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Landesmuseum Württemberg Ausstellung "CHRISTOPH 1515-1568. Ein Renaissancefürst im Zeitalter der Reformation"

Ausstellung "CHRISTOPH 1515-1568. Ein Renaissancefürst im Zeitalter der Reformation"

Christoph regierte von 1550 bis 1568 und zählt zu den bedeutendsten Herzögen Württembergs. Er setzte die Reformation endgültig durch, förderte die Bildung und modernisierte die Residenz in Stuttgart. Anlässlich seines 500. Geburtstags im Jahr 2015 widmete das Landesmuseum Württemberg vom 24. Oktober 2015 bis zum 3. April 2016 dieser herausragenden Herrscherfigur eine große Ausstellung.

[ 87 Objekte ]

Helm für das Kolbenturnier

Mit seinem riesigen Kopfschutz und dem großen Visier aus dicken Vierkantstäben erscheint der Helm aus dem späten 15. Jahrhundert geradezu monströs. Für den Kopfteil wurde ein hölzerner Mantel mit Eisen verstärkt und mit Leder verkleidet. Sparsame Reste von Vergoldung zeigen an, dass die eherne Wirkung einst durch Dekor gemildert war. Der wichtigste Teil fehlt heutzutage: die Helmzier; denn beim Kolbenturnier galt es, mit einem meist hölzernen Kolben diese oben auf dem Helm befestigte Bekrönung dem Gegner vom Kopf zu schlagen. Kolbenturniere waren im ganzen 15. Jahrhundert beliebt. Das letzte bedeutende Turnier in Deutschland fand 1487 in Worms statt.

Deckelbecher aus Elfenbein, 1558

Der glattwandige Elfenbeinbecher in einer konischen, leicht geschweiften Form, ist verziert mit drei silbervergoldeten, schmalen Bändern mit schwarz-weiß emailliertem Muster. Der Deckel besitzt einen pilzförmigen Knauf, der auch mit einem solchen Band verziert ist auf dem oben das Wappenschild mit der Jahreszahl 1558 aufgebracht wurde. Becher dieser Art wurden häufig als „Hofbecher“ bezeichnet und waren gerade in dieser frühen Zeit der Elfenbeindrechselei sehr beliebt. Dieses sonst eher schlichte Stück besticht vor allem durch seine Größe, die auf einen sehr großen, dafür verwendeten Stoßzahn hinweist. Für die Kunstkammer interessant ist dieser Becher daher vor allem durch seine Kombination aus exotischem Material und ungewöhnlicher kunsthandwerklicher Technik. [Marlene Barth/Maaike van Rijn]

Medaillenmodell mit dem Porträt Herzog Christophs von Württemberg in

Auf der Vorderseite dieses 1534 entstandenen Medaillenmodells ist ein Brustporträt des württembergischen Herzogs Christoph zu sehen: Er ist im Halbprofil mit Kurzhaarfrisur und Kinnbart dargestellt. Das Barett und die Pelzschaube des Herzogs sind völlig schmucklos. Lediglich eine Kette ist unter dem Mantel auf dem Wams liegend zu erkennen. Der Herrschaftsanspruch des jungen Mannes zeigt sich alleine in der Umschrift, die seinen vollen Namen und seine Titel, sowie das Alter des Porträtierten nennt. Das aufwändig gestaltete Wappen auf der Rückseite betont ebenfalls die Zugehörigkeit zum Hause Württemberg. Dadurch formuliert die Medaille eine Bekräftigung für den Herrschaftsanspruch des württembergischen Prinzen. Zugleich ist sie ein Hinweis auf Christophs Wunsch nach eigener politischer Handlungsfähigkeit und Repräsentation, die ihm während seiner Jugendjahre am habsburgischen Hof verwehrt geblieben waren. Unter den kleinplastischen Holzporträts, die zur Kunstkammer gehörten, hat Weiditz‘ Medaillenmodell eine herausragende Position. Im Gegensatz zu den restlichen porträtartigen Objekten wurde es in den Inventaren so präzise beschrieben, dass es schon ab 1699 zweifelsfrei identifiziert werden kann. [Delia Scheffer]

