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Bauteilsammlungen der Landesdenkmalpflege Sachsen-Anhalt Sammlung Dachdeckungen

Sammlung Dachdeckungen

Über die Sammlung

Die Sammlung Dachdeckungen umfasst Bauteile und Baumaterialien, die zur Eindeckung auf historischen Gebäuden in Sachsen-Anhalt verwendet wurden. Wie alle historischen Baumaterialien verweisen auch historische Dachdeckungen auf eine Vielzahl von geschichtlichen Phänomenen. Den örtlichen Entwicklungsstand und die Möglichkeiten von Handwerk und Technik zeigen sie für ihre Entstehungszeit, gebrochen durch die Bauaufgabe und die finanziellen Möglichkeiten und Wünsche des Bauherrn, mit Material und Deckungstechnik unmittelbar auf. Sie können mittelbar auch auf eine örtliche Baustoffproduktion oder entsprechend weitreichendere Handelswege und Wirtschaftsbeziehungen verweisen, wenn die Deckungsmaterialien über größere Entfernungen transportiert wurden. Im 19.Jahrhundert ist etwa Schiefer aus Wales, der über die Elbe eingeführt wurde, in ganz Sachsen-Anhalt verbreitet.

Baupolizeirecht und Brandschutzbestimmungen haben unmittelbare Auswirkungen auf Dachdeckungen gehabt. Sie war zu allen Zeiten und mit unterschiedlichem Erfolg Gegenstand obrigkeitsstaatlichen Reglements. Z.B. ist das Verbot der Strohdeckung für Halberstadt für das 13.Jahrhundert überliefert. Für bestimmte Regionen ist zudem ein von der Regierung beförderter Technologietransfer belegt, bei dem bestimmte Dachziegelmodelle mit kundigen Handwerkern aus anderen Regionen neu eingeführt werden sollten.

Mit der wachsenden Verfügbarkeit von Dachdeckungsmaterialien im Industriezeitalter kann bei der Neuerrichtung von Gebäuden seit dieser Zeit auch bei profanen Bauaufgaben häufiger eine gestalterische Entscheidung für ein bestimmtes Deckungsmaterial unterstellt werden, da nun zumindest eine größere Auswahl unter verschiedenen Möglichkeiten bestand.

Bei weitgehend homogenen Dachdeckungsbeständen auf größeren Baugruppen, in Dörfern oder Städten wächst der Dachdeckung eine erhebliche städtebauliche Bedeutung zu, da sie möglicherweise sehr heterogene Einzelgebäude zu einem größeren Ensemble zusammenfasst und vielleicht sogar einen tatsächlich bestehenden strukturellen Zusammenhang versinnbildlicht – und sei es die Zughörigkeit der Gebäude zu einer historischen Kernstadt. Über den dokumentarischen, gestalterischen und strukturvermittelnden Wert der Deckung hinaus, können damit aber, insbesondere auf regionaler Ebene, auch Aspekte von Identitätskonstruktionen angesprochen sein.

Dabei sind die Deckungsarten spätestens mit der beginnenden Industrialisierung einem durch die Fotografie gut dokumentierten, scheinbar stetig schneller werdendem Wandel unterworfen. Nach der flächendeckenden Versteinerung der Dächer auch im ländlichen Raum ändert sich mit den modernen Falzdachziegeln seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Gestalt und Technik der Dachdeckung. Gleichzeitig werden das Zinkblech und Dachsteine aus Beton verfügbar. Seit der Mitte des 20.Jahrhundert werden schließlich Dachdeckungen aus völlig neuartigen Kunststoffen hergestellt.

Die Sammlung Dachdeckungen zielt darauf ab, all das durch die bewahrten Objekte abzubilden.

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