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GoetheStadtMuseum Ilmenau Ilmenauer Porzellan

Ilmenauer Porzellan

Über die Sammlung

Unabhängig von der Erfindung des Porzellans in Meißen entwickelte sich in Thüringen ab 1760 eine vielfältige merkantile Produktion von Porzellan, das nun auch von bürgerlichen Abnehmern zu günstigen Preisen erworben werden konnte. Die älteste Gründung einer Ilmenauer Porzellanmanufaktur geht auf das Jahr 1777 zurück. Am 8. Juli 1777 erhielt der porzellankundige Christian Zacharias Gräbner aus Großbreitenbach die von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach die Konzession zur Errichtung einer Porzellanmanufaktur in Ilmenau. Trotz günstiger Bedingungen gelang es Gräbner nicht, das Unternehmen wirtschaftlich zu führen. Während seiner Abwesenheit, er reiste nach Russland, übernahm 1782 der Herzogliche Rat und Geheime Sekretär Friedrich Justin Bertuch die Verwaltung der Manufaktur, um so bereits verauslagtes Kapital der fürstlichen Schatulle zu retten. Gräbner verließ im Jahr 1783 ein zweites Mal Ilmenau, um in Reval mit abgeworbenen Thüringer Glasmachern und -malern tätig zu werden. Da es ihm nicht möglich war, die vom Herzog eingeforderten 2.000 Taler Schuldenlast zu begleichen, ließ dieser am 22. Juli 1786 die Ilmenauer Porzellanfabrik versteigern, um sie für 6000 Taler selbst zu erwerben. Es folgte der Abschluss eines Pachtvertrages über eine Dauer von sechs Jahren mit dem Limbacher Manufakturbesitzer Johann Gotthelf Greiner. Der neue Pächter verwendete in der Anfangszeit Kaolin, das im benachbarten Steinheid abgebaut wurde. So umging er zwar hohe Einfuhrzölle, musste aber dafür eine mindere Qualität der Masse hinnehmen. Erst die Verwendung böhmischen Kaoilins aus den Zettlitzer Gruben verbesserte die Produkte und brachte den gewünschten Erfolg. Nach Ablauf der vereinbarten Pachtzeit wurde der Vertrag auf Wunsch Greiners nicht verlängert.
Der Erfurter Kaufmann und langjährige Pächter der Volkstedter Manufaktur, Christian Nonne, und sein Schwiegersohn, Ernst Carl Rösch, führten das Unternehmen ab 1792 schließlich zur Blüte. Das reichhaltige Repertoire an Kaffee-, Tee- und Schokoladenservice, Platten, Tellern, Schalen, Pfeifenköpfen, Nadeldosen, Stockgriffen und anderen Gebrauchsgegenständen wurde nach Holland, Polen, Russland und sogar in die Türkei exportiert. Ilmenauer Porzellane waren stets bei den Leipziger Messen vertreten. Neben den traditionellen bauchigen Kannen mit Strohhalmdekor setzte sich nach und nach die strenge klassizistische Form durch. Eine Besonderheit der Ilmenauer Manufaktur waren in dieser Zeit die blau-weißen Medaillons in der Art der englischen Jasperware des Josiah Wedgwood, die man mit antiken Szenen, christlichen Motiven, aber auch Porträts schmückte.
Nach dem Tod Christian Nonnes 1813 übernahm sein Schwiegersohn die alleinige Leitung des Unternehmens und führte dies zunächst erfolgreich fort, bevor in den 1820er Jahren der Niedergang der Manufaktur einsetzte. Nach dem Tod ihres Mannes übergab die Witwe Friederike Rösch 1836 die Manufaktur an ihren Sohn Christian. Nur zwei Jahre später ging das Unternehmen in Konkurs. In der Folgezeit wechselten die Pächter, bis es 1871 zu Zwangsversteigerung durch den Bankier Hermann Stürcke kam. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft verhalf zu starkem wirtschaftlichen Aufschwung. Im ausgehenden 19. Jh. gehörten vor allem Tassen und Gegenstände mit Blumenmalerei zum beliebten Sortiment. Die Fabrik ließ sich mehrere Verfahren patentieren, u. a. die Herstellung erzartiger Überzüge, Reliefvergoldungen und die Erzeugung von Mattgold und Mattlüster auf Porzellan. Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise hatten weitreichende Folgen für das Unternehmen. Kurzarbeit und zeitweilige Stilllegungen waren unvermeidbar. Mit der Umstellung der Produktion von preiswerten Exportporzellan auf Qualitätsporzellan vollzog man ein Wende. Ab 1935 führte das Unternehmen den Markennamen "Graf von Henneberg", ab 1936 erzielte man wieder Gewinne. In den ersten Nachkriegsjahren wurde fasst ausschließlich für die Reparationsleistungen an die Sowjetunion produziert. In Folge der Wende kam es zur Privatisierung. Ilmenauer Porzellan wird heute in Triptis hergestellt. Der Vertrieb befindet sich noch in Ilmenau.

Im ausgehenden 19. Jh. existierten in Ilmenau weitere Porzellanfabriken, unter anderem die Porzellanfabriken "Metzler & Ortloff", "Galluba & Hoffmann", "Arno Fischer" und die Porzellanmalerei "E. A. Grimm" sowie "Schuhmann & Klett".

In der Museumssammlung haben sich die Produkte der Ilmenauer Firmen erhalten. Sie demonstrieren eine wesentliche wirtschaftliche Stärke der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert.

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