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Landesmuseum Württemberg Glassammlung Ernesto Wolf

Glassammlung Ernesto Wolf

1997/1998 und 2003 erwarb das Landesmuseum antike Gläser der Sammlung Ernesto Wolf und bewahrt nun eine der bedeutendsten Glassammlungen der Welt. Weitere Objekte höchster Qualität aus dem griechisch-römischen Ägypten– darunter Marmorbildnisse, Mumienporträts, Bronzen und Terrakotten – hatte Ernesto Wolf 1907 der Sammlung geschenkt.

[ 110 Objekte ]

Aryballos (Gefäß für Duftstoffe)

Das königsblaue, türkisfarben und goldgelb verzierte Glasgefäß mit zwei winzigen Henkeln ist nur schwach lichtdurchlässig. Solche Gefäße wurden aus Glasmasse über einem Kern aus Ton, Sand und organischem Material gebildet, der nach dem Erkalten entfernt wurde. Diese wohl älteste Technik, Glasgefäße zu formen, ist seit der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus aus Mesopotamien und vor allem Ägypten bekannt. Vom späten 6. Jahrhundert vor Christus an kam sie in der griechischen Welt zu einer zweiten Hochblüte. Trotz ihrer weiten Verbreitung durch den griechischen Handel ist über die Werkstätten dieser kostbaren Glasgefäße, die offenbar nur für Duftstoffe benutzt wurden, wenig bekannt. Der Aryballos ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" ausgestellt.

Pokal in Silberfassung

Venedig übernahm schon früh die führende Rolle in der europäischen Glaskunst der Neuzeit. Bereits im 15. Jahrhundert gelang es hier, die Glasmasse fast völlig zu entfärben und ein kristallklares, dünnwandiges Glas zu produzieren. Dessen Reinheit war die ideale Voraussetzung, um Farbgläser herstellen zu können. Der auffallend hohe, sich nach oben verjüngende Pokal mit vergoldeter Silberfassung ist aus Fadenglas geblasen, einer besonders raffinierten Veredelungstechnik, die die Venezianer "vetro a filigrana" (Filigranglas) nannten. Wie hoch venezianische Fadengläser geschätzt wurden, lässt sich an der Edelmetallfassung des Fußes ablesen, die der Nürnberger Goldschmied Hannß Resth dem Pokal nach seinem Transport über die Alpen anpasste. Der Pokal ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Deckelpokal

Die Veredelungstechnik des Diamantreißens war um 1534 in Venedig eingeführt worden. Mit der Spitze eines Diamanten werden Linien in die Oberfläche des erkalteten Gefäßes eingeritzt, die durch das Aufrauen der Glashaut weiß erscheinen. Die von Erzherzog Ferdinand von Tirol gegründete Hofglashütte in Innsbruck versah zwischen 1570 und 1590 nicht nur farblose Gläser, wie dies in Venedig üblich war, sondern auch smaragdgrüne und saphirblaue Gefäße mit gerissenen Dekoren. Der Vasenpokal mit seiner kontrastreichen Umrisslinie zeigt eine Kombination von Diamantriss, farbiger Kaltmalerei und Golddekor auf dem intensivblauen Glaskörper. Typisch für Tiroler Arbeiten ist der in die Form geblasene Balusterschaft des Pokals. Der Deckelpokal ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Reichsadlerhumpen

Die Technik der Emailmalerei auf Glas kam über Tirol aus Venedig nach Deutschland. Den Malfarben wird pulverisiertes Glas beigemengt. Nach dem Bemalen der erkalteten Gefäßoberfläche werden die Gläser im Ofen erhitzt, wobei der schmelzende Farbauftrag eine Verbindung mit der Glaswand eingeht. Die Vorteile dieser Dekorationsart gegenüber der Kaltmalerei liegen in der enormen Leuchtkraft der Farben. Das zylindrische Glas ist eines der frühesten erhaltenen Beispiele für deutsche Emailmalerei. Es zählt zu den fünf ältesten Exemplaren vom Typus der Reichsadlerhumpen. Die Darstellung zeigt den Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches mit dem Bild des Gekreuzigten auf der Brust. Der Humpen ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Deckelhumpen mit Darstellung von Schloss Coswig an der Elbe

