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Kunstgewerbemuseum [AE 469]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=2422354&resolution=superImageResolution#5691341 (Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin / Holger Kupfer (CC BY-NC-SA)
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Die Brüder bringen den Rock Josephs

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Beschreibung

Die Geschichte von Joseph, dem Stammvater der Israeliten, zählt zu den ergreifendsten Erzählungen des Alten Testaments, schildert sie doch mit seinem tiefen Fall und jähen Aufstieg, seiner Wandlung vom verwöhnten Lieblingssohn zum klugen Verwalter Ägyptens ein Schicksal, wie es symbolisch die Figur des Glücksrads verkörpert. Darstellungen der Josephsgeschichte, wegen ihres moralischen Gehalts vielseitig verwendbar, begegnen das gesamte Mittelalter hindurch, seit Beginn des 16. Jahrhunderts zunehmend auch im profanen Bereich. Mit der Episode vom blutigen Rock endet Josephs Jugend in Hebron. Die lange schon schwelende Eifersucht der Brüder hatte sich durch das kostbare Gewand, das ihm der Vater schenkte, in Hass verwandelt und sie beschlossen zunächst, Joseph zu töten, gaben sich aber auf Einspruch des Ältesten Ruben damit
zufrieden, ihn nur aus dem Weg zu räumen. Eine Gelegenheit dazu bot sich, als Jakob Rahels Ältesten nach Sichem schickte, um nach seinen Brüdern und den Herden zu sehen: sie warfen ihn in einen Brunnen und verkauften ihn dann an zufällig vorbeiziehende Ismaeliten. Sein Kleid tränkten sie mit dem Blut eines Ziegenbocks und berichteten Jakob, er sei von wilden Tieren zerrissen worden (Gen 37,31–35).
Die Szene ist anschaulich ins Bild gesetzt. In Erzählrichtung von links, das blutige Kleid in Händen, treten die drei ältesten Söhne vor den Patriarchen hin. Jakob, der sofort erfasst hat, was geschehen ist, trocknet die hervorquellenden Tränen mit einem Zipfel seines Gewandes und scheint gar nicht zu merken, dass sein Kebsweib Bilha ihn zu trösten versucht. Die durch ein Podest erhöhte Thronbank sowie die palastartige Architektur des Hauses entsprechen der Vorstellung vom hohen Rang des Erzvaters, während durch das große Fenster der Blick auf vorüberziehenden Wolken fällt und eine Vorstellung von der Weite der Landschaft vermittelt.
Wegen der kraftvoll klaren Modellierung und der bräunlich getönten Architektur wurde in dem Glasgemälde ein typisches Werk der Nürnberger Frührenaissance erkannt, das nach einem Entwurf von Georg Pencz (um 1500 - 1550) ausgeführt worden sei. Dessen OEuvre ist erstaunlich
vielfältig, es umfasst Wand- und Tafelgemälde, Holz- und Kupferstiche und bringt neben volkstümlichen Darstellungen und Portraits auch traditionelle religiöse Motive sowie Themen aus der antiken Mythologie zur Anschauung. Von seinen Zeichnungen kennt man nur wenige, ihre Zuschreibung ist zudem mangels stilkritischer Untersuchungen oft unsicher. Unter seinen Kupferstichen findet sich auch eine Folge mit vier Ereignissen aus dem Leben Josephs. Sie schildern, wie Joseph seine Träume erzählt, in den Brunnen geworfen, an die Ismaeliten verkauft und von Potiphars Frau versucht wird. Ob die Serie ursprünglich umfangreicher war, ist zwar nicht bekannt, aber naheliegend angesichts dessen, dass das Glasbild eine Vorlage daraus zu kopieren scheint. Jedenfalls lässt die Auswahl der Szenen vermuten, dass die Überbringung des blutigen Rocks auch dazu gehört haben könnte. Unterstützt wird diese Vermutung durch die Ikonographie des Glasgemäldes, die den Vater in nahezu demselben Ambiente und die drei älteren Söhne mit den gleichen Kopfbedeckungen wie auf den Blättern mit der Traumerzählung und mit dem Verkauf Josephs zeigt. Auffällig ist insbesondere der steife hohe Filzhut von Ruben, der selbst überdies jedesmal als Rückenfigur ins Bild schreitet. Die Übereinstimmungen – bei zyklischen Erzählungen ein traditionelles Mittel für die Wiedererkennbarkeit der Figuren – lassen es sogar als möglich erscheinen, dass der
Darstellung der entsprechende Stich als Vorlage diente. Vielleicht war ja auch die Scheibe selbst ebenso wie die Stiche Teil einer Serie.
CVMA 98772

Material/Technik

Glas, farblos; Schwarzlot, Silbergelb

Maße

Höhe x Breite: 25,2 x 18 cm

Links/Dokumente

Kunstgewerbemuseum

Objekt aus: Kunstgewerbemuseum

Das 1867 gegründete Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin ist das älteste und größte seiner Art in Deutschland. Es beherbergt...

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