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Museum im Kornhaus Bad Waldsee Der Basler Totentanz von Anton Sohn

Der Basler Totentanz von Anton Sohn

Über die Sammlung

Der "Basler Totentanz" ist das umfangreichste und bekannteste Figurenensemble aus der Produktion der Terrakottamanufaktur von Anton Sohn (1769-1841) in Zizenhausen bei Stockach am Bodensee. Er umfasst insgesamt 42 Figurengruppen aus Terrakotta, die ab 1822/23 nach den Bildmotiven eines monumentalen Wandgemäldes des 15. Jahrhunderts entstanden sind, das 1805 beim Abbruch der Friedhofsmauer des Dominikanerklosters in Basel zerstört wurde. Die Anregung zu dem Totentanz-Zyklus erhielt Anton Sohn durch einen Basler Kunsthändler, der sein Figurenangebot vertrieb; als Vorlage zur Produktion dienten Anton Sohn die Kupferstiche von Matthäus Merian d. Ä., der die Bildfolge mit den zugehörigen Texten erstmals 1623 veröffentlicht hatte. Wahrscheinlich hat Sohn die 1725 in Frankfurt erschienene Ausgabe benutzt. Nach den Merian-Stichen formte Sohn Halbreliefs aus Ton, von denen Gipsabgüsse angefertigt wurden, die als Model zur Vervielfältigung der Figuren dienten.
Das Museum im Kornhaus konnte die vollständige Serie des Basler Totentanzes 1977 auf einer Auktion erwerben – Anton Sohn stammt aus Kümmeratzhofen bei Waldsee, wo sein Vater Franz-Joseph bereits eine Werkstatt zur Herstellung von Tonfiguren betrieb, die bis 1882 bestand. Die Waldseer Figuren sind nicht restauriert und weisen Gebrauchsspuren auf, alte Reparaturen, Fehlstellen in der Malschicht, Brüche und Beschädigungen des Tonkörpers und der filigranen, aus Draht geformten Teile. Auch sind die Beschriftungsstreifen auf den Sockeln teilweise schadhaft. Die Texte in Reimen sind meist mit anderen Ausfertigungen identisch, doch es gibt auch Abweichungen. Die Oberfläche der Farbfassung sieht bei einigen Figuren in größeren Partien matt und "staubig" aus. Das liegt am bereits fehlenden Firnisüberzug. Die Tonfiguren sind nach dem Brennen mit Pigmenten in einem wässrigen Bindemittel (Leim, Eiweiß) bemalt worden und erhielten zum Schutz vor Abrieb und für ihren Oberflächenglanz einen (Alkohol-)Firnis. Dieser ist meist sehr stark gebunden, so dass er sich in kleinen Partikeln selbst löst und mitunter Teile des Farbauftrages mitreißt. Doch es gibt Paarungen, die sich noch im ursprünglichen Zustand zeigen, so z.B. der Tod und der Ratsherr, der Kirbepfeiffer, die Jungfrau, der Schultheiß, der Bauer. Bei der Waldseer Ausfertigung sind bestimmte Schmuckteile mit Blattgold belegt (z. B. bei Papst, Kaiserin, Königin, Abt), auch mit Blattsilber (heute geschwärzt). Auf den Rückseiten ist überflüssiges Tonmaterial mit schmalen Spachteln herausgestrichen, so dass recht dünnwandige Halbrelieffiguren entstanden.

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