Dass Emailmalerei in Deutschland so außerordentlich beliebt war, hängt wohl mit den hier üblichen Trinkgefässen zusammen. Die Wandung der riesigen Humpen bot den idealen Malgrund für großflächige Motive. Auf dem Deckelhumpen dargestellt ist Schloss Coswig an der Elbe. Der rückwärtig aufgemalte Trinkspruch weist auf die ambivalente Wirkung von Alkoholgenuss hin: "Mit massen Trincke mich, / So bin ich recht vor dich, / Die weisheit vnd die Sorgen, / Sindt in mir Verborgen, / Ich hege Lust vnd Leidt, / ich gebe fried vnd streidt, / Vnd mache soll ichß melden, / Viel betler vnd viel Helden, / 1676." Der Deckelhumpen ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Becher mit ziehenden Zigeunern

Weltweit sind nur zehn farbig bemalte Gläser mit der Signatur des Glasmalers Johann Schaper bekannt. Neben diesem Becher aus der berühmten Sammlung des gebürtigen Stuttgarters Ernesto Wolf besitzt das Landesmuseum eine weitere dieser kostbaren Raritäten, ein Glas mit der Darstellung von Bettlern. Die beiden Schaper-Becher sind nur einer der zahlreichen künstlerischen Höhepunkte in der Sammlung veredelter Gläser aus Renaissance und Barock. Der Becher mit ziehenden Zigeunern ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt. Erworben aus Mitteln der Museumsstiftung Baden-Württemberg.

Hohlbalusterpokal mit Bildnis Kaiser Leopolds I.

Der Nürnberger Georg Schwanhardt d. Ä. (1601-1667), der in Prag bei Caspar Lehmann (1563-1622) das Glasschneiden erlernt hatte, brachte bei seiner Rückkehr 1622 die neue Kunst in seine Heimatstadt mit. So konnte sich Nürnberg zum frühesten Zentrum für Glasschnitt in Deutschland entwickeln. Hermann Schwinger, ein Meister der zweiten Künstlergeneration, erreichte vor allem in seinen letzten Schaffensjahren ein von anderen kaum erreichtes Niveau im Porträtschnitt. Der Hohlbalusterpokal mit Bildnis Kaiser Leopolds I. (reg. 1658 bis 1705) legt davon Zeugnis ab. In Wechselspiel von matten und geblänkten Partien schuf er eine ausdrucksstarke Charakterstudie des Herrschers. "Herman Schwinger. / Cristallschneider N." signierte er sein Werk. Der Pokal ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Deckelpokal mit Wappen und Monogramm Augusts des Starken

Der sogenannte Augustus Rex-Pokal aus der Sammlung Ernesto Wolf ist ein faszinierendes Beispiel für die Kunst des Glashochschnitts. Im Gegensatz zum Tiefschnitt wird das gewünschte Darstellungsmotiv beim Hochschnitt erhaben aus der Glaswandung herausgearbeitet, indem man die Umgebung abträgt. Entstehungsort und -zeit des ungewöhnlich gestalteten Pokals - sein Deckel ist als Kurhut mit Hermelinbesatz gebildet - sind bestens dokumentiert. Am 10. Dezember 1731 richtete der Hüttenschreiber der königlich-polnischen kurfürstlich-sächsischen Glashütte in Dresden eine Rechnung an August den Starken. Sie enthält einen Deckelpokal für 110 Taler, der sich dank der präzisen Beschreibung zweifelsfrei mit dem Stuttgarter Hochschnittpokal identifizieren lässt. Der Pokal ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Deckelpokal mit Kinderbacchanal

Der Weimarer Hofglasschneider Andreas Friedrich Sang hinterließ mehrere signierte Gläser, darunter den reich dekorierten Deckelpokal von 1729. Der Deckel ist als Flakon mit eingeschliffenem Stöpsel gearbeitet. Der Pokal dagegen zeigt die Grundform, die im 18. Jahrhundert für die Gattung verbindlich wurde. Voraussetzung dafür war die Entwicklung des böhmischen Kreideglases am Ende des 17. Jahrhunderts. Dessen Reinheit erlaubte die Herstellung dickwandiger Gefäße, die den Glasschneidern neue Möglichkeiten eröffneten. So wurde der Glasschliff, dessen Oberflächenreiz in den Lichtbrechungseffekten liegt, für Schaft, Kuppaansatz und Deckelknauf beinahe obligatorisch. Der Deckelpokal, dessen Kuppa ein Kinderbacchanal als Figurenfries umzieht, beweist die besondere dekorative Begabung Sangs. Er ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Römer mit Kalligrapheninschrift

