42-teilige Tonfiguren-Serie, entstanden 1822/23 in Zizenhausen bei Stockach am Bodensee nach dem Vorbild des 1805 zerstörten Frskenzyklus an der Friedhofmauer des Dominikanerklosters in Basel.
Basler Totentanz von Anton Sohm
Sockeltext "Tod zum Edelmann./ Nun kommet her, ihr edeln Degen,/ Ihr müsset hier der Mannheit pflegen/ Mit dem Tod, der Niemand verschont,/ Gesegnet euch, so wird euch g’lohnt.// Der Edelmann./ Ich hab gar manchen Mann erschreckt,/ Der mit dem Harnisch war bedeckt,/ Nun ficht mit mir der grimme Tod,/ Und bringt mich gar in große Noth."
Sockeltext "Tod zum Dokter./ Herr Doctor war Dein Titel,/ Hast gemacht manchen zum Krüppel/ Dein Salbhafen nimm ich Dir ab/ Und pfeif Dir ins Grab.// Dokter./ Als Doktor bin ich kund/ Ein mancher g’macht g’sund/ Hab studirt die Medizin/ Nun muß ich mit dem Gräuligen hin." Der linke Unterarm des Todes ist vereinfachend ergänzt. Ursprünglich spielte der Tod mit der Linken eine Flöte.
Sockeltext "Tod zum Chorherren./ Herr Chorpfpaff [sic!] habt ihr g’sungen vor,/ Viel süß Gesang in eurem Chor:/ So merken auf der Pfeiffen Schall,/ Verkündiget euch des Todes Fall.// Der Chorherr/ Ich sange als ein Chorherr frei,/ Von Stimmen manche Melodei,/ Des Todes Pfeiff thönt dem ungleich,/ Sie hat so sehr erschrecket mich."
Sockeltext "Tod zum Ratsherrn./ Bist du ein Herr außem Roth,/ So sag’ mir wie es goth,/ Lege dein Stab nieder/ Und ziehe deine Kappe ab,/ Du mußt mit mir ins Grab.// Ratsherr./ Ich bin außem Roth,/ Und sage wie es stoht/ Manchmal geb’ ich Roth und Thot."
Sockeltext "Tod zum Juristen./ Es hilft da kein Fund noch Hofieren,/ Kein Aufzug oder Appelieren,/ Der Tod zwinget alle Geschlecht,/ Dazu geistlich und weltlich Recht.// Der Jurist./ Von Gott all Recht gegeben sind,/ Wie man die in den Büchern find:/ Kein Jurist soll dieselben biegen/ Die Lug hassen, die Wahrheit lieben."
Sockeltext "Tod zum Ritter./ Herr Ritter ihr sind angeschrieben,/ Ritterschaft die müssen ihr treiben:/ Mit dem Tod und seinen Knechten,/ Es hilft weder streiten noch fechten.// Der Ritter./ Ich als ein strenger Ritter gut,/ Hab der Welt dient mit hohem Muth./ Nun bin ich wider Ritters Orden,/ An diesen Tanz gezwungen worden."
Sockeltext "Tod zum Abt./ Herr Abt ich zieh euch die Yfflen ab,/ Deshalb nutzt euch nicht mehr der Stab/ Sind ihr g’wesen ein guter Hirt/ Hie eurer Schaaf, die Ehr euch wird.// Der Abt./ Ich hab mich als ein Abt erhebt,/ Und lang in hohen Ehren g’lebt:/ Auch setzt sich niemandt wider mich,/ Dennoch bin ich dem Todt geleich."
Sockeltext "Tod zum Grafen./ Herr Graf gebt mir das Boten-Brod/ Es zeucht euch hin der bitter Tod:/ Last euch nicht reuen Weib u. Kind,/ Ihr müßt tanzen mit diesem G’sind,// Der Graf./ In dieser Welt war ich bekannt,/ Darzu ein Edler Graf genannt:/ Nun bin ich von dem Todt gefällt./ Und her an diesen Tanz gestellt."
Sockeltext "Der Tod zum Herzog./ Habt ihr mit Frauen hoch gesprungen/ Stolzer Herzog ists euch wohl gelungen/ Das müst ihr an dem Reyen büßen/ Wohl her glust euch die Tod’n zu grüßen.// Der Herzog./ O Mord, muss ich so flux darvon,/ Land, Leut, Weib, Kind dahinten Ian:/ So erbarm sich Gott in seim Reich,/ Jetzund werd ich meim Tänzer gleich."
