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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Arbeiten für den Beamtenwohnungsverein

Arbeiten für den Beamtenwohnungsverein

Die 1903 gegründete Genossenschaft des Beamten-Wohnungsvereins zu Potsdam veranlasste mehrere große Wohnungsbauprojekte an deren Planung auch Reinhold Mohr, als Leiter des städtischen Hochbauamts beteiligt war – wenn auch viele seiner Vorschläge aus unterschiedlichen Gründen vom Beamtenwohnungsverein verworfen wurden. Zu den genannten Wohnungsbauvorhaben zählen u.a.: Die Siedlung „Am Brunnen“, der Ladenbau an der Alte Zauche und die Siedlung „Sigismundstraße“.

[ 10 Objekte ]

Entwürfe für die Siedlung Am Brunnen, Lageplan

„Mit dem Erwerb seines 120 Morgen (25 Hektar) grossen Geländes am Brauhausberge ist der Verein an seine bisher umfassendste und bedeutungsvollste Bauaufgabe herangetreten. Das grosse, zusammenhängende Gelände bietet dem Verein Gelegenheit, mit der Durchführung einer mustergültigen, in sich geschlossenen Bebauung seinem Wirken ein dauerndes Denkmal zu setzen.“ Mit diesen Worten richtete sich der 1903 gegründete Beamtenwohnungsverein am 9. März 1923 an den Regierungspräsidenten und erhob Einspruch gegen die seitens der Stadt vorgelegten „Pläne für die Aufteilung des Geländes“, das der Verein erst im Jahr zuvor vom Forstfiskus erworben hatte. Vermutlich bezog sich die Kritik auf solche Pläne wie den vorliegenden. Dieser von Reinhold Mohr als „erster Vorschlag“ deklarierte Plan ist zwar nicht datiert, doch dürfte er nicht vor 1922 und nicht nach 1923 entstanden sein. Vermutlich widersprach vor allem die lockere und damit bodenverschwendende Anlage der Häuser den Intentionen des Vereins. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Zur Bebauung an der Saarmunder Strasse. / Durch den Beamtenwohnungs-Verein.; o.r.: Legende mit Angabe von Geschosshöhen; u.r.: Erster Vorschlag zur Bebauung des Geländes vom / Beamtenwohnungsverein Alte Zauche.; rechts daneben (nicht mehr vollständig lesbar): Staedt. Hochbauamt / Der Stadtbaurat.

Entwürfe für die Siedlung Am Brunnen, Lageplan für Platz B

In der vom Beamtenwohnungsverein (heute WBG 1903) geplanten Siedlung an der Alten Zauche (heute „Am Brunnen“ in der Heinrich-Mann-Allee) waren nach den Prinzipien der Gartenstadtbewegung von Anfang an platzartige Erweiterungen vorgesehen. Schon in seinem ersten Vorschlag (vgl. AT-2016-189) für eine städtebauliche Ordnung der Siedlung hatte dies Reinhold Mohr mitaufgegriffen und in der Mitte seines Planes eine, wenn auch etwas unregelmäßige Erweiterung zweier sich kreuzender Straßen eingetragen. Nachdem ein erster, im Frühjahr 1923 erstellter Bebauungsplan des Stadtbauamtes abgelehnt wurde, beauftragte der Beamtenwohnungsverein den Berliner Architekten Eduard Jobst Siedler (1880 – 1949), der später durch den Erweiterungsbau der Reichskanzlei (1928 – 1930) Bekanntheit erlangte. Dessen Bebauungsplan wurde schließlich genehmigt. Der hier abgebildete Lageplan zeigt die von Mohr angedachte und von Siedler regulierte Platzanlage, die in den Planungen stets nur mit „B“ bezeichnet wurde. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: B.W.V. / April 1926. Erster Entwurf 1:200. / Platz

Entwürfe für die Siedlung Am Brunnen, Perspektive von Platz B

In seinem „Erläuterungsbericht zum Bebauungsplan von Teilen der Dreves- und Kunersdorferstrasse (…)“ vom Juni 1927 schreibt Stadtbaurat Fischer: „Die Drevesstraße bildet die geradlinige Verbindung des Geländes des Beamtenwohnungsvereins mit der Siedlung ‚Eigenheim‘. Sie soll auch in ihrer Fortführung die bereits genehmigte Breite von 10 m und beiderseits Vorgärten von 3 m Breite erhalten. In dem Schnitt mit der Kunersdorfer Strasse ist für die Drevesstrasse eine platzartige quadratische Erweiterung vorgesehen, die mit Gartenanlagen ausgestattet werden soll.“ Die Skizze von Reinhold Mohr zeigt diese platzartige Erweiterung mit Blick in die Kunersdorfer Straße Richtung Alte Zauche (vgl. auch AT-2016-188). Im Vergleich mit der ausgeführten Bebauung fällt neben dem Verzicht auf Polygonerker und Fledermausgauben vor allem auf, dass Mohr eine dreigeschossige Bebauung auf den Ecken plante. Dies aber wäre bei der genannten Breite der Drevesstraße unvereinbar mit den Abstandsregeln gewesen. [Thomas Sander] Blattangaben: u.: Erster Entwurf für B.W.V. Dreves – Kunersdorferstrasse