Der Niederländer Bastiaan Boers verzierte, wie die Signatur besagt, den hohen Römer aus lichtgrünem Glas am 20. Juni 1699 mit einem Trinkspruch: "Heden vrolyk morgen Sorgen" (heute fröhlich, morgen Sorgen). Der sogenannte Römer, ein Trinkglas auf gesponnenem Fuß mit kugeliger Kuppa und nuppenbesetztem Schaft, meist aus grünem Glas geblasen, hatte sich im 15. Jahrhundert im Rheinland als Gebrauchsglas für Wein herausgebildet. Dekorierte Exemplare sind die Ausnahme. Der Typus des Kalligraphengläser entstand in den Niederlanden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Wie alle Kalligraphengläser, deren einziger Dekor aus einem Schriftzug besteht, lebt auch dieser Römer von der kraftvollen Spannung des Schreibduktus. Er ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Stengelglas

Das Diamantpunktieren des Glases, auch Stippen genannt, ist eine niederländische Erfindung des 18. Jahrhunderts. Mit leichten Hammerschlägen auf einen Diamantgriffel setzt der Künstler feinste Punkte auf die Glasoberfläche. Je nach ihrer Dichte schließen sich die Punkte zu unterschiedlich hellen Flächen und damit zu äußerst differenziert modellierten Motiven zusammen. David Wolff (1732-1798) ist einer der bekanntesten Punktierer. Wie seine Kollegen bevorzugte er Porträtdarstellungen oder figürliche Motive, Sujets also, die von der Modellierung leben. Das Stengelglas mit den drei geflügelten Genien stammt aus Wolffs später Schaffenszeit. Typisch für ihn sind Gesichter mit großen dunklen Augen unter schweren, durch dichteste Punktsetzung sehr hellen Augenlidern. Das Stengelglas ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Becher mit dem Wappen der Familie Wirth

Johann Joseph Mildner, ein Glasschleifer aus Gutenbrunn in Niederösterreich, griff gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Zwischengoldtechnik auf, die im zweiten Viertel des Jahrhunderts in Böhmen ihren Höhepunkt erlebt hatte. Bei Zwischengoldgläsern befindet sich der gesamte Dekor zwischen zwei Glasschichten, die exakt ineinander passend gearbeitet sein müssen. Der 1795 datierte Becher mit dem Wappen der Familie Wirth hat gleichsam als Untergrund die vollkommen durchlaufende Goldfolie, die nach außen unterbrochen wird von einem silbernen Perlfries und daran befestigten radierten Lorbeergirlanden. Auf der Wandungsmitte ist ein Ovalmedaillon eingesetzt, das, umrahmt von einem Perlfries, das Wappen der Familie Wirth trägt. Der Becher ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.

Krateriskos

In solchen kleinen, kunstvoll gestalteten Gefäßen wie dem Krateriskos bewahrte man parfümierte Öle, duftende Salben und Kosmetika auf. Das Gefäß ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Hochblüte der Glasmacherkunst des Alten Ägyptens. Glas galt zu dieser Zeit als besondere Kostbarkeit. Die Herstellungstechnik war vor Erfindung der Glasmacherpfeife kompliziert und benötigte große Erfahrung. Hohlgefäße wurden um einen Kern geformt: Man fertigte einen aus Ton, organischen Materialien und Sand bestehenden Kern in der Form des späteren Gefäßinneren. Dieser wurde mit Glas ummantelt und nach Erkalten des Gefäßes schließlich vorsichtig entfernt. Die Werkstätten lagen meist in der Nähe der pharaonischen Residenzen und ihre Produkte waren nur für die Oberschicht erschwinglich. Der Krateriskos ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" ausgestellt.

