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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [23415]
Gemäldeepitaph Johann Christian Meyer (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Jürgen Matschie (RR-R)
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Gemäldeepitaph Johann Christian Meyer

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Das Epitaph besteht aus zwei Teilen. In der Mitte des oberen Teils befindet sich ein annähernd herzförmiges, auf Eichenholz gemaltes Gemälde. Es zeigt, wie Christus die Kinder segnet („Lasset die Kindlein zu mir kommen“). Bemerkenswert ist, dass in die biblische Szene die erste Ehefrau Johann Christian Meyers aufgenommen wurde, die ihre verstorbenen Kinder auf dem Arm trägt und dem Heiland bringt. Ein größeres Kind steht vor Jesus. Hier sind das biblische Hauptbild und die Familiendarstellung nicht nur formal, sondern auch inhaltlich in einem Gemälde vereint. Das Bild ist von einem üppig verzierten Rahmen aus geschnitzten Palmen und anderen vegetabilen Elementen umgeben. Oben ist eine ovale Kartusche eingelassen. Dort steht die Memorialinschrift für Anne Rosine Meyer. Um den Rahmen windet sich ein Schriftband mit einer deutschen Aufschrift. Das Zitat aus dem Lukas- oder Markusevangelium (Lk 18,17; Mk 10,15) bezieht sich unmittelbar auf das Bildthema, denn es sind die Worte Jesu, mit denen er seine Zuwendung zu den Kindern begründet. Der untere Teil des Epitaphs umfasst ein Gesims, das außen mit Vasen bekrönt ist. Darauf saß ein Putto, der zwei Wappenschilde hielt. Auf dem war das Wappen der Familie Meyer abgebildet, auf dem anderen wohl das Wappen der zweiten Ehefrau, einer geborenen Bernhard. Unter dem Gesims befindet sich eine Schrifttafel in Gestalt eines gerafften Tuches. Dort steht eine Memorialinschrift, die an den 1709 verstorbenen Johann Christian Meyer und seine zweite Ehefrau Johanna Elisabeth erinnert. Das Epitaph ist vermutlich anlässlich des Todes der ersten Ehefrau in Auftrag gegeben und später erweitert worden.
Zur Person/Familie: Johann Christian Meyer wurde am 15. Oktober 1653 geboren. Sein Vater verstarb frühzeitig, so dass er als Ziehsohn des zweiten Ehemannes seiner Mutter Martha, Eberhardt aufwuchs. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig unternahm er zunächst eine Studien- oder Kavaliersreise. Davon hat sich ein Reisetagebuch erhalten, das die verschiedenen Stationen auflistet (CWB B 19). Es entstand zwischen dem 10. August und dem 14. November 1679 und enthält die Wiedergabe der Erlebnisse auf seiner Reise von Wittenberg über Halle, Freyburg, Weimar, Erfurt, Gotha, Eisenach, Hanau, Frankfurt am Main, Höchst, Mannheim, Heidelberg, Speyer, Straßburg, Augsburg, München, Freising, Regensburg und Nürnberg. Nach seiner Rückkehr in seine Vaterstadt schlug er eine Verwaltungslaufbahn ein. 1685 wurde er Mitglied des städtischen Rats, 1703 und 1706 Stadtrichter. Zu seinen Aufgaben zählte die Einnahme der Steuer (Akzise), weshalb er unbeliebt war und allerlei Aberglaube über ihn erzählt wird, wie Pescheck (1837, S. 294) berichtet. So entstand die Sage vom „Tollen Junker“, der in Vollmondnächten auf einer Kutsche durch Zittau fährt. 1679/80 heiratete Meyer Anne Rosine Anders (1660– 1690), mit der er fünf Kinder hatte. Nach deren Tod am 22. Juli 1690 heiratete er am 27. November 1691 die Tochter des kaiserlich-königlichen Regierungsrats Martin Bernhardt aus Liegnitz, Johanna Elisabeth Bernhardt (2.3.1670–9.9.1716). Dieser Ehe entsprangen weitere acht Kinder (zwei Söhne, sechs Töchter), von denen 1709 die beiden Söhne und drei Töchter verstorben waren. Meyer besaß das Grundstück Am Topfmarkt, Ecke Kohlgasse (Brüderstraße 11), das er auch bewohnte. Daneben besaß er ein Hausgrundstück an der Milchgasse (Poststraße 5). Aus dem Erbe seiner ersten Frau besaß er den Bierhof am Markt 2, der nach dem Tod seiner zweiten Frau 1716 an Anna Elisabeth übergeht. In der Kreuzkirche hat sich in der Nähe der Kanzel der Grabstein Meyers erhalten.
Kommentar: Das repräsentative Kunstwerk ragt mit seiner Größe und durch seine ungewöhnliche Gestalt unter den Zittauer Epitaphien hervor. Vergleichbar ist die Zweiteilung beim Epitaph für Christiane Sabine und Johann Heinrich Leupold, wo es auch ein unteres Gesims mit Puttenbekrönung und Inschrifttuch bzw. -banner gibt. Der obere, von üppigem Blattwerk bestimmte Teil erinnert formal an Epitaphien wie dasjenige für Johann Friedrich Krodel, wobei das Meyersche Epitaph wesentlich breiter gelagert ist. Insgesamt wirkt es wie eine baumartige Struktur, was durchaus beabsichtigt gewesen sein kann; solche Epitaphien sind aus anderen Städten bekannt (z. B. Epitaph für Matthias Hasse und Familie aus der Perleberger Jacobikirche, jetzt im dortigen Museum). Hier entstand diese Gestalt jedoch zweiphasig. Als grafische Vorlage diente dem Maler der Tafel eine Darstellung aus der Lüneburger Bibel, die abgewandelt wurde. Die Malerei wirkt etwas flach und im Vergleich zu den herausragenden Gemälden der Epitaphien Leupold und Paul in der Qualität zurückbleibend. Jene sind mit großer Sicherheit erst nach 1700 entstanden, damit liegt ein weiteres Indiz für eine Entstehung des Meyerschen Epitaphs bereits um 1690 vor, zu einer Zeit, wo der bedeutende unbekannte Maler der anderen Epitaphien wohl noch nicht in Zittau war.

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung / Blattmetallziertechniken: Vergoldung, Versilberung, grüne Lüsterung auf Silber Ziertechniken Malerei: schwarze, weiße und grüne Marmorierung, Polierweißfassung

Maße

Länge
388 cm
Breite
291 cm
Höhe
21 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 535ff
Hergestellt Hergestellt
1690
Hergestellt Hergestellt
1709
1689 1711
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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