierte Büste der Iulia Domna nach rechts. Rückseite: Pietas steht mit erhobenen Händen nach links vor einem Altar.

Denar des Septimius Severus mit Darstellung der Providentia

Mit den Attributen höchster Macht, Zepter und Globus, wird Providentia auf Münzen dargestellt, die Personifikation der Vorsehung. Mit dem Stab in der rechten Hand dirigiert sie den Lauf der Welt zu ihren Füßen. Neben dem Einfluss der Götter auf das Leben der Menschen (Providentia Deorum) verkörperte Providentia in der Kaiserzeit häufiger die kluge Voraussicht der Herrscher (Providentia Augustorum), die wiederum von göttlicher Eingebung gesteuert wurde. Dabei waren für das Wohl des Römischen Reiches die richtigen politischen und militärischen Entscheidungen ebenso von Bedeutung wie eine vorausschauend geplante Nachfolgeregelung, da sonst beim Tod des Kaisers Bürgerkrieg und Unsicherheit drohten. Mit diesem Denar zeigte Septimius Severus, dass er die Erwartungen an die kaiserliche Vorsorge für diesen Fall optimal erfüllte. Er hatte seine beiden Söhne Caracalla und Geta zu Mitregenten ernannt, die auch in der Umschrift PROVID AVGG durch die Pluralform AVGG (Augustorum) als Garanten und Träger der Providentia gleich miterwähnt wurden. [Sonja Hommen]

Aureus des Severus Alexander mit Darstellung der Salus

Salus, die Personifikation von Gesundheit und Wohlergehen, wurde bereits zur Zeit der römischen Republik als Bewahrerin des staatlichen Wohls kultisch verehrt. Später setzte man sie mit der griechischen Hygieia gleich, weshalb die Schlange, das Symbol für medizinische Heilung, als ihr typisches Attribut auftaucht. Als Motiv auf Münzen der römischen Kaiser konnte Salus sowohl das öffentliche Wohlergehen von Volk und Staat verkörpern (Salus Publica), als auch die persönliche Gesundheit des Kaisers (Salus Augusti). Auf dieser Goldmünze von Severus Alexander ist sie als thronende Göttin zu sehen, die eine sich um einen Altar windende Schlange füttert. Die Darstellungsweise war zur Zeit dieser Prägung, 223 n. Chr., bereits seit über hundert Jahren als Münzmotiv bekannt, weshalb der noch minderjährige Kaiser Severus Alexander in den ersten Jahren seiner Regierung mit dieser Neuauflage offenbar auf Kontinuität und Tradition setzte. [Sonja Hommen]

Denar des Caracalla mit Darstellung der Virtus

Der militärische Aspekt der Virtus ist deutlich an der Personifikation dieser kaiserlichen Tugend zu erkennen, die mit Helm, Schild und einem Dolch, dem sogenannten Parazonium, ausgerüstet ist und damit kriegerischen Göttinnen wie Minerva oder Roma zum Verwechseln ähnlich sieht. Ursprünglich bezeichnete Virtus eine allgemeine Tugendhaftigkeit, durch die man sich Ehre und Ruhm auch im zivilen Bereich verdienen konnte, doch im Lauf der römischen Kaiserzeit beschränkte sich die von ihr verkörperte Botschaft auf die persönliche Tapferkeit und den Kampfesmut der Herrscher (VIRTVS AVGVSTOR(um)) bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Die daraus resultierenden Siege werden auf diesem Münzbild von der kleinen geflügelten Viktoria auf der ausgestreckten Hand der Virtus symbolisiert. Anlass zur Prägung dieses Denars könnte der Britannienfeldzug des Kaisers Septimius Severus gewesen sein, den sein Sohn und Mitregent Caracalla zu einem siegreichen Abschluss führte. [Sonja Hommen]

Aureus des Augustus mit Darstellung der Artemis/Diana

Die jungfräuliche Jägerin und Herrin der Tiere ist offenbar eine sehr alte Gottheit, die in der griechisch-römischen Antike Artemis bzw. Diana genannt und zur Schwester des Apoll erklärt wurde. Ihre typischen Attribute Pfeil und Bogen sowie ein Jagdhund begleiten sie auch auf diesem Münzbild aus der Zeit des Augustus, zusätzlich hält sie noch einen Jagdspieß in der rechten Hand. Im Abschnitt ist das Wort SICIL(iensis) zu lesen, ein Hinweis auf die Insel Sizilien, in deren größter Stadt Syrakus die griechische Artemis verehrt wurde. Verständlich wird dieses Münzmotiv vor allem im Zusammenhang mit einer gleichzeitigen Prägung des Augustus, die den Gott Apoll über dem Schriftzug ACT(ius) zeigt und eindeutig auf die berühmte Schlacht von Actium Bezug nimmt. Als Gegenstück dazu verweist dieser Aureus mit Apolls Schwester Artemis auf die Seeschlacht bei Naulochos vor Sizilien, die im Jahr 36 v. Chr. mit einem Sieg über Sextus Pompeius endete und, ebenso wie der Sieg von Actium, Augustus‘ Aufstieg zum Princeps des Römischen Reiches ermöglichte. [Sonja Hommen]