Entwürfe für die Siedlung Am Brunnen, Perspektive von Platz B

Diese fein abgeschattete und mit lockerem Strich ausgeführte Perspektive entspricht in Ort und Blickrichtung der Darstellung auf Blatt AT-2016-177. Allerdings hat Mohr den Ausschnitt auf der linken Seite stark verkürzt, sodass vom nördlichen Block, der in der Planung des Beamtenwohnungsvereins auch Wohnhausgruppe III heißt, kaum noch die Südwest-Fassade zu erkennen ist. Die zur Kunersdorfer Straße gerichtete Fassade ist hingegen zur Hälfte von Bäumen verdeckt. Mehr noch als in der Skizze ist in der vorliegenden Perspektive die Horizontale der Bauten durch minimale Vor- und Rücksprünge in den Fassaden und durch die mächtig ausladenden Traufgesimse betont. Unterstützt wird dieser Zug durch die Schiebeläden an den Fenstern, deren Halteschienen offenbar ober- und unterhalb der durchgehenden Fassadenvorsprünge liegen. Trotz der hohen Walmdächer wirken damit Mohrs Fassaden sehr viel moderner als jene, die nach Entwürfen der Vereinsarchitekten Paul Muster und Ludwig Blohm ausgeführt wurden. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: Entwurf zur Bebauung Ecke Dreves- u. Kunersdorferstrasse; u.r.: Dreves – Kunersdorferstr. / R.M. 1925.

Skizze für eine Ladenunterlagerung an der Alten Zauche (Heinrich-Mann-Allee)

Als der Beamtenwohnungsverein 1930 die Bebauung des Geländes an der Alten Zauche (heute Heinrich-Mann-Allee) beendet hatte, fehlte der noch westliche Teil der Kunersdorfer Straße und ein Abschnitt an der heutigen Heinrich Mann-Allee, das sogenannte Eichenwäldchen. Hier ließ der Verein 1938 nach Plänen von Heinrich Laurenz Dietz (1888 – 1942) eine dreiflügelige Wohnanlage von drei Geschossen und südlich davon ein zweigeschossiges Einzelhaus erbauen. Die beiden zur Allee gerichteten Kopfbauten erhielten „Kaufläden für Bäcker, Metzger, Kaufmann und Drogist“, deren Schaufenster von acht Holzreliefs flankiert werden. Eine dreiseitige Bebauung mit einer zwischen die Flügel gespannten Ladenzeile hatte Mohr an diesem Ort schon gut zehn Jahre zuvor in der hier vorliegenden Skizze angedacht. Der von Oberbürgermeister Friedrichs wegen seiner distanzierten Haltung gegenüber den Nazis ins Abseits gestellte Stadtarchitekt wäre aber 1938 für so eine repräsentative Bauaufgabe nicht mehr in Frage gekommen. [Thomas Sander] Blattangaben: u.: Skizze Alte Zauche Ladenbau. / Mohr / 1927 ?

Entwürfe für die Sigismundstraße (Hans-Sachs-Straße), Lageplan

Nachdem die Ostseite der Sigismundstraße (heute Hans-Sachs-Straße) von 1908 bis 1912 seitens des Beamtenwohnungsvereins eine durchgehend viergeschossige Bebauung bis zur Sophienstraße (heute Meistersingerstraße) erfahren hatte, sollte nun auch die Westseite erschlossen werden. Das dazu nötige, ca. zwei Hektar große Areal östlich vom Maschinenteich am Schloss Charlottenhof wurde im Juli 1929 erworben. Wie bei fast allen Projekten des Vereins wurde auch hier das Hochbauamt unter Reinhold Mohr beratend tätig. Schon von Beginn an war wegen der Nähe des Parks geplant, die Bebauung sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe zu staffeln. Mohr entwarf daher in seinem Lageplan entlang der Sigismundstraße bis auf Höhe der Sophienstraße eine symmetrische Wohnhauszeile mit bis zu dreieinhalb Geschossen. Rückseitig schließt in der Mitte T-förmig das Heizhaus an. Zwei Durchfahrten queren die Zeile und führen auf das Hinterland, in dem zwei winkelförmige, zweigeschossige Wohnhausgruppen liegen. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: B.W.V. Sigismundstr. / R. Mohr

Entwürfe für die Sigismundstraße (Hans-Sachs-Straße), Fassadenskizze

Die vom Beamtenwohnverein zu Potsdam vorgesehene Bebauung der Westseite der Sigismundstraße erfolgte zwischen Mai 1930 und April 1931. Dabei wurden 125 Ein- bis Vierzimmerwohnungen geschaffen. Mohr selbst benennt in seinem Lageplan (AT-2016-179) 21 Häuser (ohne Heizhaus) mit 102 Wohnungen zwischen zweieinhalb- und viereinhalb Zimmern. Die von ihm skizzierte, gut 250 Meter lange Front an der Sigismundstraße ist streng symmetrisch und zeigt einen dreieinhalbgeschossigen Mittelbau mit Flachdach und sieben Eingängen, der von zwei turmartig überhöhten und mit Walmdächern gedeckten Häusern flankiert wird. In deren Erdgeschossen sind Durchfahrten zur rückwärtigen Bebauung und Geschäfte vorgesehen. Die Zeile endet beidseitig in langgestreckten, zweigeschossigen Wohnhäusern, die im Gegensatz zur Mittelbebauung eine Walmdeckung aufweisen. Zur Gliederung des Mittelbaus legte Mohr dreieckige, dem Expressionismus entlehnte Standerker vor die Fassade, ein Element, das tatsächlich ausgeführt wurde. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: B.W.V. Sigismundstrasse / R. Mohr 1925 ?