Herzog Christoph von Württemberg

Herzog Christoph (reg. 1550-1568) bescherte Württemberg eine Zeit des Friedens, der inneren Konsolidierung und des wachsenden Wohlstandes. Seine Reformen der staatlichen Verwaltung, der Rechtsprechung, sowie des Schul- und Kirchenwesens prägten das Land über Jahrhunderte. Ihm ist es auch zu verdanken, dass das Alte Schloss von einer mittelalterlichen Wasserburg zu einer eindrucksvollen Residenzanlage mit Festsaal, Schlosskirche und Lustgarten umgestaltet wurde. Das Gemälde ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Wandbehang "Sauls Tod"

Herzog Christoph von Württemberg (reg. 1550-1568) hat seine Stuttgarter Residenz, die heute als Altes Schloss bekannt ist, nicht nur im Äußeren im Stil der Renaissance repräsentativ umgestalten lassen, er hat auch für eine angemessene Innendekoration gesorgt. Dazu gehörten 139 Tapisserien, die zum Teil in einer eigens in Stuttgart eingerichteten Manufaktur hergestellt, zum Teil in Brüssel gekauft wurden. Der Wandbehang mit der Darstellung von Sauls Tod und den Wappen des Herzogs und seiner Gemahlin ist der einzige aus dieser reichhaltigen Ausstattung, der sich heute wieder in Stuttgart befindet. 25 weitere Tapisserien aus der Ausstattung des Alten Schlosses werden in Wien aufbewahrt, wohin sie wohl im Dreißigjährigen Krieg als Beutegut gekommen sind. Sie gehören heute zu den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums. Der Wandbehang wird im Depot des Landesmuseums aufbewahrt. Erworben aus Lotto Mitteln.

Ratssitzung Eberhard des Milden von Württemberg

Die sogenannte Ratssitzung zeigt Graf Eberhard den Milden (reg. 1392-1417) inmitten von geistlichen und weltlichen Herren Schwabens, die sich anhand ihrer Wappen identifizieren lassen. Unter ihnen sind auch die Bischöfe von Augsburg und Konstanz. Herzog Ludwig (reg. 1568-1593), der diese Begebenheit rückblickend malen ließ, sah mit der Verbreitung des Bildes die Möglichkeit gegeben, das Herzogtum Württemberg als historisch bedeutend und mit enger Verbindung zu Ritterschaft, Adel und Klerus darzustellen. Das Gemälde gehörte einst zum Bestand der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg und ist heute in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Allianztafel der Häuser Habsburg und Württemberg

Die Allianztafel erklärt die Blutsverwandtschaft zwischen den Häusern Habsburg und Württemberg. Die zwei sich nur einmal kreuzenden Stammbäume gehen von den Heldenahnen Kaiser Rudolf I. von Habsburg und Graf Eberhard I. von Württemberg aus, die gleichberechtigt vor einer Landschaft (mit Stuttgart am linken Bildrand) thronen. Dieses friedliche Nebeneinander herrschte allerdings erst am Ende heftiger Auseinandersetzungen. Zur Zeit Herzog Ulrichs (reg. 1503-1519 und 1534-1550) stand Württemberg 14 Jahre lang unter habsburgischer Herrschaft. Die Allianztafel der Häuser Habsburg und Württemberg wurde von Jonathan Sautter nach Angaben von Oswald Gabelkover angefertigt. Sie stammt aus der herzoglichen Kunstkammer.

Medaille auf Ottheinrich von der Pfalz

Auf der Vorderseite der Medaille ist Ottheinrich von der Pfalz im Profil nach links dargestellt, die lateinische Inschrift nennt seinen Namen, die Titel als Pfalzgraf bei Rhein und als Herzog von Bayern sowie sein Alter: OTTOHENRICVS COMES PALAT(inus) RHE(ni) V(triusque) BAIO(va)RIE DVX ÆTA(tis) XLIX. Die Rückseite zeigt das quadrierte pfälzisch-bayerische Wappen mit Helmzier und Decken. Die Inschrift nennt ein Zitat aus dem Buch der Psalmen IN DOMINO CONFIDO - ich vertraue Gott, das Jahr, in dem die Medaille geschaffen wurde (ANNO SALVTIS MDLI), und den Wahlspruch Ottheinrichs CVM TEMPORE - mit der Zeit. Späterer Guss nach dem Original von 1551. [Matthias Ohm]