Achämenidische Bronzeschale

Flache oder halbrunde Schalen waren unter den Achämeniden, einem altpersischen Königsgeschlecht, besonders beliebt. Ihre Wandungen konnten mit zahlreichen Mustern versehen sein, wie hier mit schmalen Zungenblättern. Mit den persischen Eroberungen gelangte dieser Schalentypus in alle Teile der damaligen Welt. Die Gefäße bestanden nicht nur aus Metall, sondern auch aus Ton und Glas und wurden als Trinkgefäße benutzt. 1998 konnte die Schale aus der Sammlung Ernesto Wolf erworben werden.

Vorratsgefäß, Urne

Gläserne zweihenklige Gefäße mit Deckel dienten als Vorratsgefäße in römischen Haushalten. Sekundär wurden sie aber häufig als Aschenurnen genutzt. Die Zweitverwendung von Haushaltsgefäßen als Urnen war in den römischen Nordwestprovinzen gang und gäbe. Neben den gläsernen Vorratsgefäßen wurden auch Kochtöpfe oder Tongeschirr als Urnen gebraucht. Das Gefäß wurde angeblich in Südfrankreich gefunden. Es wurde von dem Sammler Ernesto Wolf (1918-2003) erworben. [Nina Willburger]

Trinkbecher

Dem aus dunkelgrünem Glas geblasenen Becher ist am oberen Rand mit dem Diamanten eine Inschrift eingeritzt:"Trinckh mich aus unnd würf mich Nider / Heb mich auf unnd vill mich wider / Ao. 1658". Der mit Beerennoppen besetzte Becher gehört zum Typus der sogenannten Unzerbrechlichen. Etwa 30 Exemplare sind bekannt, was wohl ihrer extremen Dickwandigkeit zu verdanken ist. Alle sind mit derselben Inschrift versehen und tragen Datierungen zwischen 1643 und 1677. Das Trinkglas stammt aus dem Besitz von Ernesto Wolf (1918-2003). 1991 hatte das Landesmuseum dessen weltberühmte Sammlung veredelter Gläser aus Renaissance und Barock erworben. Zur Eröffnung der damaligen Neuaufstellung 1993 brachte Ernesto Wolf den "Unzerbrechlichen" als Geschenk mit. [Sabine Hesse]

Kohel-Röhrengefäß mit Auftragstab

Das um einen Stab geformte, zylinderförmige Gefäß wurde aus opakem, dunkelbraunem Glas gefertigt und mit aufgelegten Glasfäden verziert: Zwei weiße Fäden fassen unterhalb der leicht ausladenden Lippe einen hellblauen Zickzackfaden ein. Ein dunkelbrauner Faden windet sich spiralig vom Boden ausgehend bis zum unteren weißen Faden um das Gefäß. Aus der Kohel-Röhre ragt ein bronzener Stab, der mit dem Inhalt, dem Kohel, zusammenkorrodiert ist und ursprünglich zum Auftragen schwarzer Augenschminke benutzt wurde. Kohel - vom arabischen "kokhl" - wurde von Frauen und Männern aus kosmetischen und medizinischen Gründen verwendet. Basierend auf Bleiglanz wurde es sowohl vorbeugend als auch heilend z. B. bei Bindehautentzündungen benutzt. Das Gefäß datiert in das 5. Jh. v. Chr. Sein Fundort ist nicht bekannt, Vergleichsfunde lassen darauf schließen, dass es im Nordwest-Iran hergestellt wurde. Aus der Sammlung Ernesto Wolf. [Nina Willburger]

Achämenidische Bronzeschale

Unter den Achaimeniden, den ersten persischen Großkönigen, erlangte das Kunsthandwerk eine außerordentliche Blüte, die unter anderem in filigranen Glas- und Metallgefäßen zum Ausdruck kommt. Diese unverzierte Schale aus Bronze lässt sich mit Funden aus der Neujahrsresidenz des achaimenidischen Großkönigs Dareios I in Persepolis (Iran) vergleichen. Auch auf den Reliefs der Audienzhalle der Residenz, die Tributbringer zeigen, sind solche Gefäße dargestellt. Die Schale, deren Fundort unbekannt ist, stammt aus der Sammlung Ernesto Wolf. Sie wird im Depot aufbewahrt. [Nina Willburger]

Flasche in Form eines Doppelkopfes.

