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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [1631]
https://id.smb.museum/digital-asset/5156778 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Johannes der Täufer in der Einöde (John the Baptist in the wasteland)

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Beschreibung

Nach Aelbert van Ouwater begegnet uns mit Geertgen tot Sint Jans erneut ein Künstler, der die Entwicklung der Malerei in den nördlichen Niederlanden maßgeblich geprägt hat. Der Name Geertgen tot Sint Jans weist auf die enge Beziehung zu den Johanniter-Rittern hin, für die er manches Kunstwerk geschaffen hat. Vermutlich diente die Darstellung des Schutzpatrons der Johanniter einst einem der Haarlemer Ordensritter zu frommer Andacht. Wir sehen den Heiligen, der sich im Wald auf einer grasbewachsenen Felsbank niedergelassen hat. Sinnend stützt er den Kopf in die rechte Hand, den Blick ins Unbestimmte gerichtet. Er trägt das dunkelbraune Gewand aus Kamelhaar und einen blauen Mantel, der über die Schultern herabfällt. Goldene Strahlen umgeben das Haupt des Heiligen. Seine bloßen Füße, die er gedankenverloren an ein anderreibt, künden von langer Wanderschaft und einem entbehrungsreichen Leben. Die stille Melancholie, die aus der Haltung des Heiligen spricht, steht in eigentüm lichem Kontrast zur grünenden Landschaft, die ihn umgibt. Es ist Sommer, die Zeit, in der alles blüht und lebt. Am Himmel ziehen Mauersegler ihre Bahn. Kaninchen knabbern an den frischen Blättern. Ein Hase springt im Übermut herum, während eine Elster durch das Gras hüpft, Fasane aus den Büschen auffliegen, Hirsche unter schattenspendenden Bäumen äsen und ein Reiher am Ufer eines sumpfigen Teiches nach Nahrung sucht. Über die Bodenwellen, den sich durch das Wiesengelände schlängelnden Bach, das Wasser, in dem sich der Himmel spiegelt, und die Bäume wird der Blick schrittweise in die Tiefe geführt. Erst in der Ferne, vor einer blauen, im Dunst verschwimmenden Bergkette, erblickt man die Türme einer Stadt. An der Seite des Heiligen ruht ein weißes Lamm, von dessen Haupt goldene Strahlen ausgehen. Das Tier ist ein Symbol für Christus, den Johannes selbst mit den Worten bezeichnete: »Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt« (Johannes 1, 29). Die Meditation des Heiligen gilt deshalb vor allem dem Leidensweg Christi und der Gnade der Sündenvergebung. Die zu seinen Füßen wachsende Akelei mit den dunkelblauen Blüten sowie die dornige Distel weisen ebenfalls symbolhaft darauf hin. Es ist nicht die vegetationslose Wüste, in der sich Johannes auf seine Aufgabe als Wegbereiter und Vorläufer Christi vorbereitet, sondern die ebenso menschenleere Wildnis des Waldes, die von Geertgen wie von vielen anderen Künstlern des Nordens mit der Wüste, der Einöde, gleichgesetzt wurde. Aus der Gegenüberstellung von stiller, friedvoller Landschaft und dem von bitteren Gedanken bewegten Heiligen erwächst die geheimnisvolle, lyrisch-dramatische Stimmung des Bildes. Seit altchristlicher Zeit hat man die Geburt Christi und Johannes’ des Täufers mit den großen Wendepunkten im Lauf des Jahres verknüpft und auf die Winter- und Sommer sonnenwende verlegt. Die ergreifenden Worte Johannes’ des Täufers: »Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen« (Johannes 3, 30) sind dabei stets auf die unterschiedliche Länge der Tage bezogen worden. Es hat den Anschein, als habe Geertgen tot Sint Jans auch diesen Aspekt, die Johannes geburt im Sommer, in seiner sommerlich grünenden Landschaft anklingen lassen, um so das tragische Ende des Täufers mit dem Tod Christi unauflöslich zu verbinden. Bemerkenswert ist vor allem die Wiedergabe der freien Natur, die eine bis dahin unerreichte künstlerische Neuerung darstellt. Daher gilt das kleine Bild zu Recht als Inkunabel der abendländischen Landschaftsmalerei.| 200 Meisterwerke der europäischen MalereiGemäldegalerie Berlin, 2019 :::::::::::::::::::::__ After considering Albert van Ouwater, we now encounter Geertgen tot Sint Jans, an artist who decisively shaped the development of painting in the northern Netherlands. The name Geertgen tot Sint Jans points up the artist’s close relationship to the Knights of Saint John, for whom he produced a number of works. Presumably, this depiction of the patron saint of the order served to facilitate the pious devotions of a knight of the order, living in Haarlem. In this picture, we see the saint seated in a forest on a rocky shelf that is overgrown with grass. Absorbed in meditation, he supports his head with his right hand, his gaze directed into an indefinite distance. He wears a dark-brown camel hair robe and a blue cloak, which is drawn around his shoulders. His head is surrounded by golden rays. His naked feet, which he rubs together absentmindedly, tell of his extended peregrinations and a life of privation. The silent melancholy of John’s attitude stands in peculiar contrast to the verdant landscape that surrounds him. It is summertime, when everything blossoms and comes to life. Swifts fly back and forth in the sky. Rabbits nibble on fresh leaves. A hare leaps exuberantly, while a magpie hops along on the grass, pheasants fly up from the bushes, deer graze, shaded by trees, and a heron search for food at the edge of a marshy pond. Step-by-step, the eye is led into the distance, from the hilly terrain, to the brook that meanders through the meadow landscape, to the water’s surface, which mirrors the sky, and finally to the trees. Only in the far distance, in front of a chain of mountains that is enveloped in blue haze, do we catch a glimpse of the towers of a town. Resting at John’s side is a white lamb, its head emanating golden rays. This creature is a symbol of Christ, to whom John himself refers with the words: “Behold the Lamb of God, who takes away the sins of the world” (John 1:29). The saint’s meditations, then, are devoted in particular to the Passion of Christ and to the grace of the forgiveness of sins. Symbolic references to these themes are the aquilegia that grows at his feet, with its dark-blue blossoms, and the thorny thistles. In this image, John does not prepare himself for his tasks as the forerunner and harbinger of Christ in a desert that is denuded of vegetation, but instead in a forested wilderness that is equally devoid of people, and which is equated by Geertgen, along with many other transalpine artists, with the desert, the wasteland. And it is the juxtaposition between this silent, tranquil landscape and the bitter thoughts that preoccupy the saint that give rise to the mysterious, lyrical yet dramatic atmosphere of this image. Ever since the early Christian era, the birth of Christ and that of John the Baptist have been associated with the major turning points that occur in the course of the year, and have been aligned with the inception of wintertime and summertime respectively. The moving words of John the Baptist, “He must increase, I must decrease.” (John 3:30), have been consistently related to the differing lengths of the day. It appears as though Geertgen tot Sint Jans also allows this aspect, namely John’s summertime birth, to resonate in this blooming, summer landscape, thereby indissolubly linking John the Baptist’s tragic end with the death of Christ. Remarkable first and foremost is the rendering of the natural surroundings, which represents a hitherto unmatched artistic innovation. For this reason, this little picture is regarded with justice as the incunabulum of European landscape painting.| 200 Masterpieces of European Painting – Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Bildmaß: 41,5 x 27,9 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 41.5 x 27.9 cm, Rahmenaußenmaß: 47,7 x 33,8 x 3,5 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 47.7 x 33.8 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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