Medaille auf Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz (1515-1576)

Auf der Vorderseite der Medaille ist der Kurfürst im Brustbild von vorn dargestellt. Er trägt einen Harnisch, in seinen Händen hält er Reichsapfel und Schwert. Die Rückseite zeigt die drei kurpfälzischen Wappenschilde mit dem Pfälzer Löwen als Helmzier. Die Inschrift auf Vorder- und Rückseite nennt die Titel Friedrichs als Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst und Herzog von Bayern: FRIDE(ricus) D(ei) G(ratia) CO(mes) PA(latinus) RHE(ni) S(acri) R(omani) I(mperii) PRIN(ceps) EL(ector) BA(variae) DVX. Links und rechts des Löwen finden sich die vier Anfangsbuchstaben der Devise von Kurfürst Friedrich III.: H(err), N(ach) D(einem) W(illen). [Matthias Ohm]

Taler aus Christophstaler Silber

Dieser Taler ist aus Silber geprägt, das 1740 im Christophstal bei Freudenstadt abgebaut wurde. Die Vorderseite der Münze zeigt Herzog Karl Friedrich von Württemberg-Oels aus der schlesischen Nebenlinie des Hauses Württemberg. Er war bis 1744 Vormund für den noch unmündigen Carl Eugen. Auf der Rückseite des Talers ist der heilige Christophorus dargestellt, der mit dem Jesuskind auf seiner rechten Schulter durch den Forbach watet, den Bach im Christophstal. Hinter dem Heiligen sind Bergwerksanlagen sowie die Kirchtürme von Freudenstadt zu erkennen. Rechts neben dem ovalen Wappenschild mit dem württembergischen Herzogswappen fallen Münzen aus einem Füllhorn. Die Inschrift nennt die Herkunft des Edelmetalls, aus dem die Münze geprägt wurde: THALER AVS DEM BERGWERCK ZV CHRISTOPHSTHAL. Die Hoffnung, im Christophstal weiteres Silber zu fördern, erfüllte sich nicht - die Taler von 1740 blieben die letzten Münzen, die aus Christophstaler Silber geprägt wurden. [Matthias Ohm]

Medaille auf die Rückkehr Herzog Ulrichs nach Württemberg

Diese Medaille wurde 1535 geschaffen, ein Jahr, nachdem Herzog Ulrich nach Württemberg zurückgekehrt war und dort die Reformation eingeführt hatte. Auf der Rückseite der Prägung findet sich das quadrierte Wappen des Herzogtums mit Helmzier und -decken zwischen zwei liegenden Hirschen, den württembergischen Wappentieren. Die Inschrift nennt das Herstellungsjahr und einen Vers, der in mehreren Büchern der Bibel vorkommt: VERBVM DOMI(ni) MANET IN AETERNVM 1535. Dieser Satz, der die Bedeutung der heiligen Schrift besonders betont, entwickelte sich in den ersten Jahren des Reformationszeitalters zu einem Wahlspruch der Protestanten - in ausgeschriebener Form, vor allem aber als Abkürzung VDMIÆ. [Matthias Ohm]

Medaille auf die Rückkehr Herzog Ulrichs nach Württemberg

Im Jahre 1519 war Herzog Ulrich aus Württemberg vertrieben worden. Erst 1534 konnte er - mit Unterstützung des hessischen Landgrafen Philipp - in sein Herzogtum zurückkehren und führte umgehend die Reformation in Württemberg ein. Die Vorderseite dieser Medaille, die Ulrichs Rückkehr feiert, zeigt den Herrscher im Brustbild nach links. Ulrich trägt ein fein gefälteltes Hemd, einen Pelzmantel, einen Federhut und eine Kette. Die Inschrift nennt seine Titel als Herzog von Württemberg und von Teck sowie als Graf von Mömpelgard: VON GOTTES GENADEN VLRICH HERCZOG ZV WIRT(ten)B(erg) VND ZV TEGK GRAVE ZV MVMPPELGART CZ. Die beiden letzten Buchstaben verweisen auf den Künstler, der dieses Werk schuf: auf den Medailleur Concz Welcz aus dem böhmischen Joachimstal (dem heutigen Jáchymov in Tschechien). [Matthias Ohm]

