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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Jastorf-Kultur (ca. 575/525-60 v. Chr.)

Jastorf-Kultur (ca. 575/525-60 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die ersten Eisen verarbeitenden Stämme des norddeutschen Tieflandes formierten sich um 575 v. Chr. zur Jastorf-Kultur, so benannt nach einem Fundort bei Uelzen (Niedersachsen). Sie ist ca. 200 Jahre jünger als die ältesten Eisenzeit-Kulturen Mitteldeutschlands (Hausurnen- und Thüringische Kultur). Die Weiternutzung lokaler Gräberfelder zeigt ihre Verwurzelung in der nordischen Spätbronzezeit.
Um 525 v. Chr. stießen Jastorf-Gruppen in das Mittelelbe-Gebiet vor, verdrängten dort die Hausurnenkultur und drangen im Raum Halle ab 450 v. Chr. vereinzelt über die Grenze der Thüringischen Kultur südwärts. Die Invasoren ließen sich auf den fremden Friedhöfen bestatten, ohne dabei ihre Identität preiszugeben. Unterschiedliche Keramik- und Schmuckformen lassen im nördlichen und im zentralen Sachsen-Anhalt zwei Regional-Gruppen erkennen. Seit der zweiten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. beeinflussten in zunehmendem Maße Importe aus den südlich angrenzenden keltischen Gebieten die Formensprache der Jastorf-Kultur. Zunächst entstanden Fibeln, dann auch Arm- und Halsringe nach keltischen Vorbildern.

Bestattung
Der Grabbrauch der Jastorf-Kultur sah ausschließlich die Leichenverbrennung mit Urnenbeisetzung vor. Die Leichenbrandgefäße wurden mit einer Schale abgedeckt und in einfache Erdgruben gestellt. Im Unterschied zu den großen Gräberfeldern in den norddeutschen Ursprungsgebieten kennt man aus dem hiesigen Neuland fast nur kleinere Friedhöfe. Eine Ausnahme ist hier der Bestattungsplatz von Chörau, Ldkr. Anhalt-Bitterfeld (500–200 v. Chr.) mit über 200 Gräbern.
Die Beigaben – zum Beispiel zungenförmige Gürtelhaken und Gewand- / Haarnadeln – wurden zumeist verbogen,
um sie in die Urne legen zu können.

Besonderheit
Kulturspezifische Objekte der frühen Stufe der Jastorf-Kultur sind Segelohrringe, die aus Bronzeblech bestehen
und mit kleinen Treibbuckeln verziert sind, mitunter auch mit blauen Glasperlen auf den Dornen.

Hausbau / Siedlungswesen
In den norddeutschen Küstengebieten, einem Altsiedelraum der Jastorf-Kultur, beherbergten dreischiffige Wohn-
Stall-Häuser Mensch und Vieh unter einem Dach. Der Stalltrakt war in Boxen eingeteilt. Demgegenüber lebten die
Jastorf-Leute hierzulande in Grubenhäusern. Das Vieh war gesondert untergebracht. Gut erforscht ist etwa die Siedlung von Osterburg-Zedau, Ldkr. Stendal, mit ihren zahlreichen Hausgruben. Die etwa 25 m² großen Räume waren nur leicht in den Boden eingetieft. Aufgehende Architektur – zum Beispiel Wände und vermutlich Giebeldach – ist bislang nicht erhalten. Neben den Wohngebäuden, die Platz für eine Familie boten, gab es Grubenbauten für Werkstätten und Vorratshaltung.

© LDA; Hochhalsgefäß. Leichenbrandurne. Stendal, Ldkr. Stendal; ca. 450–375 v. Chr. Foto: Juraj Lipták (München)

Diese Sammlung ist Teil von

Späte vorrömische Eisenzeit (480-30/60 v. Chr.) [1]

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