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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Aunjetitzer-Kultur (ca. 2.300-1.550 v. Chr.)

Aunjetitzer-Kultur (ca. 2.300-1.550 v. Chr.)

Über die Sammlung

1879 lieferten Ausgrabungen von zwei vorgeschichtlichen Gräberfeldern in Ún&#283;tice (deutsch: Aunjetitz) bei Prag entscheidende Grundlagen zum Verständnis der Frühbronzezeit. In Böhmen, Mähren und Niederösterreich, der Westslowakei, Schlesien, besonders aber auch Mitteldeutschland zu Tage kommende, gleichartige Funde führten für diese Regionen zu der Bezeichnung Aunjetitzer Kultur. Neben zahlreichen Grabfunden verfügt die Wissenschaft heute ferner über Einblicke in Siedelgeschehen und Sachgüter.<br>
Die Aunjetitzer Kultur breitete sich vorwiegend in von Flussläufen durchzogenen Tieflandsbuchten aus. Gleichläufigkeiten im kultischen Verhalten und in der Sachkultur geben jedoch zu erkennen, dass es über naturräumliche Grenzen hinweg regen Austausch von Rohstoffen, Waren und Ideen gab. Mit der sich ab dem Ende des dritten vorchristlichen Jahrtausends rasch entwickelnden Bronzetechnologie einher geht eine Machtkonzentration auf wenige Personen, für die nach dem Tod aufwendige Grabstätten, sog. Fürstengräber, errichtet werden.<br>
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Bestattungssitte <br>
Die Aunjetitzer Bestattungssitte, Verstorbene in seitlicher Hockerlage beizusetzen, verrät noch jungsteinzeitliches Erbe. Ohne Unterschied nach Geschlecht oder Altersklassen positionierte man Tote auf der rechten Körperseite, Nord-Südgerichtet, den Kopf im Süden mit dem Gesichtsfeld gen Osten. Von dieser Regel weichen nur wenige Bestattungen ab. Überwiegend legte man einfache, meist flache Erdgräber an. Besonders im jüngeren Abschnitt errichtete man ferner sog. Mauerkisten aus plattenartigem Gestein. Es sind sowohl Einzel- als auch Mehrfachbelegungen von Gräbern bekannt. In der Regel werden Verstorbene mit Grabbeigaben versehen, seien es Keramikgefäße oder Trachtbestandteile. Beide Gepflogenheiten erscheinen regional unterschiedlich ausgeprägt: Trachtbestandteile - aus Bronze, gelegentlich aus Gold, Knochen, Bernstein oder anderem organischen Material - finden sich überwiegend südöstlich des Harz, während man in Thüringen und am Nordharz meist die Ausstattung mit Keramikgefäßen, vermutlich als Hinweis auf Nahrungsvorräte, antrifft.<br>
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Hausbau/Siedlungswesen<br>
Keine andere kulturhistorische Epoche profitierte in vergleichbarem Maße von den großflächigen Baumaßnahmen in Mitteldeutschland seit der Wende wie die Aunjetitzer Kultur. Kannte man bis in die 1980er Jahre nur wenige Siedlungsbefunde jener Zeit, geht die Zahl der komplett aufgedeckten Hausgrundrisse inzwischen deutlich über 50 hinaus. Mit ihnen zeichnet sich ein frühbronzezeitliches Standardhaus ab: Man baute zweischiffige Langhäuser als Pfostenständerbauten und stellte sie überwiegend grob in Ost-West-Richtung. Die Langseiten maßen bis zu 36 Metern, die Schmalseiten etwa zwischen 5 und 7 Metern. Während die westliche Schmalseite als rundlicher Abschluss, der vermutlich von einem Walmdach bedeckt war, gestaltet wurde, besaß die östliche Schmalseite einen antengeschützten, offenen Vorraum mit Zugang. Abgesehen von Hausgrundrissen erstrecken sich siedlungsarchäologische Nachweise ferner auf hölzerne Brunnenschächte und Abfallgruben.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Frühbronzezeit (2.200-1.550 v. Chr.) [23]

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