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Historische Mühle von Sanssouci Mühlen in Berlin und Brandenburg

Mühlen in Berlin und Brandenburg

Über die Sammlung

In Berlin und Brandenburg gibt es heute noch eine Vielzahl verschiedener wasser-, wind- und motorgetriebener Mühlen. Sie spiegeln in anschaulicher Weise die Entwicklung von kleinen Handwerksbetrieben zu großen Industrieanlagen wider und vermitteln einen Eindruck vom Leben und Arbeiten der Müller.
Die Geschichte der Mühlen in der Region ist eng mit der Gründung von Klöstern verbunden. Im 12. Jahrhundert begannen vor allem die Zisterzienser Klöster auf dem Gebiet des heutigen Brandenburgs anzulegen. Von den Landesherren wurde ihnen das Recht erteilt, Mühlen zu bauen und zu betreiben. In dieser Zeit entstanden vor allem Wassermühlen.
Möglicherweise im 13. Jahrhundert, sicher jedoch ab dem 14. wurden die ersten Bockwindmühlen errichtet.
Während auf dem Land vor allem die Klöster im Besitz der Mühlen waren, unterstanden in der Stadt die Mühlen fast durchweg den weltlichen Grundherren. Im 16. Jahrhundert gingen im Zuge der Reformation viele der Klostermühlen in den Besitz der Kurfürsten über. Somit wurden alle Mühlen von den landesfürstlichen Ämtern verwaltet. Sie entschieden über den Bau von neuen Mühlen, waren verantwortlich für technische Erneuerungen, überwachten Mahlzwang und Mühlenbann und verpachteten die Mühlen.
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts änderten sich diese Besitzverhältnisse. Durch die Einführung der Gewerbefreiheit und Aufhebung des Mahlzwangs 1809/10 erhielten die Müller das Recht, eine eigene Mühle zu erwerben und zu betreiben. Die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung ermöglichte technische Neuerungen, um die Mühlenarbeit effektiver zu gestalten.
Die von den Naturkräften abhängigen Wind- und Wassermühlen wurden vielfach mit neuen Antriebsquellen versehen. Dampfmaschinen, Gas-, Diesel- und zuletzt Elektromotoren hielten Einzug. Traditionelle Handwerksmühlen verschwanden oder verwandelten sich mehr und mehr in Industriebetriebe. Mühlen verarbeiteten nicht nur Getreide. Über 180 verschiedene Nutzungsarten sind belegt. Am bekanntesten sind neben den Getreidemühlen die Papier-, Säge- und Ölmühlen.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert gab es gemäß einer Statistik des Deutschen Reichs von 1898 an Getreide-, Mahl- und Schälmühlen in der Provinz Brandenburg: 3.033 Mühlen (2.665 Haupt- und 368 Nebenbetriebe) mit einer Gesamtantriebsleistung von 13.968 PS.
Darunter u.a. 2.131 Wind-, 847 Wasser-, 178 Dampfmühlen, 5 Gas-, 9 Petroleum- und 1 Elektromotormühlen.
(Deutsches Reich gesamt: 50.897 mit u.a. 17.803 Wind-, 31.869 Wasser- und 3.832 Dampfmühlen)

Heute sind viele der alten Mühlen verschwunden. Die fortschreitende Industrialisierung verdrängte die traditionell betriebenen kleinen handwerklichen Mühlen. Ein regelrechtes Mühlensterben setzte ein. Dennoch verschwanden sie nicht sofort aus dem Alltag der Menschen. Viele Kleinmühlen versuchten, mit dem technischen Fortschritt mitzuhalten. Sie modernisierten ihre Wind- oder Wassermühlen.

Nach dem 2. Weltkrieg war die Bevölkerung vielerorts wieder auf die Hilfe der kleinen handwerklichen Mühlen angewiesen, da viele der industriellen Anlagen durch den Krieg zerstört waren. Doch wenige Jahre später verloren sie endgültig ihre wirtschaftliche Bedeutung. Gefördert durch staatliche Wirtschaftspolitik setzte ein zweites Mühlensterben ein. Nur wenige sind erhalten geblieben. Oft wurden die alten Anlagen dem Verfall überlassen und abgetragen. In ländlichen Gebieten war die Herstellung von Futterschrot eine Chance für einige Mühlen, der völligen Stilllegung zu entgehen. Für Wassermühlen bot sich in einigen Fällen eine Nachnutzung zur Elektroenergiegewinnung an. Viele wurden zu Wohngebäuden oder Gaststätten umgebaut. Die Technik der Mühlen ging meist weitgehend verloren. Selten wurden die Mühlen mit ihrer Technik erhalten und als technisches Denkmal oder museumsähnliches Objekt genutzt.
Die 1990 gegründete Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. bemüht sich um den Erhalt und die weitere Nutzung der alten Mühlenanlagen. In Zusammenarbeit mit Eignern und Denkmalschutzbehörden berät sie bei der Erhaltung und Restaurierung und zeigt Möglichkeiten zur Nachnutzung auf. So konnten viele der in Vergessenheit geratenen Anlagen vor dem Verfall bewahrt werden. Über 1.000 Mühlenstandorte sind im vereinseignen Mühlenarchiv verzeichnet.

Diese Sammlung ist Teil von

Bernd Maywald - Mühlenfotografie [391]

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