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GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig Fayencen

Fayencen

Über die Sammlung

Der Bestand an Fayencen des GRASSI Museums für Angewandte Kunst in Leipzig ist außergewöhnlich umfangreich und qualitativ herausragend. Seit der Eröffnung des Museums im Jahre 1874 wurden Fayencen kontinuierlich gesammelt, sodass die Kollektion heute ungefähr 540 Geschirre und 146 Fliesen nahezu aller bedeutenden Manufakturen umfasst. Damit gehört die Sammlung an Fayencen sicherlich zu einer der bedeutendsten in der Bundesrepublik – trotz der einschneidenden kriegsbedingten Verluste, die das Museum erleiden musste. Insgesamt sind zehn Länder mit über achtzig Manufakturen vertreten. Deutschland ist mit zahlreichen für die Entwicklung der Fayence wichtigen Manufakturen repräsentiert, ebenso die Niederlande, Frankreich und Italien. Dabei stellen die deutschen Fayencen mit 263 Objekten aus 37 Manufakturen den größten Bestand dar, gefolgt von den Niederlanden mit dem Schwerpunkt Delft mit 111 Objekten aus zwölf Manufakturen. Die Anzahl der französischen Fayencen beträgt 103, Österreich ist mit 22 und Italien mit 18 Fayencen vertreten.
Seit dem 17. Jahrhundert waren Fayencen äußerst begehrt. Sie gehörten sowohl beim Adel als auch beim gehobenen Bürgertum zum festen Bestandteil einer exklusiven Innenraumausstattung. Vermögende Bürger und Aristokraten bestellten große Deckelvasen und Prunkgefäße, repräsentative, teilweise mit den Familienwappen bemalte Service oder Gebrauchsgeschirre. Mit der Fayence versuchte man, das kostbare chinesische Porzellan, das von der 1602 gegründeten „Vereenigden Oostindischen Compagnie“ nach Europa importiert wurde, in Form und Bemalung möglichst exakt nachzuahmen. Diese Wirkung erreichte man durch einen kobaltblauen Dekor auf einer weiß deckenden Zinnglasur. Die oft aufwändig gearbeiteten Kunstwerke sind bis heute Belege einer der ideenreichsten Epochen der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte. Sie reflektieren die Lebensformen des 18. Jahrhunderts in ihrer großen Komplexität und ihrem ganzen Reichtum und offenbaren zugleich gesellschaftliche Verhältnisse, repräsentative Ansprüche und zeittypische Sitten.

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