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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [525G]
https://id.smb.museum/digital-asset/5449682 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Baudouin de Lannoy (1388-1474) (Baudouin de Lannoy)

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Beschreibung

Der Mann mittleren Alters ist in Halbfigur wiedergegeben und präsentiert sich nach links gewendet vor einem atmosphärischen, doch unbestimmt-dunklen Grund. Sein Blick geht seitlich in die Ferne aus dem Bild hinaus. Ohne Zweifel soll er Unnahbarkeit und Erhabenheit signalisieren, wie auch die zusammengepreßten Lippen als Ausdruck von Entschlossenheit und Festigkeit zu verstehen sind. Das kostbare Gewand aus Goldbrokat und der gewaltige Pelzhut zeigen höchsten sozialen Rang an, und die umgelegte Kette bestätigt dies: Es handelt sich um die Kollane des exklusivsten Ritterordens des Abendlandes, des 1430 vom burgundischen Herzog Philipp dem Guten gegründeten Ordens vom Goldenen Vlies, der dem höchsten Adel vorbehalten war und zunächst nur dreißig Mitglieder umfasste. Durch eine beschriftete Nachzeichnung der Porträttafel aus dem 16. Jahrhundert – sie befindet sich im sogenannten »Recueil d’Arras « – kennen wir die Identität des vornehmen Herrn. Dargestellt ist Baudouin de Lannoy (1388-1474), genannt »Der Stotterer«, Herr von Molembais. Er wurde bereits 1430 als zwanzigster Ritter in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Lannoy war seit 1423 Gouverneur von Lille und begleitete in den Jahren 1428 bis 1430 im Auftrag des Herzogs eine Gesandtschaft nach Portugal, bei der um die Hand der Infantin, der späteren Herzogin Isabella, geworben wurde. An eben dieser Reise nahm auch Jan van Eyck teil, der dabei unter anderem ein – heute verlorenes – Bildnis der Prinzessin anfertigte, um Philipp dem Guten eine Vorstellung von seiner zukünftigen Braut zu geben. Lannoy kannte also Jan van Eyck persönlich und muß spätestens auf der Reise auch dessen Bildniskunst kennen gelernt haben. Das vorliegende Porträt dürfte aber, entsprechend den stilistischen Befunden, erst geraume Zeit später entstanden sein. Zu einem Datum gegen Ende der dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts paßt ebenso die äußere Erscheinung des Mannes, vollendete Lannoy doch 1438 sein fünfzigstes Lebensjahr. Rätselhaft bleibt bislang die Bedeutung des Stabs in seiner rechten Hand, der, auf so demonstrative Weise gehalten, eine Art Insignie darstellen muß. Indes kann es kaum der Amtsstab des herzoglichen Kammerherrn Lannoy sein, denn es handelt sich um ein nur grob geglättetes Holz, einen geschälten Zweig oder ähnliches. Ob dieser vielleicht einen Pilgerstab darstellt, was auf fromme Intentionen des Herrn hinweisen würde, oder einen Botenstab, muss derzeit offen bleiben. Jan van Eycks Porträts bestechen durch ihre minuziöse, die individuellen Eigenarten eines Gesichts herausarbeitende Wiedergabe. Unebenheiten und Verfärbungen der Haut, ebenso unschöne Bildungen wie etwa der dicke Nasenansatz Lannoys werden in hellem, frontalem Licht erfaßt. Freilich läßt sich nicht mehr ermessen, inwieweit trotzdem noch idealisiert, der aristokratische Aspekt eventuell verstärkt wurde. Denn aristokratisch wollte der Dargestellte, von dessen hochmütigem Wesen die Chronisten berichten, ohne Zweifel erscheinen. Die Einprägsamkeit seines Kopfes und der beinahe griesgrämige Ausdruck einerseits, die riesige Kopfbedeckung andererseits haben wohl fast zweihundert Jahre später dazu beigetragen, daß Peter Paul Rubens das vorliegende Porträt in einem seiner Skizzenbücher abzeichnete.| 200 Meisterwerke der europäischen MalereiGemäldegalerie Berlin, 2019 ::::::::::::::::::: The middle-aged, male subject of this portrait is depicted as a half-figure who turns towards the left and is presented in front of a dark, atmospheric, yet indeterminate background. His gaze is directed towards the side and into the distance, somewhere outside of the picture space. There can be little doubt that this image is designed to signal remoteness and dignity, just as the compressed lips are meant as an expression of decisiveness and resolve. The precious gold brocade robe and the enormous fur hat are insignia indicating an extremely high social rank. The gold chain he wears confirms this: the collar indicates membership in the Order of the Golden Fleece, the most elite knightly order in the Western world, established in 1430 by the Burgundian Duke Philip the Good, and reserved for the highest nobility – initially, membership was restricted to 30 individuals. Through an inscription on a drawn copy of this portrait panel dating from the 16th century (which is found in the so-called “Recueil d’Arras” manuscript), we know the identity of this distinguished gentleman. He is Baudouin de Lannoy (1388–1474), Lord of Molembais, who was called “the stutterer”. He was accepted as a Knight of the Golden Fleece when the order was first founded. He was Governor of Lille beginning in 1423, and a counsellor and chamberlain to Duke Philip beginning in the early 1430s. In the present picture, the simple staff in pale wood held by the sitter alludes to the rank of chamberlain, a courtly office that was restricted to the high nobility and designed to confer honour rather than entailing the fulfilment of specific duties. During the years 1428–29, Baudouin de Lannoy accompanied a delegation to Portugal, entrusted with the mission of courting the Infantin, later Queen Isabella, on behalf of the Duke. Philip’s court painter Jan van Eyck took part in this journey as well, during which he executed a – today lost – portrait of the princess in order to provide the Duke with an impression of his prospective bride. Lannoy therefore knew Jan van Eyck personally, and must have been familiar with his portraiture at the latest during this journey. Based on stylistic features, the present portrait must have been executed considerably later. A date of the late 1430s would also be consistent with the sitter’s outward appearance – Lannoy turned 50 in 1438. Like all of the portraits from Jan van Eyck’s hand, the present likeness is captivating by virtue of its meticulously elaborated rendering of the features of an individual’s face. Areas of irregularity and discolouration on the skin, along with unattractive features such as the thick nasal bridge of Lannoy’s nose, are apprehended in a bright, frontal illumination. Admittedly, it is no longer possible to determine the degree to which the sitter was idealised or the aristocratic aspect of his appearance heightened. But, there is little doubt that Lannoy – whose prideful character is reported by chroniclers – wished to appear aristocratic. The memorable quality of his head and the sitter’s almost morose expression along with, and the enormous hat, other help to account for the fact that almost 200 years later, Peter Paul Rubens drew a copy of this portrait in one of his sketchbooks.| 200 Masterpieces of European Painting – Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Rahmenaußenmaß: 35,7 x 28,9 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 35.7 x 28.9 cm, Bildmaß: 26,6 x 19,5 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 26.6 x 19.5 cm, Andere Maße: Vitrine 90,5 x 154,5 x 9,5 cm, Andere Maße: 9.5 x 90.5 x 154.5 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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