Die Flasche in Form eines Doppelkopfes besteht aus durchsichtigem, mangangefärbtem orangerosafarbenem Glas. Der röhrenförmige Hals mit nach außen gebogenem und wieder zurückgefaltetem Rand wurde freigeblasen - allerdings nur im oberen Abschnitt, denn dort, wo eine Schwellung im Hals zu beobachten ist, beginnt der formgeblasene Gefäßteil (der untere Hals und der Körper). Der Glasbläser hat dazu eine aus zwei Vertikalteilen bestehende, am Boden vermutlich offene (Indiz: Staubteile im Boden) Form verwendet. Die Formnähte sind im Haar, dort, wo sich die Köpfe berühren, erkennbar. Die beiden in entgegengesetzte Richtung blickenden Köpfe werden geprägt von vorstehenden Augenbrauen, weit geöffneten Augen, einem kleinen Kussmund und einem spitzen Kinn. Die Haartracht wird wiedergegeben durch halbkugelige Knöpfe, die dreireihig über der Stirn angeordnet sind. Insgesamt tragen die Gesichter kindliche Züge. Möglicherweise handelt es sich um die Darstellung von Eros oder Dionysos. Die Flasche ist unversehrt. Außen irisiert das Glas und beginnt zu korrodieren, in tief liegenden Stellen sitzt ein blassbrauner Belag. Die Innenfläche ist dunkelschwarz verwittert.

Zarte Rippenschale

Die freigeblasene Schale besteht aus durchsichtig gelborangefarbenem Glas; ferner wurde ein opakweißer Dekorfaden verarbeitet. Der Boden ist schwach abgeflacht. Der halbkugelige Gefäßkörper mit schräg eingezogener Schulter mündet oben in einen ausbiegenden, gekehlten Rand mit abgesprengtem Abschluss. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Dekor, da er Einblick in die Herstellungsprozesse gewährt: Bevor der Glasbläser das Gefäß vollständig ausblies, umspulte er den Körper vom Boden bis zur Schulter mit dem Dekorfaden, in der Bodenmitte beginnend von unten rechts nach oben links. Des Weiteren verzierte er den Körper mit 18 Rippen. Ihre Unregelmäßigkeiten sprechen dafür, dass sie nicht formgeblasen, sondern mit einer Zange aus dem Glas herausgekniffen wurden. Dabei verformten sich die Fäden stellenweise. Da die Zange die Rippen abkühlte, dehnten sie sich beim Ausblasen des Gefäßes kaum aus, die Wandung dazwischen jedoch umso mehr, sodass sich die Fäden hier bis zum Verschwinden streckten. Die vollständig erhaltene Schale musste am Rand gering ergänzt werden. Auf der Außenfläche zeigt sich ein mattweißer Belag; innen irisiert das Glas regenbogenfarben und beginnt zu korrodieren.

Anhänger in Gestalt eines Widderkopfes.

Der stabgedrehte Anhänger in Gestalt eines Widderkopfes besteht aus durchscheinend kobaltblauem Grundglas. Die Details wurden angeschmolzen: zwei weiße Glasstränge für die Hörner, je eine weiße und darauf aufgesetzte kobaltblaue Perle für die Augen, ausschließlich kobaltblaue Perlen für die Ohren. Eine dicke, weiße Perle markiert beidseitig die kräftigen Wangen. Zur Wiedergabe der Nasenlöcher hat der Künstler kleine, weiße Kugelperlen, für die Maulspalte einen kleinen, weißen Faden verarbeitet. Eine kobaltblaue Spiralperle am Hinterkopf bildet die Öse. Das Köpfchen ist vollständig erhalten; seine Oberfläche ist rau und teilweise irisierend. Das weiße Glas ist überwiegend hellbeigefarben korrodiert. An der Innenwandung des Stabloches lassen sich noch Rückstände der Ummantelung des Stabes in Form einer gelblich grünen Schicht erkennen.

Mosaikglas-Einlage mit floralem Muster.