Aureus des Gordian III. mit Darstellung des Sol

Die scheinbar ewig fortdauernde und lichtbringende Kraft der Sonne wurde in der römischen Mythologie in Gestalt eines jugendlichen Gottes mit Strahlenkrone verehrt, der mit seinem Pferdegespann über den Himmel zog. Erst ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurde Sol regelmäßig auf den Münzen der römischen Kaiser abgebildet, welche sich als zunehmend absolute Herrscher gerne mit diesem überirdisch mächtigen Gott verglichen. Auf diesem Aureus von Gordian III. wird durch die Umschrift AETERNITATI AVG(usti) deutlich, dass hier besonders die Vorstellung von Ewigkeit und Dauer, die mit der Sonne verknüpft war, mit der Regierungszeit des Kaisers in Verbindung gebracht werden sollte. Im Jahr 238 n. Chr., als Gordian III. noch im Kindesalter zum neuen Augustus ernannt worden war, hatte das Römische Reich nicht weniger als sechs Kaiser eines gewaltsamen Todes sterben sehen. Die Hoffnung auf eine dauernde Herrschaft war also ebenso angebracht wie der Wunsch nach einem neuen „goldenen“ Zeitalter, welches der Lichtbringer Sol wie kaum ein anderer Gott verkörperte. [Sonja Hommen]

Aureus des Hadrian mit Darstellung des Jupiter

Bereits in der römischen Frühzeit erhielt Jupiter den Beinamen Optimus Maximus (der Beste und Größte) und einen Tempel auf dem Kapitolshügel in Rom, wodurch er, gleichzusetzen mit dem griechischen Zeus, als höchster und mächtigster Gott zu erkennen ist. Es verwundert nicht, dass die späteren Kaiser des Römischen Reiches ihn häufig auf ihren Münzen darstellten, da sie von seiner unangefochtenen Allmacht ihre eigene Legitimität als seine Regenten und Stellvertreter auf Erden ableiten konnten. Besonders Hadrian, dessen rechtmäßige Adoption durch seinen Vorgänger Trajan angezweifelt wurde, ließ sich gerne als vom höchsten Gott berufener Herrscher zeigen. Auf diesem Aureus sieht man Jupiter bärtig und mit Zepter in väterlicher Würde thronen, ähnlich der berühmten Zeusstatue des griechischen Bildhauers Phidias aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Das Blitzbündel in seiner Hand charakterisiert ihn als Himmels- und Wettergott, der mit einer einzigen Handbewegung das Schicksal der Menschen verändern kann. [Sonja Hommen]

Prunkdolch mit Scheide, 2. Hälfte 16. Jahrhundert

Der Dolch mit seiner langen schmalen Klinge wurde in schriftlichen Quellen des 17. Jahrhunderts als „kleines Stiletlin“ angeführt. Die Klinge ist einschneidig und mit Gold tauschiert. Florale und animalische Darstellungen wechseln sich auf der einen Seite ab, die andere zeigt arabische Schriftzeichen. Der Griff und die Scheide sind reich verziert mit Türkisen und Rubinen. Während die Vorderseite der Scheide mit Edelsteinen besetzt ist, fällt die Gestaltung der Rückseite in Niello-Manier schlichter aus. Die Art der Gestaltung und der verwendeten Juwelen an der Scheide und des Griffes ähnelt einem weiteren Prunkdolch der im osmanischen Reich angefertigt wurde und den Fleischhauer der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg zuschrieb. [Lilian Groß]

