Die sehr qualitätvolle und fein geschnitzte Skulptur einer thronenden weiblichen Heiligen ist vollplastisch gearbeitet. Vermutlich handelt es sich um eine Madonna, ehemals mit Kind. Die Figur ist durch Anobienbefall schwer geschädigt. So sind im Bereich des Unterkörpers und der Knie weite Teile weggebrochen.
Sie sitzt streng aufrecht auf einem bankartigen Sitz, ihre Haare liegen in gelockten Strähnen auf dem Rücken. Sie trägt ein stoffreiches Gewand, das zwischen den Knien einst voluminöse Schüsselfalten bildete. Die Arme waren vorgestreckt, sodass sich der Mantel öffnet und den Blick auf den schlanken, in der Taille gegürteten Körper freigibt. Vermutlich befand sich das Kind auf ihrer rechten Seite.
Das ovale Gesicht hat ein spitzes Kinn und eine hohe Stirn, die durch einen flachen Kronreif begrenzt ist, die Zacken fehlen vollständig. Augen, Nase und Mund sind fein geschnitten und liegen nah beieinander.
Die Details – besonders die Strukturierung der Haarwülste – sind teilweise reduziert geschnitzt, was auf einen modellierenden Einsatz von Fassung weist.
Der fließende, reiche Gewandfaltenwurf und das weich geschnittene Gesicht sprechen für eine Datierung der Skulptur in das frühe 15. Jahrhundert.
Die Figur dürfte zu den qualitätvolleren Skulpturen dieser Zeit in der Altmark gehört haben und überdies zu den wenigen dieser Zeitstellung, die vollplastisch gearbeitet sind. Dass sie in einem Schrein stand, ist daher unwahrscheinlich.
Ihre Entstehung ist sicherlich in der Altmark, vielleicht in Salzwedel oder Stendal oder einem benachbarten Zentrum (Magdeburg?) zu verorten. Gut vergleichbar – wenn auch nicht aus derselben Werkstatt – sind Skulpturen eines Retabels in Flessau (besonders die Madonna der Marienkrönung) oder eine Marienfigur aus Grünenwulsch.
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