In Ochtervelts Oeuvre zählen die sogenannten „Hausflurbilder“, in denen der Blick auf Musikanten oder Lebensmittelhändler an der Türschwelle vor dunklen, reich ausgestatteten Hausfluren fällt, zu einer wichtigen, vom Maler entwickelten Themengruppe. Im Gegensatz zu vielen seiner Künstlerkollegen legte Ochtervelt die Szenerien als Interieurs vom voorhuis (Hausflur) an. Symbolisch steht die Tür des eleganten Bürgerhauses hierbei als Übergang zwischen öffentlicher Außenwelt und privatem Innenraum für die Trennung zwischen niedrigen Ständen und feiner Gesellschaft des Bürgertums. Im Eingangsbereich der vornehmen Wohnstätte, die wegen ihrer nächtlichen Verortung beinahe im Dunkel liegt, steht eine junge Frau auf der linken Seite. Durch die Tür sind herannahende Straßenmusikanten zu erkennen, die Anstalten machen in die private Sphäre des marmorgefliesten Flurs einzutreten. Die Frau hält mit beiden Händen ein Kleinkind, das sich um die Aufmerksamkeit eines Hundes bemüht, an den Gängelbändern seines gelben Kleides. Ein zweites Kind im roten Satinkleid und teurem Spitzenkragen blickt gebannt auf die beiden Gestalten im Türrahmen und schickt sich bereits an, die musizierenden Fremden mit einer Münze zu entlohnen. Die holländische Gesellschaft des 17. Jahrhunderts wird hier als idealisierte Form einer festen Ständeordnung wiedergegeben. Ochtervelts wohlhabende Gönner kamen somit in den Genuss eines beruhigenden Bildes sich gegenüberstehender sozialer Klassen. Mit einer neunteiligen Serie solcher Bilder trug Ochtervelt auf innovative Weise zur holländischen Genremalerei bei. Es ist anzunehmen, dass die „Bettlermusikanten“ das erste Bild dieser Varianten ist. In den späteren Darstellungen versetzte der Künstler die Straßenmusikanten allmählich über die Schwelle in den Innenraum, wo die Verkäufer auch der Hausherrin selber ihre Ware anbieten. Ochtervelts besonderes Augenmerk lag jedoch nicht auf den technischen Gegebenheiten, wie etwa bei Pieter de Hooch auf dem Lichteffekt der abgegrenzten Raumsituation, sondern auf dem Verhalten der beteiligten Personen. Trotzdem sind Stoffe, Oberflächen der Kostüme sowie die Architektur in besonderem Detail wiedergegeben.
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