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Museum August Kestner Sarkophage

Sarkophage

Sarkophag aus Klazomenai

Diese Art der bemalten Sarkophage stammt hauptsächlich aus Werkstätten in der ionischen Stadt Klazomenai in der Nähe von Smyrna (İzmir), an der Westküste der heutigen Türkei. Gefunden wurden sie hauptsächlich in den Gräberstätten vor der Stadt. Vereinzelt sind sie aber auch aus Ephesos und von den Inseln Rhodos und Lesbos bekannt. Charakteristisch für diese Sarkophagproduktion ist ein wannenförmiger schmuckloser Behälter mit verbreiteter Randleiste. Die Hauptproduktion lief bis etwa 470 v. Chr. Einzelne besonders prunkvolle Beispiele sind vollständig bemalt und tragen einen giebelförmigen Deckel, der für dieses Exemplar nicht mehr erhalten ist. Eine Gruppe von sieben bekannten Sarkophagen lässt sich anhand von Detailbeobachtungen einem bestimmten Maler zuschreiben. Der nicht namentlich bekannte Künstler dieser Sarkophage trägt den sog. 'Notnamen' Hannover-Maler, dessen namengebendes Objekt der Sarkophag im Museum August Kestner ist. Die etwa 500 kg schweren Sarkophage wurden schon vor der Bestattung in die Erde eingetieft, so dass nur der bemalte Rand von oben zu sehen war. Nach der Opferzeremonie wurde Erde über dem Sarkophag aufgeschüttet, teilweise ganze Hügel angelegt. (AVS)

Sarg mit Giebeldach

Der hölzerne Sarg stammt aus einer kleinen Nekropole östlich der Pyramide des Niuserre im antiken Busiris (Abusir, Ägypten). Dieses Areal wurde von 1902 bis 1904 von Ludwig Borchardt, dem Entdecker der Nofretete, untersucht. Dabei wurden 31 griechische Bestattungen des 4. Jahrhunderts v. Chr. entdeckt. Über die Deutsche Orientgesellschaft (DOG) gelangte der Sarg 1904 in das damalige Kestner-Museum. Die griechischen Gräber enthielten u.a. Holzsärge sowohl in anthropoider als auch Truhenform, zu der auch der des Museum August Kestner gehört. Von den insgesamt neun truhenförmigen Särgen verblieben nach Abschluss der Ausgrabungen zwei in Kairo. Sechs kamen nach Deutschland und wurden an Museen in Berlin sowie Leipzig, Bonn, Heidelberg und Hannover verteilt. Der Verbleib eines weiteren Sargs ist unbekannt. Der Sarg in Hannover ist neben dem des Akademischen Kunstmuseums in Bonn das einzige komplett erhaltene Exemplar aus den Grabungen der DOG. Der Hannoversche Sarg wurde innerhalb der Ziegelsteinvermauerung einer Mastaba entdeckt. Als gewisses Kuriosum wurden die Beine abgesägt und neben dem Sarg bestattet. Im Sarg selbst befand sich zum Zeitpunkt der Aufdeckung noch der in Binden gewickelte, männliche Leichnam. Er ruhte mit dem Kopf auf einem mit Holzspänen gefüllten Kissen. In die Leichenbinden waren Mohnkapseln eingewickelt (wahrscheinlich in rechter Hand haltend). Außerhalb des Sarges sicherten die Ausgräber ein Paar Lederschuhe. Unter dem Sarg fanden sich noch die Überreste eines Lederbeutels sowie Fragmente von roten, gelben und braunen Filzbinden. Bedauerlicherweise hat sich von Beifunden nichts erhalten. Es ist davon auszugehen, dass sie wahrscheinlich nie nach Hannover gelangt sind. (AVS)

Truhensarkophag mit dachförmigem Deckel (Larnax)

Bedeutendes Zeugnis minoischer Kultur, an dem sich sowohl die hochstehende Töpferkunst der ägäischen Bronzezeit als auch religiöse Vorstellungen ablesen lassen. In der Entstehungszeit des Sarkophags erliegt Kreta nach der endgültigen Zerstörung des Palastes von Knossos um 1400 v. Chr. immer mehr dem kulturellen Einfluss der einwandernden Griechen. Alte minoische (kretische) Vorstellungen der Religion und Kunst sind aber weiterhin nachweisbar. So werden die Toten in tönernen Larnakes, sog. Truhensarkophagen oder in Badewannen aus Ton bestattet. Die Bemalung der Sarkophage zeigt neben starken mykenischen Motiven noch deutlich minoisches Formengut. Der Baum auf der Hauptseite des Sarkophags kann als heiliger Baum gedeutet werden, der zum minoischen Baumkult oder zum Kult der Baumgöttin in Verbindung gebracht werden könnte. Die beiden Wildziegen könnten auf die Ziegen einer Berggöttin anspielen, wie auch die Rassehunde zu einem "Herren der Hunde" gehört haben mögen. Die Darstellungen der Vorderseite sind gewiss formelhafte Bilder minoischer, im 14. Jahrhundert v. Chr. noch wirksamer, religiöser Vorstellungen. Sie werden mit einiger Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit dem Tod und Jenseits zu deuten sein. Die gut fundierte Datierung der bemalten Tonwannen und Truhen-Sarkophage von verschiedenen Fundorten Kretas (z.B. Palaikastron, Pentamodi, Pachyammos) lassen durch stilistische Vergleiche die Datierung unseres Sarkophags in den Anfang der Phase Spätminoisch III (14. Jh. v. Chr.) als gesichert gelten. (AVS)

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