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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [7565]
Emporentafel Martin Reimer und Familie (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Jürgen Matschie (RR-R)
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Emporentafel Martin Reimer und Familie

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Beschreibung

Darstellung/ Ikonographie: Das Epitaph war Teil der Emporenbrüstung der Zittauer Frauenkirche. Es gleicht im Aufbau den anderen Epitaphen, die 1611 als Emporenbrüstung geschaffen wurden, dürfte aber erst 1617 entstanden sein. Das ergibt sich daraus, dass die Ehefrau Ludmilla Reimer, die 1617 verstarb, im Bild als verstorben gekennzeichnet ist. Das Mittelbild zeigt die Kreuzigung Jesu Christi in Gestalt einer mehrfigurigen „historischen Kreuzigung“. Dabei erscheint nicht ausschließlich Jesus am Kreuz, sondern es sind auch die beiden mit ihm gekreuzigten Räuber sowie weitere Personen wie Maria, Johannes, der Hauptmann und römische Soldaten abgebildet. Das Familienbild ist geteilt und jeweils mit einer Memorialinschrift versehen. Die Memorialinschrift über Martin Reimer bezieht sich auf die 1617 verstorbene Ehefrau Ludmilla. Ehemals war dort auch vermerkt, dass Martin Reimer 1623 verstorben ist. Dieser zweite Teil der Memorialinschrift ist allerdings nachträglich übermalt worden. Die Gründe dafür sind nicht nachvollziehbar. Zum Epitaph scheint kein zusätzliches Konsolbrett gehört zu haben.
Zur Person/ Familie: Das Epitaph ließ Martin Reimer (1579-1623) vermutlich für seine 1617 verstorbene Ehefrau Ludmilla (1617) anfertigen. Möglicherweise starb sie im Wochenbett, da der Sohn Daniel im Alter von sechs Wochen im Juli 1617 starb. Sie ist im Familienbildnis folgerichtig als verstorben mit einem Kreuz gekennzeichnet. Martin Reimer starb, wie die nachträgliche Inschrift verrät, am 14. Dezember 1623 im Alter von 44 Jahren. Er wurde demnach 1579 geboren. Auf dem Familienbildnis sieht man links Martin Reimer und fünf Söhne, von denen zwei bereits verstorben waren. Im rechten Teil sieht man Ludmilla Reimer. Vor ihr knien ihre drei jung verstorbenen Töchter. Die Inschrift nennt drei verstorbene Kinder, die zwischen 1606 und 1617 starben. An Reimer zeigt sich die Variabilität der Namen vor Einführung der Personenstandsregister: Reimer, Reihmer und Reimann. Möglicherweise war Reimer Kaufmann; vielleicht wurden Nachkommen zu Reimer von Reimenthal geadelt. Es findet sich kein passender Eintrag im Häuserbuch.
Kommentar: Das Epitaph gehört zu den qualitätvollsten Emporenepitaphien aus der Zeit um 1600. Die ausdrucksstarke Malerei hebt sich stark von den meisten übrigen ab. Auffällig ist die expressive, auf dramatische Lichteffekte setzende Malweise und die ausgewogene Komposition. Für jene konnten verschiedene graphische Vorlagen nachgewiesen werden, die offenbar versatzstückartig zum Einsatz kamen (siehe der Beitrag von Rudolf Bönisch in diesem Band, sicher benannt wurden zwei Kupferstiche von Aegidius Sadeler). Bemerkenswert ist das Arbeiten mit Halbfiguren, d. h. das Abschneiden von Gestalten, wie die Soldaten rechts im Vordergrund zeigen. Die Soldatengruppe links zeigt eine gekonnt wiedergegebene Rückenfigur. Glaubhaft wird auch die Stofflichkeit der Kleidungsstücke und Kostüme wiedergegeben. Die Bildnisse der Familienmitglieder sind charaktervoll. Vergleichbar im Stil ist die Malerei Johann Sperbers auf seinem Epitaph, wenngleich die Details (Gesichter) unterschiedlich gebildet sind. Im Epitaph Reimer spiegelt sich die zeitgenössische Prager Hofkunst wider. Herausragend ist auch die architektonische Rahmung mit dem Medaillon auf dem Pilaster und dem dort befindlichen Bildnis. Es gibt nur einen Pilaster links, weil der ehemals rechte bereits Teil des dort anschließenden Epitaphs gewesen ist.

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung / Blattmetallziertechniken: Vergoldung, Versilberung, rote Lüsterung auf Silber Ziertechniken Malerei: rote und braune Marmorisierung, Ornamente, Schattenlinie, blaue, rote und braune monochrome Fläche

Maße

Länge
86 cm
Breite
202 cm
Höhe
10,5 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 411ff
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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