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Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund Christliche Kunst

Christliche Kunst

Über die Sammlung

In der Rotunde des ersten Obergeschosses präsentiert sich die Abteilung der christlichen Kunst im Mittelalter. Die Exponate stammen vornehmlich aus dem niederrheinischen und westfälischen Raum. Dortmund selbst brachte den Maler Conrad von Soest hervor, dessen persönliche Ausprägung des Internationalen Stils um 1400 Meister von Köln bis Norddeutschland beeinflusste. Zu seinen Hauptwerken gehören der Wildunger Altar in Hessen (1403) und der Marienaltar der Marienkirche in Dortmund (um 1420). Darüberhinaus blieben nur wenige seiner Werke erhalten. Das Museum kann zwei Gemälde aus seinem Umkreis zeigen, darunter die ihre genaue Autorenschaft nicht preisgebende Madonna lactans mit dem transzendentalen Goldgrund älterer Maltradition in typisch Conradischer Malart. Ein weiteres Gemälde aus dem Themenkomplex von Marienverehrung und Marienleben, eine westfälische Verkündigung vom Ende des 15. Jahrhunderts, zeigt, wie mit dem Schwinden des contemptus mundi (Weltverachtung) zunächst erfundene, dann immer realistischere Interieur- und Landschaftsszenerien Eingang in das heilige Bildgeschehen finden, und sich die Hinwendung der Renaissance zum Diesseits ankündigt. Ein weiteres Motivfeld christlicher Kunst ist die Heiligenverehrung. Die kleine Bildtafel des St. Jakobus mit Stiftern steht für das Phänomen, dass Reliquienkult, Pilgerschaft und Wallfahrt gemeinsam mit dem Ablasswesen zu zahlreichen Altarstiftungen führten. Reiche Gläubige drückten damit ihr Bedürfnis nach materiell garantierter Heilsvergewisserung für sich und ihre Familien aus. Die Sammlung überrascht mit zahlreichen Tafeln der Weseler Maler Derick und Jan Baegert. Jan, der Sohn und Meister des Cappenberger Altars, ist mit drei Predellafragmenten der Marschälle Gottes zum Thema Fürbitte vertreten, sein Vater Derick, der auf dem Flügelaltar der Dortmunder Propsteikirche um 1470 die älteste Stadtansicht Dortmunds hinterließ, zeigt mit der Hl. Gertrud vorbildliche Sozialfürsorge als Christenpflicht. Ihre Darstellung verdeutlicht den Zweck mittelalterlicher Kunst, zu bestimmten Einsichten und Verhaltensweisen zu führen und den Betrachter jenseitige Heilserfahrung vorwegnehmen zu lassen. Heilige begegnen auch in Standbildern. Die Aufstellung im freien Raum entspricht heutigen Sehgewohnheiten. Das sakrale Raumerlebnis aufgrund der originären Verbindung von Skulpturenschmuck und Architektur klingt aber in dem kapellenartigen Einbau der Ausstellung an. Die rückseitige Höhlung der Holzstatuen, z.B. der Hl. Veronika, lassen den Verlust skulpturaler Zusammenhänge erahnen. Thematisch verweist diese Heilige auf Exponate zum Leben Christi. Zentrales Kultobjekt des Christentums ist das Kruzifix. Die Ausstellung beherbergt einen ausdruckstarken romanischen Bronzekorpus. In den Beständen des liturgischen Geräts sticht die Schönheit von Emailarbeiten aus Limoges heraus. Sie verweisen einmal mehr auf die bild- und dinggebundene Frömmigkeit des Mittelalters, die die reiche Ausgestaltung der Kirchenbauten bewirkte. Nichts scheint den Wandel in Geschmack und Glaubenspraxis oder die Stürme der Zeit plastischer zu offenbaren als ein jeglichen Zusammenhangs beraubtes Maßwerkfragment.
I. K.

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