Prunkdolch mit Scheide, 2. Hälfte 16. Jahrhundert

Der Dolch besticht durch wertvolle Materialien und aufwendige Bearbeitung: In die Scheide und dem Griff sind zahlreiche Edelsteine eingesetzt, die zweischneidige Klinge ist kunstvoll durchbrochen und an der Spitze mit Gold tauschiert. Als technische Finesse wurden am Klingenansatz vier kleine Kügelchen eingefügt, die sich bewegen lassen, was auf ein hohes Können des osmanischen Waffenschmiedes hinweist. Kunstvoll ist auch die Parierstange, welche an beiden Enden in monströse Drachenköpfe ausläuft. Objekte wie diese waren begehrte Beutestücke in der Zeit der osmanischen Kriege. Auf welchem Weg der Prunkdolch nach Stuttgart an den Hof der württembergischen Herzöge gekommen ist, lässt sich nicht endgültig feststellen, aber Fleischhauer weist ihn der Kunstkammer zu. [Lilian Groß]

Spätgotischer Streitkolben, 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Streitkolben werden zu der Kategorie Schlagwaffen gezählt, da sie so konzipiert sind, dass Schaden durch die Kraft des Schlages erreicht wird. Eine Sonderform des ausgehenden 15. bis 17. Jahrhundert war der „Kürissbengel“, der Name leitet sich ab vom mittelhochdeutschen „bengel“ und bedeutet Knüppel. Bevorzugt wurden diese von der Reiterei genutzt, da die eisernen Schlagblätter dazu dienten, Plattenharnische (Küriss) durchdringen zu können. Mit Aufkommen der Feuerwaffen und dem Rückgang der schweren Rüstung hatte auch der Kürissbengel ausgedient. Der Knauf des Streitkolbens (im Bild rechts) ist kugelförmig mit eingefeilten Spiralen, die Schlagblätter sind durchbrochen von Dreipässen und mit kleinen Krabben verziert. Am Griff ist eine Öse angebracht, der Streitkolben konnte so mit einem Lederriemen am Gurt oder Sattel befestigt werden. [Lilian Groß]

Streitkolben, 15./16. Jahrhundert

Eine beliebte Waffe im Nahkampf war der Streitkolben. Um das Gewicht zu verringern und die Schlagkraft zu erhöhen, wurde der massive Kolben im 14. Jahrhundert in einzelne Schlagblätter umgewandelt, ab dem 15. Jahrhundert wurden diese reich verziert. Bei diesem Streitkolben (links im Bild) sind die sechs Blätter mit einem Lochmuster versehen und nach unten hin mit geschliffenen Dreiecken verziert. Der Knauf ist knospenförmig und sechskantig, wiederholt also die Anzahl der Schlagblätter. Der Schaft ist gedrechselt und endet in einem schlichten Griff, von dessen ehemaliger textiler Umwicklung nichts mehr vorhanden ist. [Lilian Groß]

Reiterhammer, 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Streithämmer entwickelten sich aus dem gewöhnlichen Werkzeug. Ausgestattet mit einem längeren Stiel, einem spitzgeschliffenem Haken und natürlich der Hammerfläche kamen sie während des 15. und 16. Jahrhunderts im Kampf zum Einsatz. Von der Reiterei genutzte Schlagwaffen dieser Art hießen Reithämmer. Hauptfunktion war das Eindellen bzw. Aufbrechen der Rüstung des Gegners. Dazu dienten die Hammerfläche auf der einen oder der langstielige Haken auf der anderen Seite. Bei diesem Exemplar(im Bild rechts) ist der Dorn dreikantig, was selten ist, leicht nach unten gebogen und spitz zulaufend. Der Griff aus einem Holzstab wurde mit Eisenbändern versehen, der Tragehaken, zum Befestigen am Sattel ist noch vorhanden. [Lilian Groß]

Reiterhammer, 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Ursprünglich war der Streithammer eine Waffe des Fußvolkes. Durch die stete Verbesserung der Rüstung sahen sich die Ritter gezwungen, ab Mitte des 15. Jahrhunderts ebenfalls zu dieser Schlagwaffe zu greifen, obwohl sie diese anfangs als nicht-standesgemäß ablehnten. Kürzer und kleiner als der Streithammer, wurde der Reiterhammer vom Pferd aus eingesetzt und sollte die Rüstung, vor allem den Helm des Gegners, zerschmettern. Dieser Reithammer (im Bild Mitte) ist ausgestattet mit Hammerfläche und spitzem vierkantigem Dorn sowie einem Tragehaken zur Befestigung am Sattel. [Lilian Groß]

Reiterhammer („Papageienschnabel“), 16. Jahrhundert

Der Reiterhammer war kleiner und kürzer als der Streithammer, da er hoch zu Ross im Kampf eingesetzt wurde. Die Merkmale waren jedoch dieselben: ein Hammer mit Schlagfläche und spitzem Haken. War der Haken besonders lang geformt und nach unten gebogen, handelt es sich um einen so genannten Papageienschnabel. Dieser Hammer (im Bild links) ist mit einem rautenförmigen Muster verziert. Der Hammer ist rund geformt, der obere Handteller mit einem muschelförmigen Ornament versehen. Der Papageienschnabel weist starke Gebrauchsspuren auf, der Tragehaken fehlt. [Lilian Groß]

