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Wettermuseum Internationales Wolkenjahr 1896/97

Internationales Wolkenjahr 1896/97

Über die Sammlung

Die Objekte zum Internationalen Wolkenjahr gehören zur Hausinternen Sammlung: 7) Messtechnik für Wolken und Niederschlag in der Meteorologie.

Da am Ende des 19. Jahrhunderts die Luftfahrt zur Erforschung der freien Atmosphäre noch in den Kinderschuhen steckte, benötigte man zusätzlich „Fernerkundungsmethoden“, um Zustände und Prozesse in der freien Atmosphäre genauer kennenzulernen und vielleicht aus einer Wolken-Systematik heraus Wetter-Vorhersagen entwickeln zu können.

Im Jahr 1891 regte der schwedische Meteorologe, Hugo Hildebrand Hildebrandsson bei der Münchener Konferenz der Repräsentanten meteorologischer Dienste an, internationale Wolkenbeobachtungen durchzuführen. Ziel dieser Beobachtungen sollte es sein, „ein Netzwerk von Teilnehmern aller Länder aufzubauen, um die oberen Luftströme auf der Erde durch die Zugrichtung und die Höhe der Wolken zu studieren.“ Hildebrandsson hatte schon im Jahr 1890 zusammen mit Vladimir Köppen von der Deutschen Seewarte in Hamburg einen Wolkenatlas herausgegeben, der sogar nicht einmal der erste Wolkenatlas war. Bereits 1879 hatte M. H. Osti in Upsala gemeinsam mit Hildebrandsson eine erste Sammlung von Wolkenfotos publiziert. Gemeinsam war diesen Bemühungen, die Verständigung der Meteorologen über die Wolkenbeobachtungen durch standardisierte Bezeichnungen zu verbessern. „Im Jahr 1896 wurde dazu ein ‚Wolkenatlas‘ veröffentlicht, der anhand von Beispielfotografien unterschiedliche Verfahren vorschlug.“ (Hilnhütter, S. 97) In dem Wolkenatlas legten H. H. Hildebrandsson, Albert Riggenbach aus der Schweiz und Leon-Philippe Teisserenc de Bort aus Frankreich 16 Wolkenarten fest, die das von Luke Howard am Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte System der Wolkenklassifikation nach 4 Gruppen (Cirrus, Cumulus, Stratus und Nimbus) weiterentwickelte.

Die bereits erwähnte Konferenz von 1891 in München beschloss, an 17 Orten, verteilt über die ganze Erde 1 Jahr lang fotografische Wolkenvermessungen durchzuführen. Eine der dazu vorgeschlagenen Beobachtungs-Methoden bestand darin, „..ein(en) Phototheodolit(en) (einzusetzen), der das projizierte Bild zusätzlich chemisch auf einer Glasplatte fixieren konnte(n). Die große Herausforderung bestand jedoch darin, Wolken mit dem Handwerkszeug der perspektivischen Projektion zu beschreiben.“ (Hilnhütter, S. 99/100).

Die „Beobachtungen“ (das Erstellen von Wolken-Vermessungsfotos) in Potsdam wurden vom 1.7.1896 bis zum 30.6.1897 durchgeführt. Es entstanden durch diese Arbeit in Potsdam 1117 brauchbare Doppelplatten (d. h. 4500 Wolkenbilder). In diesen Fotos konnten 7500 Höhenbestimmungen durchgeführt werden, da auf vielen Fotos mehrere Wolkenstockwerke übereinander dokumentiert worden sind.
Heute finden sich von den 1117 in Potsdam erstellten Original-Vergrößerungen nur noch 77 Fototafeln (mit je 4 Wolkenfotos) im Archiv-Bestand des Wettermuseums. 300 Fotos wurden im Jahr 1901 an Prof. Hugo Hergesell von der Meteorologischen Landesanstalt in Straßburg zur Veröffentlichung übergeben. Hergesell war gleichzeitig Leiter der 1896 in Paris gegründeten Internationalen Aeronautischen Kommission und in dieser Funktion interessiert an Unterlagen für die Beratung der sich entwickelnden Luftfahrt.

Hamblyn, Richard „Die Erfindung der Wolken – Wie ein unbekannter Meteorologe die Sprache des Himmels erforschte“, Frankfurt a. M. und Leipzig 2001

Hilnhütter, Sara „Amorphe Punktwolken“, in Bruhn, Matthias und Hilnhütter, Sara (Hg.) „Bilder der Präzision“, Berlin-Boston 2018.

Körber, Hans-Günter „Die Geschichte des Meteorologischen Observatoriums in Potsdam“, in „Geschichte der Meteorologie in Deutschland“, Band 2, herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst, Offenbach 1993; Signatur im Wettermuseum: BU 000 047

Koppe, Carl „Photogrammetrie und Internationale Wolkenmessung“, Braunschweig 1896; Signatur im Wettermuseum: BU 001 971

Süring, Reinhard "Die Wolkenbildungen", in Assmann, R/ Berson, A. / von Bezold, W./ Börnstein, R. und Süring, R. "Wissenschaftliche Luftfahrten -Dritter Band - Zusammenfassungen und Hauptergebnisse", Braunschweig 1900, Seite 177 ff

Süring, Reinhard „Bericht über die Ergebnisse der deutschen Wolkenbeobachtung während des internationalen Wolkenjahres“ in: „Meteorologische Zeitschrift“, Stuttgart, August 1904, S. 358 bis 371; Signatur im Wettermuseum: BU 000 415

Süring, Reinhard und Sprung, Adolf „Ergebnisse der Wolkenbeobachtungen in Potsdam und an einigen Hilfsstationen in Deutschland in den Jahren 1896 und 1897“, Berlin 1903; Signatur im Wettermuseum: BU 001 972

Wegener, Alfred „Thermodynamik der Atmosphäre“, Leipzig 1911

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