Miniaturbildnis der Herzogin Dorothea Ursula von Württemberg

Das repräsentative Miniaturbildnis der badischen Markgräfin Dorothea Ursula entstand zwei Jahre nach ihrer Hochzeit mit dem württembergischen Herzog Ludwig III. (reg. 1568-1593). Es zeigt die junge Fürstin kostbar gekleidet vor einer grünen Lambrequin-Draperie mit dem Wappen Württembergs und Tecks. Eine Inschrift unterhalb des Gemäldes bezeichnet sie näher:„VON GOTTES GNADEN, DOROTHEA URSULA HERTZOGIN Gemahle des derluchthigen hochgebore forst und hertzoch zu Wirtemberg und Tek“. Das in Spiegelschrift auf der Brüstung angegebene Monogramm „A. d. B.“ lässt sich vermutlich Eberhard van Backe (um 1535 - nach 1586) zuordnen. Für die Zuschreibung an den Hofmaler spricht auch die äußerst qualitätvoll ausgeführte Malerei. Während das Gewand und der Schmuck in kräftigen Farben detailreich gestaltet sind, unterstreicht der durch die feine Zeichnung durchschimmernde Elfenbeinmalgrund das zarte Inkarnat der Herzogin. Die Verwendung des wertvollen Luxusguts Elfenbeins als Bildträger, das aus fernen Ländern importiert wurde und schwierig zu bearbeiten war, ist für die Zeit vor dem 17. Jahrhundert bemerkenswert. Es handelt sich hierbei um die älteste erhaltene Elfenbeinminiatur überhaupt. [Noreen Klingspor]

Medaille auf Sündenfall und Kreuzigung von Hans Reinhart, 1536

Die Medaille, die auf der Vorderseite den Sündenfall und auf der Rückseite den Kreuzestod Christi zeigt, vermittelt ein Grundelement der evangelischen Lehre: Allein durch die Gnade Gottes (sola gratia) erlangt der Mensch das ewige Leben. Diese Meinung steht im Widerspruch zur katholischen Kirche. Sie geht davon aus, dass der Mensch durch sein Handeln - etwa durch gute Werke - an seiner Erlösung mitwirken kann. Diese Medaille wurde vom sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich bei Hans Reinhart dem Älteren, einem der führenden deutschen Renaissance-Medailleure, in Auftrag gegeben. Reinhart stellte die Medaille in aufwendiger Technik her: Zunächst wurde sie gegossen, dann wurden in einem zweiten Schritt Details - wie das Laub der Bäume auf der Vorderseite - aufgelötet. [Matthias Ohm]

Medaille auf das Stuttgarter Vogelschießen von 1579 (?)

Diese Medaille wurde wahrscheinlich anlässlich eines Schützenfestes ausgegeben, das Herzog Ludwig von Württemberg im Jahr 1579 in Stuttgart abhielt. Während die Vorderseite der Medaille das württembergische Herzogswappen zeigt, schildert die Rückseite das Vogelschießen: Vor einem Zeltlager ist ein Armbrustschütze dargestellt, der seine Waffe nach links oben richtet. Er zielt auf eine Vogelattrappe, die an einer Stange angebracht ist. Wer die Attrappe herunter schoss, also den sprichwörtlichen Vogel abschoss, war Sieger des Schießwettbewerbs. [Matthias Ohm]

