Es handelt sich um den anspruchsvollsten der mittelalterlichen Totenschilde der Berliner Skulpturensammlung, geschaffen für ein Mitglied einer der führenden Nürnberger Patrizierfamilien kurz vor der einschneidenden Verordnung des Stadtrats von 1496, die der überhandnehmenden Prachtentfaltung in dieser Gattung ein Ende setzte. Der Schild besitzt eine achteckige Grundform, wobei das Schriftband wie beim runden Schild außen herumführt, allerdings an jeder Ecke durch ein schlichtes, schmales Brett unterteilt wird. Äußerer und innerer Rand des Schriftbands bestehen aus profilierten Holzleisten, jeweils außen gekehlt und innen geschrägt. Die Inschrift in gotischen Minuskeln lautet: „Anno domini / 1491 ebner am / pfintztag vor sant / gregoryen tag / dem got genad“. Der Schildgrund besitzt am äußeren Rand einen maßwerkartigen Bogenfries aus aufgelegten Stäben, der durch die Ecken so strukturiert wird, dass sich acht identische geometrische Gebilde ergeben. Das etwas aus der Mitte nach unten gerückte geschnitzte Wappen ist gewölbt und besitzt die für das späte Mittelalter typische Form einer stark stilisierten Tartsche; es ist durch je viereinhalb seitliche Spitzen (links gelb, rechts blau) gespalten. Darüber sitzt frontal ein Stechhelm mit seitlich und über der Brust eingesteckten metallenen Nieten.
Die wohl im 16. oder 17. Jahrhundert in veränderter Form ergänzten Helmdecken aus Pappe mit Zaddeln werden durch entsprechende Malereien auf dem Schildgrund fortgesetzt, deren realistische Wirkung unter anderem durch Weißhöhungen und Schatten verstärkt wird. Als Helmzier ragen zwei gegenläufig gebogene Büffelhörner (rechts gelb, links blau), die ebenfalls erneuert wurden, mit je fünf seitlich eingesteckten Federn über den Schild hinaus. Wie die ursprüngliche Helmdecke und Zier aussahen, lässt sich nicht eindeutig bestimmen: Für die Veränderungen wurden Teile des einst vollständig umlaufenden Maßwerks entfernt, was nahelegt, dass die originalen Teile weniger ausladend waren; möglich wären etwa hölzerne Ranken.
Die Ebner von Eschenbach zählen zu den ältesten Nürnberger Patriziergeschlechtern, sind hier schon Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisbar und sehr bald in den Kreis der wohlhabenden Familien aufgestiegen, wie die umfangreiche Stiftung für die 1274 geweihte Klarissen-Klosterkirche durch Friedrich und Eberhard Ebner belegt; zumindest hat man um 1440 diesen Stiftungszusammenhang retrospektiv überhöht . Dem Geschlecht entstammte auch die berühmte Mystikerin Christina Ebner (1277–1356), die im Dominikanerinnenkloster Engelthal 25 Kilometer östlich der Stadt wirkte. Seit dem 14. Jahrhundert betrieben die Ebner erfolgreich Fernhandel und waren ab 1319 fast durchgehend im Stadtrat vertreten. Matthäus d. J., Sohn des gleichnamigen Bürgermeisters (†1449) und der Anna Oesterreicher, war seit 1474 im Rat und im darauf folgenden Jahr selbst Bürgermeister.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)
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