Memento Mori Medaille auf Anna Cathrine von Dänemark, 1634

Moralische Medaillen sollten den Menschen daran erinnern, dass alles Irdische ein Ende hat. Sie wurden anlässlich einer Geburt, Taufe oder Hochzeit geprägt - und im Falle eines Todes, wie bei dieser Medaille. Ein Frauenporträt ist auf der Vorderseite zu sehen, die Brust entblößt und der einzige Schmuck sind die Krone auf dem Haupt sowie eine kostbare Halskette, die die Nacktheit noch betonen. Auf der Rückseite lehnt ein Skelett im Melancholiegestus an einem Pult, seine linke Hand ruht auf einer Sanduhr - einem Symbol für die Vergänglichkeit. Das, sowie die Umschrift auf beiden Seiten - QVAE SIM POST TERGA VIDEBIS. SIC NVNC PVLCHERRIMA QVONDAM (So nun, einst war ich die Schönste. Wer ich bin, wirst du auf der Rückseite sehen) - weisen auf den Memento mori Charakter der Medaille hin. 1633 verstarb Anna Cathrine, die älteste Tochter des dänischen Königs Christian IV. von Dänemark. Ein Jahr später fertigte der Münzmeister Christian Mahler die Medaille, die an den Tod der Prinzessin und an die Vergänglichkeit allen Irdischen erinnern sollte. [Lilian Groß]

Medaille auf die Konkordienkirche in Mannheim, 1679

Um nach dem Dreißigjährigen Krieg die Zuwanderung nach Mannheim zu fördern, wurden 1652 Stadtprivilegien erlassen, die u. a. die Religionsfreiheit garantierten. 1677 bis 1680 wurde eine Kirche erbaut, die für alle christlichen Konfessionen gedacht war. Der Name der erbauten Hofkirche in der Zitadelle der Friedrichsburg war programmatisch: Konkordienkirche, benannt nach dem lateinischen Wort concordia (Eintracht). So predigten bei der Einweihung der Kirche auch ein reformierter, ein lutherischer und ein katholischer Pfarrer. 1679, ein Jahr vor der Fertigstellung, ließ der Bauherr Kurfürst Karl Ludwig eine Silbermedaille auf die Kirche prägen, die der Heidelberger Medailleur Johannes Linck fertigte. Auf der Vorderseite ist die Konkordienkirche wiedergegeben, diese Darstellung vermittelt einen Eindruck der architektonischen Gestaltung. Da das Gotteshaus 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstört wurde, existieren nur wenige Abbildungen. [Lilian Groß]

Achteckige Medaille auf das Große Heidelberger Fass, 1667

Das berühmte Große Fass im Heidelberger Schloss ist in seiner heutigen Form das Vierte. Das zweite wurde 1664 von Kurfürst Karl Ludwig veranlasst, unter Leitung des Hofkellermeisters Johann Meyer erbaut und fasste 204 Fuder, 3 Ohm und 4 Viertel – ca. 195.000 Liter. Die Oberseite des Fasses war begehbar und als Tanzboden ausgebaut. 1667 ließ der Kurfürst eine achteckige Medaille auf das Schloss und seine Attraktion herausgeben. Auf der Vorderseite ist das Gebäude zu sehen, darüber halten zwei Engel ein Banner mit dem Motto Karl Ludwigs DOMINVS PROVIDEBIT – Der Herr wird vorsorgen (1. Mose 22,8). Auf der Rückseite ist das Große Fass dargestellt, gut sichtbar ist auch die Balustrade, an den Seiten der Tanzfläche. Die Umschrift IMAGUNEM VIDES PALATINI CADI QUO MAIOR HAUD ULLUS NEC EXPOLITIOR – (sinngemäß) Du siehst ein Bild des pfälzischen Fasses, ein größeres und schöneres gibt es nicht – kündet vom Stolz des Bauherrn. [Lilian Groß]