Medaille auf Herzog Christoph von Württemberg im neunten Lebensjahr, 1524

Auf dieser Gussmedaille findet sich das erste Porträt Herzog Christophs, der Württemberg von 1550 bis 1568 regieren sollte. Die Medaille wurde im Jahr 1524 geschaffen, als Christoph acht Jahre alt war, wie die Inschrift mitteilt: DA ICH WAS IN DEM NEVDEN IAR DA HET ICH CHRIDOF HERCZOG ZV WIRTENBERCK DI GESCHLT DAS IST WAR M D XX IIII-H L F - Als ich, Christoph Herzog zu Württemberg, im 9. Lebensjahr war, hatte ich diese Gestalt, so ist sie, 1524. Die Initialen HLF verweisen möglicherweise auf den Formscheider Hans Lützelburger genannt Frank, der seit 1523 in Basel nachweisbar ist. Christoph trägt einen Federhut, einen Hermelinmantel sowie eine doppelreihige Kette und ein Tau-Amulett, das Krankheiten und dämonische Angriffe abwehren sollte. Auf der Rückseite ist das vierfeldrige württembergische Wappen dargestellt. [Matthias Ohm]

Medaille auf Herzog Christoph von Württemberg, 1534

Von Dezember 1533 bis Februar 1534 trafen sich die Mitglieder des Schwäbischen Bundes in Augsburg. An dieser Versammlung nahm auch Christoph von Württemberg teil, dessen Heimat seit 1520 habsburgisch verwaltet war. Um seinen Anspruch auf das Herzogtum Württemberg zu untermauern, gab er bei Christoph Weiditz eine Medaille in Auftrag. Die Vorderseite zeigt den 18-jährigen Herzog im Brustbild nach rechts und nennt seine Titel als Herzog von Württemberg und Teck sowie als Graf von Mömpelgard. Auch die Rückseite mit dem württembergischen Wappen macht die Ambitionen deutlich, das Herzogtum zurückzuerhalten. [Matthias Ohm]

Medaille auf Graf Georg von Mömpelgard

Als Graf Georg von Württemberg-Mömpelgard 1520/21 am Wormser Reichstag teilnahm, ließ er dort auch eine Porträtmedaille anfertigen. Die einseitige Gussmedaille von Hans Schwarz zeigt ihn mit einem am Hals geknöpften Tuchgewand und einem Pelzmantel nach links, um den Hals trägt er eine Kette. Graf Georg sollte für den Fortbestand des Hauses Württemberg eine wichtige Rolle spielen. Auf Drängen seines Neffen, Herzog Christophs von Württemberg, heiratete er 1555 im Alter von 57 Jahren die 38 Jahre jüngere Barbara, eine Tochter des Landgrafen Philipps von Hessen. Wie bedeutend diese Ehe werden sollte, zeigte sich vier Jahrzehnte später: Mit Ludwig, einem Sohn Herzog Christophs, starb die württembergische Hauptlinie aus. Friedrich, ein Sohn von Georg und Barbara, trat die Regierung in Stuttgart und setzte die Reihe der württembergischen Herzöge fort. [Matthias Ohm]

Medaille auf das 350-jährige Jubiläumsschießen der Schützengesellschaft...

Im Jahre 1912 konnte die Tübinger Schützengesellschaft die 350. Wiederkehr ihrer Gründung begehen. Höhepunkt der Feiern war das Jubiläumsschießen, das vom 16. bis 19. Juni in Tübingen stattfand. Zu diesem Anlass gab die Schützengesellschaft auch Medaillen aus. Sie wurden von der Stuttgarter Prägeanstalt Mayer & Wilhelm in unterschiedlichen Materialien hergestellt: neben Bronze auch - wie bei dem vorliegenden Exemplar - in einer versilberten Version. Die Medaille zeigt auf ihrer Vorderseite den württembergischen Herzog Christoph und auf der Rückseite das Tübinger Rathaus. [Matthias Ohm]

Medaille auf das 350-jährige Jubiläumsschießen der Schützengesellschaft...