Die Einlage besteht aus aneinander geschmolzenen Scheiben und Abschnitten von Mosaikstäben und Kröseln. Ihre Oberseite wurde geschliffen und poliert; ihre Unterseite ist matt. Vorgefertigte Glasstreifen - erkennbar an den unterschiedlichen Farbnuancen sowie ihrer Struktur - bildeten den Rahmen. Den stark durchscheinenden, grünlich blauen Hintergrund, mit einigen nahezu farblosen Partien, ziert ein florales Muster: unten drei runde, gelbe Blüten aus Scheiben von Überfangstäben mit dunkelpurpurfarbener, in blasses Purpurrot eingebetteter Kreuzmitte; beidseitig daneben je eine Kreuzblüte mit gelber Mitte und vier weißen, rot gefassten, herzförmigen Blättern; darüber paarweise zwei schmal geformte, gelbe Blüten mit weißen Spitzen und braunem, unteren Blütenabschnitt; darüber wiederum drei rot-gelbe Blumen (Tulpen), deren Blätter braun akzentuiert sind. Vornehmlich im Randbereich vervollständigen weiße Narzissen mit gelber, rot gepunkteter Mitte das Ensemble. Die Einlage ist etwa zur Hälfte erhalten. Die linke Randfassung ist nahezu unversehrt, die rechte und gerade obere sind dagegen beschädigt. Auf der Oberseite sind bräunliche Korrosionsspuren erkennbar.

Mosaikglas-Einlage mit floralem Muster.

Die Einlage wurde durch Aneinanderschmelzen von Scheiben und Abschnitten von Mosaikstäben und Kröseln hergestellt. Die flache Oberseite wurde geschliffen und poliert. Vor einem stark durchscheinend blasskobaltblauen Hintergrund baut sich ein Blumengebinde auf: unten drei gelbe Blüten mit dunkelpurpurfarbener, in blasses Purpurrot eingebetteter Kreuzmitte, überfangen von Gelb und Graugelb; darüber drei Ähren mit hellgelben, dunkelblau gerahmten sowie weißen, gelb und dunkelblau gerahmten Körnern; die Grannen sind gelb und durch blasses Purpurrot voneinander getrennt. Beidseitig entspringen zwei rot-gelbe Blumen (Tulpen). Sowohl ihre gelben Stängel und Blätter als auch die der Ähren sind grün überfangen; teils vermischt sich dieser Farbton mit dem Hintergrund. Vier Narzissen mit weißen Blütenblättern um einen gelben, rot gepunkteten Kreis vervollständigen das Ensemble. Die Ähren und die Tulpen bilden jeweils die Mitte von ovalen, die Narzissen von runden Kompositstabscheiben von durchsichtigem, bläulich getöntem Glas, das sich im Gegenlicht vom blasskobaltblauen Hintergrund absetzt. Die Einlage ist zu etwa einem Drittel erhalten. Die seitlichen Randstreifen sind abgebrochen.

Rechteckiger Mosaikglas-Einlage mit floralem Schachbrettmuster.

Die Einlage setzt sich zusammen aus rechteckigen Scheiben von Kompositstäben, die aneinander geschmolzen wurden. Der Dekor ist mehrfarbig, wobei zur Erzeugung des schwarz wirkenden Glases durchscheinend dunkelblaues und dunkelgrünes verarbeitet wurde. Er wird bestimmt von einem Schachbrettmuster aus schwarzen (durchscheinend dunkelblauen) und opakroten Feldern, die jeweils mit einer Blüte verziert sind. Bei den Blüten der schwarzen Felder handelt es sich um Kreuzblüten mit jeweils vier Blütenblättern, gezeichnet in opakweißen Umrisslinien. In klarem Kontrast dazu stehen die leuchtend gelben Blüten in den roten Feldern; ihre quadratische, aus opakgelben Dreiecken gebildete Mitte wurde mit einem achtstrahligen, schwarzen (durchscheinend grünen) Stern versehen; der äußere Kranz besteht aus vier großen, zweispitzigen Blütenblättern, die sich aus je zwei opakgelben Dreiecken zusammensetzen. Das Fragment stammt von einer ursprünglich wohl rechteckigen oder quadratischen Einlage. Es ist beidseitig leicht korrodiert, an einer Ecke bestoßen sowie an einer Längsseite beschädigt. Die flache Ober- und Unterseite wie auch die Kanten wurden vermutlich in jüngerer Zeit nachgeschliffen und poliert.

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