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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [533A]
https://id.smb.museum/digital-asset/5642899 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Christoph Schmidt (CC BY-NC-SA)
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Christus im Haus des Pharisäers Simon

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Beschreibung

Der von Dieric Bouts geschilderten Begebenheit liegt der Bericht des Lukas-Evangeliums (7, 36-50) zugrunde. Dort wird erzählt, daß der Pharisäer Simon Christus einst zu sich bat, um ihn in seinem Haus zu bewirten. Während des Mahles erschien eine in der Stadt wohlbekannte Sünderin, die der Evangelist nicht mit Namen nennt, die jedoch später stets mit Maria Magdalena, der Schwester des Lazarus, gleichgesetzt worden ist. Zum Befremden des Gastgebers kniete sie vor Christus nieder und weinte, netzte seine Füße mit ihren Tränen, trocknete sie mit ihrem Haar, küßte und salbte sie. Als dies der Pharisäer sah, tadelte er Christus, indem er zu sich selbst sprach: »Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und welch ein Weib das ist, die ihn anrührt, denn sie ist eine Sünderin.« Christus antwortete dem Pharisäer darauf mit einem Gleichnis, um diesem sein Verhalten in verständlicher Form begreiflich zu machen. Es handelt von einem Wucherer, der zwei Schuldner hatte, von denen ihm einer 500, der andere jedoch nur 50 Groschen schuldete, und denen er beiden ihre Schuld erließ. Auf die Frage Christi, welcher der Schuldner seinen Gläubiger nun am meisten lieben müsse, antwortete ihm der Pharisäer sogleich, daß dies nur jener sein könne, dem die größere Schuldenlast erlassen und dem deshalb mehr geschenkt worden sei. Da wies Christus den Pharisäer darauf hin, daß er ihn bei seinem Eintritt in sein Haus weder geküßt noch gesalbt habe, und er von ihm nicht so reich beschenkt worden sei wie von dem mißachteten Weib zu seinen Füßen. Aus diesem Grunde seien ihr viele Sünden vergeben, »denn sie hat viel geliebt; welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig«. Und zu der Sünderin sprach Christus: »Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden.« So war Maria Magdalena, wie es in der Legenda aurea des Jacobus de Voragine (1230-1298/99) heißt, diejenige, »die in der Zeit der Gnade als erste Buße tat; die das beste Teil erwählte; die zu den Füßen des Herrn sein Wort hörte und sein Haupt salbte; die neben dem Kreuze stand beim Tode des Herrn; die da Salbe bereitete, seinen Leichnam zu salben; die sich nicht von dem Grabe kehrte, da die Jünger davongingen; der Christus bei seiner Auferstehung zuerst erschien; und die er machte zur Apostelin der Apostel«. Den Ort der Handlung bildet ein schmaler Raum mit hölzerner tonnengewölbter Decke. In der Mitte steht der gedeckte Tisch. Zwei Teller mit geräucherten Fischen, irdene Krüge, Gläser, Messer und Brote bilden ein kunstvoll arrangiertes Stilleben. Hinter dem Tisch sitzt Simon, der Pharisäer, der sich unwillig über die Unterbrechung des Mahles vorbeugt. Sein Mund ist leicht geöffnet, ganz so als würde er soeben sein Mißfallen an der vor seinen Augen sich abspielenden Szene bekunden. Christus, der als Gast des Hauses zur Rechten des Pharisäers sitzt, blickt still zu der vor ihm knienden Frau herab, die er mit der rechten Hand segnet. Erstaunen und Unwillen kennzeichnen auch die Haltung Petri, der zur Linken des Pharisäers sitzt, während sich Johannes, als wolle er den Vorgang erläutern, zu dem neben ihm knienden Geistlichen umwendet. Dieser ist der Auftraggeber des von Bouts geschaffenen Bildes, dessen weißes Gewand ihn als Angehörigen des Ordens der Kartäuser ausweist. Andachtsvoll kniet er mit gefalteten Händen neben der Tafel, den Blick des einprägsamen Gesichtes unbestimmt in die Ferne gerichtet. Dieric Bouts stammte aus Haarlem, hatte in seiner Vaterstadt seine erste künstlerische Ausbildung erhalten und war dann in die südlichen Niederlande ausgewandert.Um 1445 ließ er sich in Löwen nieder. 1468 wurde ihm das ehrenvolle Amt eines Stadtmalers übertragen. Im Auftrage des Magistrats und der geistlichen Bruderschaften der berühmten Universitätsstadt entstanden die Hauptwerke des Künstlers. Noch heute bewahrt die Sint-Pieterskerk in Löwen sein berühmtes Triptychon mit der Einsetzung des Abendmahls, das Bouts von 1464 bis 1467 im Auftrag der Bruderschaft des Heiligen Sakraments geschaffen hat. In die Zeit vor der Entstehung dieser großen Werke fällt die Vollendung unseres Bildes, das hinsichtlich der liebevollen Schilderung des Innenraumes, der differenzierten Lichtführung, der tiefleuchtenden Farben sowie der still und in sich gekehrt erscheinenden Bildfiguren alle wesentlichen Charakterzüge seiner Kunst in sich einschließt. Die Eindringlichkeit und einprägsame Schlichtheit des Bildes sind auch später empfunden worden. So ist die Komposition nicht nur von Aelbrecht Bouts, einem Sohn des Künstlers, sondern auch von anderen Meistern immer wieder als Ausgangspunkt und Vorbild für die Gestaltung dieses Bildthemas herangezogen worden. Die Faszination, die von den Werken des Dieric Bouts ausgeht, beruht auf dem ausgeprägten Sinn für die Schilderung des Raumes, zu der ihn seine Ausbildung in den nördlichen Niederlanden und die eingehende Beschäftigung mit dem Schaffen von Petrus Christus und Rogier van der Weyden befähigten.| 200 Meisterwerke der europäischen MalereiGemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Rahmenaußenmaß: 58,5 x 78,8 x 5,2 cm, Tafelmaß: 42,2 x 62,5 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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