Das Gewebefragment gehört zu einem Konvolut von etwa 450 Textilien, die der Afrikaforscher und Archäobotaniker Georg Schweinfurth während seiner Forschungsreise in die Oase Faijum im Jahr 1886 in den Ruinen und Friedhöfen der antiken Stadt Arsinoe/Krokodilopolis barg.
Es besteht aus Wolle und ist in Köper-Schuss-Kompositbindung (Samit) gewebt. Bei dieser Bindung mit zwei Kettsystemen und zwei oder mehr Schusssystemen trennt die Hauptkette die Schüsse, um eine für eine bestimmte Stelle gewünschte Farbe auf die Gewebeoberfläche zu heben. Durch diese Technik entstehen auf beiden Gewebeseiten farblich komplementäre Muster. Beim vorliegenden Fragment erscheinen violettbraune Rosetten, aus vier Herzblattformen bestehend, auf hellem Grund. Auf der Rückseite stehen dieselben Rosetten in hell auf violettbraunem Grund.
Die linke und rechte Kante des vorliegenden Fragmentes sind ausgerissen. Oben und unten waagerecht haben sich zwei Kanten erhalten, an denen das Stück ehemals gesäumt und auf ein anderes Gewebe aufgenäht war. Die Saum-Einschläge sind heute aufgeklappt. Schnittkanten in den Säumen zeigen, dass diese Borte aus einem größeren Gewebe herausgeschnitten worden war. Denkbar wäre es, dass Teile eines ausrangierten Gewebes auf dieser Art weiterverwendet wurden.
Abgebildet ist die relativ gut erhaltene Rückseite des Gewebes, die Vorderseite ist durch intensiven Gebrauch stark abgerieben.
Petra Linscheid (2010)
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