Denar Alfons’ II. von Aragon, 1167-1196

Eine der wenigen nachgewiesenen und erhaltenen mittelalterlichen Prägungen in der Kunstkammer der württembergischen Herzöge kam 1653 mit der Sammlung Guth von Sulz nach Stuttgart. Der Denar, der unter der Herrschaft von Alfons II. von Aragon (reg. 1162-1196), geprägt wurde, ist in einem guten Zustand. Alfons der Keusche, wie sein Beiname lautete, war König vom nordspanischen Aragonien und ab 1166, durch geschickte Heiratspolitik, auch Graf der Provence, wo diese Münze geprägt wurde. Auf der Vorderseite ist Alfons II. im Profil nach links gewandt dargestellt – die Krone auf dem Haupt sowie die Umschrift REX ARAGONE unterstreichen seinen Herrschaftsanspruch. [Lilian Groß]

Schützenhalbtaler Herzog Ludwig Friedrichs von Württemberg-Mömpelgard, 1612

Die Schützenkultur wurde in Württemberg intensiv gepflegt – so veranstaltete auch Ludwig Friedrich (1586-1631), der spätere Begründer der Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard, Wettbewerbe, in denen sich die Schützen messen konnten. Den besten Schützen winkten wertvolle Sach- oder Geldpreise. Anlässlich eines solchen Ereignisses 1612 wurde der Schützenhalbtaler herausgegeben. Auf der Vorderseite ist das verschlungene Monogramm Ludwig Friedrichs (LF) umrahmt von Lorbeer abgebildet. Auf der Rückseite sieht man eine Armbrust - ebenfalls in einem Lorbeerkranz - daneben die Jahreszahl 1612, wobei die 2 spiegelverkehrt geprägt wurde. [Lilian Groß]

Taler der Stadt Zürich mit den drei Stadtheiligen, 1512

Alle drei Stadtpatrone von Zürich wurden erstmals 1512 auf einem Taler abgebildet. Die Geschwister Felix und Regula sind seit dem 11. Jahrhundert auf Zürcher Münzen nachweisbar. Ihr Diener Exuperantius erscheint erst ab dem 13. Jahrhundert namentlich in der Legende, nach der alle drei im Zuge der Christenverfolgung 302/303 nach Christus als Märtyrer starben. Die Rückseite des Talers zieren die drei Stadtheiligen: Sie tragen ihre enthaupteten Köpfe in den Händen vor der Brust, über ihren Hälsen erscheint ein Nimbus – Hinweise auf die Legende, laut der sie sich nach der Enthauptung selbst 40 Ellen einen Berg hinauf schleppten, wo man sie beerdigte. An dieser Stelle wurde das Großmünster erbaut. Auf der Vorderseite ist das Wappen der Stadt abgebildet, mit Löwen als Schildhaltern rechts und links. Der Schild darüber mit dem kaiserlichen Doppeladler steht für den Status der Reichsunmittelbarkeit von Zürich. [Lilian Groß]

Medaille auf den Feldmarschall und Statthalter Siebenbürgens, Giorgio Basta,...

Während des Langen Türkenkrieges 1593-1606 zwischen dem Osmanischen Reich und dem christlichen Europa wurde Giorgio Basta (1550-1607) von Kaiser Rudolf II. als Oberbefehlshaber der habsburgischen Armee eingesetzt. Vor allem sollte er das 1598 Habsburg vertraglich zugesicherte Fürstentum Siebenbürgen als kaiserlicher Lehnsträger verwalten. Nach wechselvollen Kämpfen um die Herrschaft, zwischen Basta und den siebenbürgischen Fürsten über das Gebiet, zogen die Habsburger 1606 geschlagen ab. Über seine Erfahrungen in der Kriegsführung in Osteuropa verfasste er später einige Bücher. Auf der Vorderseite der Medaille ist ein Porträt des Statthalters Basta abgebildet, geharnischt im Profil nach rechts, der für ihn typische Kinn- und Lippenbart ist deutlich erkennbar. [Lilian Groß]

Medaille von Matthes Gebel auf den Tod Albrecht Dürers 1528

Die Reichsstadt Nürnberg gab 1528 eine Gedenkmedaille auf den Tod Albrecht Dürers heraus. Dürer, einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit, dessen Schaffenswerk eng mit seiner Geburtsstadt verbunden ist, verstarb am 6. April des Jahres. Die Vorderseite ziert ein Porträt des Künstlers, das ihn im Alter von 56 Jahren zeigt. Das Profil ist nach rechts gewandt, der Kragen des Hemdes leicht geöffnet. Die Rückseite gibt Auskunft über den genauen Zeitpunkt seines Todes. Die Medaille des Nürnberger Medailleurs Matthes Gebel wurde sowohl bei den Feiern von Dürers 300. Todestag als Vorlage für Gedenkmedaillen verwendet, als auch 100 Jahre später im Jahr 1928. [Lilian Groß]

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