Die Schützengesellschaft Tübingen gab im Jahr 1912 zu ihrem 350. Gründungsjubiläum eine Medaille aus. Auf ihrer Vorderseite findet sich in einem vertieften Achteck das Brustbild Herzog Christophs, während dessen Regierung die Schützengesellschaft gegründet worden war. Unter diesem Bildnis, das einer Medaille von 1559 folgt, finden sich, gekreuzt auf Eichenzweigen, ein Gewehr und eine Armbrust mit dem Termin des Jubiläumsschießens. Die Rückseite zeigt das Tübinger Rathaus über dem Stadtwappen auf Eichenzweigen. [Matthias Ohm]

Hans Daucher, Medaille auf Ambrosius Volland, 1534

Die Vorderseiteninschrift nennt den Namen, die akademischen Würden und die politischen Ämter des Dargestellten sowie das Herstellungsjahr: Ambrosius Volland, Doktor beider Rechte, kaiserlicher und württembergischer Kanzler, Hofpfalzgraf, im Jahre des Herrn 1534. Die Rückseite der Medaille zeigt das quadrierte Wappen des Ambrosius Volland, die Umschrift nennt seine Devise: EREPTVS INPELLOR - als Herausgerissener werde ich angetrieben. In den 7 bis 9 mm starken Rand der Medaille wurde im 18. Jahrhundert eine Widmungsinschrift des Stuttgarter Bürgermeisters Christian Jakob Rheinwald eingeritzt, der dieses Stück Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg schenkte: ANNO 1703 HAT CHRISTIAN IACOB REINWALD IN STVTGART DIS STVCK ZV VNTERDENINGEN EHREN IN DIE KVNSTKAMER VERERT. [Matthias Ohm]

Deutsches Gestech

Die verschiedenen Varianten des Turniers erforderten spezielle Rüstungen. Beim Plankengestech, einem Zweikampf zu Pferd, wurde versucht, den Gegner mit einer stumpfen Lanze aus dem Sattel zu stoßen. Bei den besonders gefährdeten Bereichen des Kämpfenden - wie Hals- und Kinnpartie, Brust, linke Schulter und beide Hände - wurde die Rüstung angepasst. So konnte der Stechhelm, mit verstärkter Kinnpartie, auf Brust und Rücken der Rüstung festgeschraubt werden und verminderte die Risiken eines möglichen Genickbruchs des Reiters. Die rechte Hand wurde durch die Brechscheibe geschützt, eine teller- bis trichterförmige Scheibe vor dem Griffstück der Lanze. Zwei Werkstätten haben dieses Stechzeug hergestellt: die erste fertigte Helm, Brust und Rücken. Die zweite stellte Schulter- und Armpartien her. Die gestempelten Marken am oberen Außenrand beider Schulterstücke sowie an beiden Armkacheln weisen den Meister als Nürnberger Plattner aus. [Lilian Groß]

Ross-Stirn mit Stirnscheibe, 1. Hälfte 16. Jahrhundert

Bei einigen Turnierarten musste die Geschicklichkeit hoch zu Ross bewiesen werden. Gut trainierte Turnierpferde waren eine Kostbarkeit und gefragt, oft liehen sich Adlige untereinander ihre Pferde. Diese wurden im Turnier durch Teile einer Rüstung geschützt. Der Kopf wurde mit einer Blendstirn versehen, wodurch das Ross faktisch blind war. Zusätzliche Schellen um den Hals verhinderten, dass das Pferd durch den Lärm abgelenkt wurde. Ein mit Heu gepolsterter Stechsack um die Schultern bot Schutz vor Lanzenstichen. Dass dies kein Garant für Unverletzlichkeit war, lässt sich an dieser Ross-Stirn erkennen: unter dem linken Auge weist sie eine viereckige, nach innen gebogene Öffnung auf, was auf das Eindringen eines Renneisens (eine Form der Bekrönung der Lanze) zurückzuführen ist. [Lilian Groß]

Turnierkrönlein für die Lanze im Gestech

Das Turnier wandelte sich in der Renaissance vom ursprünglich gefährlichen Kampfsport mehr und mehr zu einem Schauspiel. In der Turniergattung Gestech galt es nun nicht mehr den Gegner mit einem gezielten Stoß der Lanze aus dem Sattel zu heben oder bestimmte Teile seiner Rüstung abzusplittern. Das Brechen der Lanze war das Hauptziel – diese bestand aus Holz und war an der Spitze mit einem dreizackigen Krönlein (Krönig) versehen. Das sollte ein Eindringen in den Sehschlitz des Stechhelms verhindern, denn die Gefährlichkeit dieser Turnierart bestand auch weiterhin. [Lilian Groß]

[Stand der Information: ]