Entwürfe für die Sigismundstraße (Hans-Sachs-Straße), Fassade und Grundriss

Der Entwurf zeigt die von Mohr geplante Wohnhauszeile an der Sigismundstraße vom südlichen Durchgangshaus mit Ladenunterlagerung bis auf Höhe des Mittelbaus und dem auf der Rückseite geplanten Heizhaus. Dem Grundriss lassen sich Erschließung und Wohnungsgrößen entnehmen, wobei mehrere Varianten durchgespielt werden, von der Zweieinhalb- bis zur Viereinhalbraumwohnung. Nicht immer sind die Lösungen überzeugend, etwa wenn eine abgewinkelte Wohnungstrennwand mitten in ein Fenster geführt wird. In der Fassadendarstellung fällt auf, dass der Abschnitt des Durchgangshauses offenbar nachträglich ausradiert wurde; Mohr hat später sogar seinen Erläuterungstext darüber gesetzt. Dennoch lässt das Übrige erkennen, dass seine Fassaden mit ihren Flachdächern sehr viel moderner wirken als die tatsächlich ausgeführten. Seitens des Beamtenwohnungsvereins konnte und wollte man sich nicht zu einer Moderne bekennen, wie sie zeitgleich in der Babelsberger Paul-Neumann-Straße vorbildlich umgesetzt wurde. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Sigismund jetzt Hans Sachstr. (sic!) / Erster Entwurf für Bebauung an der / Seite zu Park zu für den Beamten- / wohnungsverein. M 1:200. / R. Mohr

Entwurf für die Hessestraße, Fassade

Die Siedlung des Beamtenwohnungsvereins östlich der Kolonie Alexandrowka wurde in mehreren Phasen errichtet. Zuerst entstanden 1904 im Dreieck zwischen Hesse-, Kleiner und Großer Weinmeisterstraße elf Wohnhäuser in einer Mischung aus Jugend- und Landhausstil. Es folgten 1910 zwei Häuser in der Hessestraße und von 1914 bis 1916, also während des Ersten Weltkriegs, zwei um einen dreiseitigen Anger gelegene Reihenhausgruppen an der Kleinen Weinmeisterstraße. Stilistisch ähneln sie alle den Häusern der ersten Bauphase. In der vierten Bauphase von 1919 bis 1921 entstanden fünf Häusergruppen an der Kleinen Weinmeister- und der Hessestraße sowie der Puschkinallee. Deren Fassaden orientieren sich nun aber an jener gemäßigten Moderne, wie sie Mohr in seinem Entwurf präsentiert. Allerdings irrte er sich bei der Adresse, denn die von ihm erwähnte Kleine Weinmeisterstraße war zu der Zeit schon weitgehend bebaut. Bei Block „B“ dürfte es sich vielmehr um die Wohnhausgruppe Hessestraße 9-11 handeln. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Beamtenwohnungsverein Potsdam. / Wohnungsgruppe „B“ an der Kl. Weinmeisterstr. M 1:100. / Mohr. 31.10.19

Entwurf für die Spandauer Straße, Fassade

Im Jahr 1910 erwarb der Beamtenwohnungsverein gegenüber dem Regierungsgebäude an der Ecke zur Behlertstraße das Grundstück Spandauer Straße 6. Das tief ins Blockinnere reichende Areal bot die Möglichkeit zur Anlage einer T-förmigen Privatstraße. Hier ließ der Verein 1912 zwei dreigeschossige Wohnhäuser errichten, heute Friedrich-Ebert-Straße 40-42 und 43/44. Im Jahr darauf folgte der markante, mit seiner Hauptfassade diagonal zur Ecke orientierte Block Friedrich-Ebert-Straße 38/39. Mit seinen im Heimatschutzstil gehaltenen Putzfassaden und dem hohen Schweifgiebel bildet der Bau ein Gegengewicht zum monumentalen Regierungsgebäude. 1918 erwarb der Verein das Nachbargrundstück Behlertstraße 13 und ließ dort ab Herbst 1922 die Häuser Friedrich-Ebert-Straße 45/46 und das hier von Mohr dargestellte Haus Nr. 47/48 errichten. Mit gewissen Veränderungen, so fielen die seitlichen Loggien weg und es wurde über der Mitte ein Zwerchhaus aufgesetzt – ansonsten ist diese Fassade weitgehend wie von Mohr dargestellt ausgeführt worden. [Thomas Sander] Blattangaben: o.r.: Beamtenwohnungsverein Spandauerstr. / Mohr

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