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Gemäldegalerie Malerei [61.3]
https://id.smb.museum/digital-asset/5132645 (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Marktfrau am Gemüsestand (Market Women at a Vegetable Stand)

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Beschreibung

Die entscheidenden Grundlagen für die Entwicklung des Stillebens als eigenständige Kunstgattung sind von Pieter Aertsen und seinem Neffen Joachim Beuckelaer (um 1530 - um 1574) gelegt worden. Aertsen hatte sich im Anschluß an seine Lehrzeit in Amsterdam um 1530 in Antwerpen niedergelassen, war dort zu Wohlstand und An - sehen gelangt und dennoch 1555 wieder nach Amsterdam zurückgekehrt. Auch hier fehlte es ihm nicht an Aufträgen. Es waren vor allem seine Stilleben, die man bewunderte, und die ihm selbst den Auftrag für den Altar der Amsterdamer Oude Kerk eingetragen haben sollen. Wenngleich sich Aertsen auch durch seine religiösen Darstellungen schon längst einen Namen gemacht hatte, haben die Stilleben mit ihrer täuschenden Naturnähe bei den Zeitgenossen einen tieferen Eindruck hinterlassen. Unser Bild, aus der späten Zeit des Künstlers, wird ganz durch das großartige Still - leben von Feld- und Baumfrüchten bestimmt. In tiefen, kräftigen Farben sind der Er - trag der Ernte und die verschiedenen Erzeugnisse für Küche und Tafel in einer schier erdrückenden Fülle auf einer schräg nach vorn geneigten Auslage zur Schau gestellt. Inmitten dieses alle Sinne des Betrachters ansprechenden Angebotes sitzt eine junge Bäuerin, die mit ausgebreiteten Armen einladend auf ihre Waren hinweist. Sie trägt einen großen Strohhut, ein rotes Kleid mit schwarzem Mieder und weißem Kragen und eine graublaue Schürze. Zu dem um sie herum in Körben stillebenhaft ausgebreiteten Handelsgut gehören Gurken, Kürbisse, Rüben, Rettiche, Weiß-, Rot- und Wirsingkohl, Weintrauben, Äpfel, Pfirsiche, Walnüsse und Eßkastanien. Dazwischen liegen Waffeln, Brote und Gebäck. Ein Butterstück auf einem Teller, Zitronen als fremdartige Früchte und ein Salzhering vervollständigen das Ensemble. Obst und Gemüse weisen auf die Jahreszeit des Herbstes hin, in der man schon Vorbereitungen für den Winter trifft. Den Bildern Aertsens liegen immer wieder Vorstellungen zugrunde, die mit den vier Jahreszeiten, den vier Elementen oder den fünf Sinnen verknüpft sind. Häufig hat Aertsen im Hintergrund seiner Bilder eine religiöse Szene wie den Besuch Christi bei Maria und Martha, die Emmausjünger oder Christus und die Ehebrecherin eingeblendet. Derartige Szenen verweisen antithetisch auf die Sinnengebundenheit des Menschen. So gemahnt auch in unserem Bild das sich im Hintergrund liebkosende Paar daran, daß die Hingabe an die Sinne, die »voluptas carnis«, das Seelenheil des Menschen bedroht. Der leere Karren und das ausgespannte Pferd sprechen eine deutliche Sprache. Im Gegensatz hierzu kann man die Marktfrau inmitten ihrer Auslagen und den Bauern, der den Ochsen zum Markt treibt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn an den Früchten ihres Fleißes messen. Dennoch sind auch diese nicht das Maß aller Dinge. Die Zitrone, in der Emblematik Sinnbild für die äußere Schönheit, ist im Inneren bitter. Sie zeigt die Fragwürdigkeit des Genusses an, dessen Folgen bitter sind und den Verlust des Seelenheils bedeuten. Der Hering, der sich in unserem Stilleben so fremd ausnimmt, wurde seit jeher als Fastenspeise verzehrt. Fasten aber ist eine Übung, die den Menschen gegen die Versuchungen durch seine Sinne stärkt und ihn auf den rechten Weg zur Erlösung zu führen vermag. Unter diesem Aspekt enthält das Bild Aertsens eine Botschaft, indem es den Dualismus des menschlichen Lebens aufzeigt und daran gemahnt, den irdischen Besitz recht zu gebrauchen.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. am oberen Bildrand: 1567•16 / AVG•P A (dazwischen der Dreizack, das Meisterzeichen Aertsens) |--Hier Übersetzung--:_ The basic groundwork for the development of the still-life as an independent genre in painting was laid by Pieter Aertsen and his nephew Joachim Beuckelaer (circa 1530 and 1574). After a period of apprenticeship in Amsterdam, Aertsen settled in Antwerp around 1530, becoming prosperous and eminent there, but nonetheless moving back to Amsterdam in 1555. Nor did he lack commissions in that city. It were in particular his still-lifes that were admired, and which are even mentioned in a commission he received for an altarpiece for the Oude Kerk in Amsterdam. And although Aertsen had long since earned a reputation for his religious scenes, it was his still-lifes, with their deceptive lifelikeness, that made a deeper impression on his contemporaries. The present picture, which dates from the artist’s late period, is dominated by a marvellous still-life consisting of fruits and vegetables. Using deep, powerful colours, the yields of the harvest, and various other products for kitchen and dining table, are displayed in overwhelming abundance on a surface that is tilted forward towards the viewer. Seated amidst these offerings, designed to appeal to all of the beholder’s senses, is a young peasant woman who gestures towards her wares with outspread arms. She wears a large straw hat, a red dress with a black bodice and white collar, and a greyish-blue apron. Among the items spread out still-life-style in baskets are cucumbers, a variety of squash, turnips, radishes, white, red, and savoy cabbage, bunches of grapes, apples, peaches, walnuts, and chestnuts. Set amidst them are waffles, loaves of bread, and pastries. The ensemble is completed by a slab of butter on a plate, lemons as exotic fruits, and a pickled herring. Fruits and vegetables allude to the autumn season, when preparations are underway for wintertime. Aertsen’s pictures are consistently based on schemes related to the four seasons, the four elements, and the five senses. Aertsen often inserts religious scenes such as Jesus Visiting Mary and Martha, the Disciples of Emmaus, or Christ and the Adulteress, into the background of his pictures. Such scenes refer via antithesis to the human bondage to the senses. In the present picture as well, the couple that embraces in the background suggests that abandonment to sensuality, to voluptas carnis, endangers the salvation of the soul. The empty cart and unharnessed horse speak a clear language. In contrast, the market woman among her offerings and the farmer who leads his ox to market can be judged – both literally and figuratively – from the fruits of their labours. Nor is this, however, the measure of all things. The lemon, an emblem of external beauty, is sour on the inside. It alludes to the doubtful nature of pleasure, whose consequences can be bitter, and can involve the loss of one’s very soul. The herring, so foreign in appearance in the larger context of the still-life, has been consumed since time immemorial as Lenten fare. Fasting however is an exercise which strengthens the faithful against the temptations of the senses, leading them along the path towards redemption. Seen in this light, Aertsen’s picture contains a message that highlights the dualism of human existence while admonishing us to use our earthly possessions righteously.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019

Material/Technik

Eichenholz

Maße

Rahmenaußenmaß: 128 x 128 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 128 x 128 cm, Bildmaß: 111,2 x 111,6 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 111.2 x 111.6 cm

Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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