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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [7562]
Nischenepitaph Francisaus Heince (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Jürgen Matschie (RR-R)
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Nischenepitaph Francisaus Heince

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Das nicht mehr vollständig erhaltene ovale Wappenschild war Teil einer aufwendigen Inszenierung, die innerhalb des Zittauer Epitaphienbestandes höchst ungewöhnlich ist. Eine bereits vorhandene Wandnische enthält eine großflächige, heute fragmentarisch erhaltene Ausmalung: In der Mitte befindet sich eine emblematische Darstellung. Sie wurde von Döring (2, S. 9 f.) wie folgt beschrieben: „In dem Schwibogen ist das Emblema. Es sitzet eine Weibes Person in schönem Habit, vor ihr liegt auf einem Tische eine Crohne dar, neben Schwerd und Cepter und ein Sack vol Geld. Uber dieser Person ist der Herr Christus haltende ein Hertz, von welchem Schnüre gehen auf den Geldsack, Krohn und Cepter. Gleich dem Herrn Christo über kommt ein Engel auf dem Wolcken mit einem hauenden Schwerdte, und hauet die 3 Schnüre entzwei.“ Dieser symbolischen Darstellung war ein gereimtes Epigramm beigegeben. Zu deuten ist das Bild wie folgt: Das Herz muss von der Bindung an Macht, Geld und Reichtum befreit und zu Jesus Christus gerichtet werden. Nur so sei das ewige Leben zu erlangen. Diesem Hauptbild ist eine Darstellung der Familie Heince zugeordnet. Links unten vor Franziscus Heince sind zwei Knaben und rechts unten seine Ehefrau dargestellt. Den Bildnissen sind Bibelzitate zugeordnet (Joh 1,7; Phil 1,21). Die Nische wird von einem Schriftband abgeschlossen, auf dem wiederum ein Bibelzitat zu lesen ist (1. Kor 1,30). Wo sich das gereimte Epigramm befand, lässt sich im heutigen Zustand nicht mehr ermitteln. Auch eine nachträglich aufgebrachte Memorialinschrift wahrscheinlich in der Halbkuppel oberhalb der Nische ist nicht mehr vorhanden. Sie erinnerte an den 1629 verstorbenen Sohn Franz Heince. Die Nische war ursprünglich verglast. Diese Gestaltung ist als Hinweis auf den Beruf Heinces zu verstehen, der Glaser war. Der Wappenschild stellte die obere Bekrönung des Nischenepitaphs dar. Es handelt sich somit nicht um ein Totenschild, das als eigenständiges Epitaph anzusprechen wäre, sondern um einen Aufsatz. Bei zahlreichen Epitaphen aus Zittau sind diese Giebelaufsätze mit Wappen geschmückt, durchaus auch skulptural gestaltet (siehe das Epitaph für Rudolf Schnitter). Das hier ehemals angebrachte Wappen ist verloren gegangen. So ist im Bildfeld heute nur noch die Inschrift sichtbar. Dabei handelt es sich um die Stiftungsinschrift, die auf Franz Heince und das Stiftungsjahr 1627 verweist.
Zur Person/Familie: Franziscus Heince übte das Handwerk des Glasers aus, er war „Meister des Langnschwerdts“. Darunter ist ein ausgebildeter Fechter zu verstehen. Er besaß gemeinsam mit Benjamin Schnitter und Caspar Schmiedichen ein Grundstück auf der Badergasse 7. Nochmals wird er 1617 als Besitzer eines Grundstücks auf der Klobengasse (Amalienstraße 6) genannt.
Kommentar: Für die eigenartige, sehr konzeptionelle und auf den Ort bezogene Gestaltung des Epitaphs fehlt jeglicher Vergleich. Wandmalerei kommt als Bestandteil bei Epitaphien zwar gelegentlich vor (siehe in der Dorfkirche in Rühstädt/Prignitz, 16. Jh. , in der Görlitzer Frauenkirche oder auch die Wandmalereirahmungen von anderen Epitaphien in der Kreuzkirche), aber eine derartige Kombination von gemalter Szene mit Familiendarstellung und Rahmung mit Skulptur und Verglasung erscheint heute einzigartig. Sie ist ein Beleg für die durchaus vorkommende, höchst individuelle Gestaltung von Epitaphien, mit der sich die Auftraggeber von der großen Zahl formal ähnlicher Epitaphien in Gestalt einer Ädikula oder einer Emporentafel absetzen wollten. Bemerkenswert ist allerdings auch die gute schnitzerische Qualität der Ausführung mit den ausdrucksstarken Blattmasken.

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung, Wandmalerei / Blattmetallziertechniken: Vergoldung, Versilberung, grüne und rote Lüsterung auf Silber Ziertechniken Malerei: grüne und braune monochrome Flächen

Maße

Länge
97,5 cm
Breite
85 cm
Höhe
8 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 449
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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