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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst [7025]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1924073&resolution=superImageResolution#4619897 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Maria mit dem Kind

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Beschreibung

Die Muttergottes steht auf einer polygonalen, unten gekehlten und oben leicht geschrägten Plinthe. Ihr Körper vollführt einen kräftigen S-Schwung vom vorgestellten rechten Fuß über die ausgestellte linke Hüfte, über den zurückgenommenen und auch optisch ganz hinter der Stofffülle des Mantels verschwindenden Oberkörper bis zum wieder gegenläufig ausgerichteten geneigten Kopf. Über der linken Hüfte hält sie das mit überkreuzten Beinen sitzende Kind, in der Rechten einen großen Apfel. Über einem am Hals v-förmig geschlossenen Kleid trägt Maria einen weiten Mantel, der von der linken Schulter über den Körper gezogen wird und über dem vorgestreckten rechten Arm liegt. Somit entstehen charakteristische Querfalten, wie die schwere Schüsselfalte zwischen Kind und Apfel, darüber mehrere flache und gebrochene Falten sowie vor dem Unterleib Dreieck- und unterhalb des Kindes mehrere lange Zugfalten. In der Gesamtwirkung ergibt sich jedoch eine recht einheitliche Mantelfläche, hinter der der Körper vollständig verschwindet. Der Schleier ist locker um Marias Haupt gelegt und fällt gemeinsam mit dem Mantel von der linken Schulter quer über ihren Oberkörper über den rechten Arm zur Seite, wo er aus dem linken Halbprofil gut sichtbar ist. Auf dem Haupt sitzt eine mächtige Krone mit hohem Reif und dreipassförmigen, in der Größe alternierenden Zacken. Die gelockten und zu lebendigen Wülsten gedrehten Haare sind fein gerillt. Das länglich-spitze Gesicht besitzt eine hohe, ebenmäßig gewölbte Stirn, deutlich geschlitzte Augen, glatte Wangen ohne klar akzentuierte Jochbeine, eine schmale Nase sowie einen zarten Mund mit regelmäßig zu einem Lächeln nach oben gebogenen Winkeln. Ein fast identisches Lächeln zeigt das Kind, dessen Kopf freilich viel stärker gerundet und dessen kurze Locken regelmäßig angeordnet sind, bis hin zu symmetrisch in die Stirn fallenden Strähnen.

Kind und Mutter blicken sich nicht an und neigen auch nicht die Köpfe einander zu, sondern schauen herab zum vor ihnen stehenden Betrachter. Anstelle einer unmittelbaren Interaktion treten verschiedene kleinere Bezüge und Berührungen zur Verdeutlichung der Innigkeit der Beziehung zwischen beiden. Das Kind greift spielerisch mit der rechten Hand in den Schleier, Symbol der Mutterschaft Marias – ein schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geläufiges Motiv. Ein besonders schönes Detail ist die ebenfalls spielerisch aufgefasste zärtliche Verschränkung der Hände: Die drei kleinen Finger der linken Hand Jesu sind zwischen linkem Ring- und Mittelfinger der Mutter gesteckt; nur sein Daumen liegt auf ihrem Mittelfinger. Durch die vielfache direkte Berührung drängt sich der Größenunterschied der Hände und somit die Betrachtung der Kindlichkeit Christi auf. Derselben Intention folgt die fast demonstrative Sichtbarkeit des Geschlechts sowie überhaupt des schutzlosen nackten Körpers, an dem die einzelnen kindlichen Speckfalten deutlich erkennbar sind.

Das Kind ist kompositorisch durch die große Schüsselfalte des Mantels und den Griff seiner Rechten an den Schleier seiner Mutter mit dem großen Apfel in Marias rechter Hand verbunden. Die inhaltliche Bedeutung dieser Verkettung entspricht dem zentralen Bildgehalt: Der Apfel symbolisiert die Erbsünde, die Maria als neue Eva überwindet und von der die Menschheit durch das Kreuzesopfer des inkarnierten Gottessohns erlöst wird. Dieses wird angedeutet durch das traditionelle Motiv der überkreuzten Beine des Kindes und die somit sichtbar werdenden Fußsohlen, durch die die Nägel am Kreuz geschlagen werden. Der Blick beider Personen auf den Betrachter bindet diesen in das Heilskonzept ein.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)

Angaben zur Herkunft:
um 1420/30
Entstehungsort stilistisch: Östliches Oberbayern (Salzburg?)

Material/Technik

Lindenholz, gefasst

Maße

Höhe: 83 cm; Breite: 31 cm; Tiefe: 22,5 cm; Gewicht: 7,9 kg

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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