Sockeltext "Tod zum Bischoff./ Euer Würde hat mich verkehrt,/ Herr Bischoff weis und wohlgelehrt,/ Ich will euch in den Reyen ziehen,/ Ihr mögen dem Tod nicht entfliehen.// Tod zum Bischof./ Ich bin gar hoch geachtet worden,/ Dieweil ich lebt in Bischofs-Orden:/ Nun ziehen mich die Ungeschaffnen/ In ihren Tantz, als einen Affen."
Sockeltext "Tod zum Kardinal./ Springen auf mit dem rothen Hut,/ Herr Cardinal, der Tanz ist gut:/ Wol gesegnet habt ihr die Leyen,/ Ihr müßt auch jetzund an den Reyen.// Der Cardinal./ Ich war mit Pöpstlicher Wahl/ Der Heiligen Kirchen Kardinal:/ Die Welt hielt mich in großen Ehren,/ Noch mag ich michs Tods nicht erwehren." Der ursprünglich vorhandene Kreuzstab (Hirtenstab) des Kardinals fehlt.
Sockeltext "Tod zur Königin./ Frau Königin, Eur Freud ist aus,/ Springen mir ins Todtenhaus;/ Euch hilft kein Schöne, Gold noch Gelt,/ Ich spring mit euch in jene Welt.// Die Königin./ O weh und ach, o weh und immer,/ Wo bleibt jetzund mein Frauenzimmer,/ Mit denen ich hatt Freuden viel:/ O Tod thu g’mach, mit mir nicht Eil."
Sockeltext "Tod und König./ Herr König Eur G’walt hat ein End/ Ich führ euch hie bei meiner Händ/ An diesen dürren Brüdertanz,/ Da gibt man Euch des Todes Krantz.// Der König./ Ich hab gewaltiglich gelebt,/ Und in hohen Ehren geschwebt,/ Nun bin ich in des Todes Banden,/ Verstricket sehr in seinen Handen."
Sockeltext "Tod zur Kaiserin./ Ich tanz euch vor Frau Kaiserin,/ Springen hernach der Tanz ist mein/ Eur Hofleut sind von euch gewichen/ Der Tod hat euch hie auch erschlichen.// Die Kaiserin./ Viel Wollust hatt mein stolzer Leib,/ Ich lebt als eines Kaisers Weib:/ Nun muß ich an diesen Tanz kommen,/ Mir ist all Muth und Freud genommen."
Sockeltext "Tod zum Kaiser./ Herr Kaiser mit dem grauen Bart,/ Eur Reu habt ihr zu lang gespart,/ Drum sperrt Euch nicht, ihr müßt darvon,/ Und tanzen nach meiner Pfeiffen Ton.// Der Kaiser./ Ich kunte das Reich gar wohl mehren/ Mit Streiten, Fechten, Unrecht wehren:/ Nun hat der Tod überwunden mich,/ Daß ich bin keinem Kaiser gleich." Der Kaiser ist als Bischof gekleidet; ein Privileg, das der Papst im Mittelalter bei der Krönung verliehen hat.
Sockeltext "Tod zum Pabst./ Papst mit deiner hohen Kappen,/ Hilft kein Kreuz, kein Segen mehr,/ Du mußt mit mir tappen.// Der Pabst./ Als Pabst bin ich gewählt,/ Den Stuhl hab ich in Rom gestellt/ Und von Gottes wegen,/ Ausgetheilt manchen Segen." Bei der Papstfigur fehlt der ursprünglich vorhandene Doppelkreuzstab (Patriarchenkreuz).
Sockeltext "O, Mensch betracht,/ Und nicht veracht,/ Hie die Figur/ All Creatur.// Die nimmt der Tod/ Früh oder spoth,/ Gleichwie die Blum/ Im Feld zergoth."
Sockeltext "Tod zur Herzogin./ Frau Herzogin sind wohlgemut,/ Ob ihr schon sind vom Edlen Blut,/ Hochgeachtet auf dieser Erd,/ Hab ich lieb und werth.// Die Herzogin./ Ach Gott der armen Lauten Thon,/ Muss ich mit dem Gräuling darvon,/ Heut Herzogin und nimmermer,/ Ach Angst und Noth, o weh, o weh." Der Tod spielt eine Laute. Der Hals des Instrumentes und die linke Griffhand sind abgebrochen.
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