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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [23378]
Emporentafel Johann Sperber (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Jürgen Matschie (RR-R)
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Emporentafel Johann Sperber

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Das Epitaph war Teil der Emporenbrüstung der Frauenkirche. Es ähnelt im Aufbau den anderen Emporenbildern aus der Zeit. Wie bei anderen auch, war der Haupttafel ein Konsolbrett mit Inschriften zugeordnet. Das Mittelbild zeigt Jesus Christus im Garten Gethsemane und damit die Ankündigung der Passion. Jesus liegt im Schoß eines Engels, während zwei weitere Engel Kelch und Kreuz als Symbole des bevorstehendes Leidens und Sterbens bringen. Im Vordergrund schlafen Petrus, Jakobus und Johannes. Die seitlichen Felder enthalten die Memorialinschriften und die Familiendarstellung. Links sieht man den 1621 verstorbenen Maler Johann Sperber sowie sieben Söhne. Rechts unten befindet sich das Wappen der Malerzunft. Um dieses Wappen sind das Monogramm HS (für Hans Sperber) und die Jahreszahl 1613 angeordnet. Daraus ergibt sich, dass das Epitaph bereits 1613 angefertigt wurde. Das rechte Bild zeigt die 1633 verstorbene Ehefrau Sara Sperber (geboren 1569) sowie fünf verstorbene Töchter. Die Memorialinschriften, die zu diesen Bildern gehören, sind erst nachträglich aufgetragen worden. Das kann frühestens 1633 nach dem Tod Sara Sperbers geschehen sein. Die Anfertigung der Inschrift ist durch einen Eintrag belegt, der sich links vom Wappen der Malerzunft befindet. Dort ist zu lesen, dass Lorenz Hertwig „diese Schrifft“ zum Gedenken an seinen Schwiegervater anfertigen ließ.
Zur Person/Familie: Hans Sperber wurde um 1554/55 geboren und starb 1621. Er stammte aus der Prager Altstadt und starb am 13.2.1621 in Zittau. Sperber war Kunstmaler, der u. a. zwischen 1584 bis 1588 an folgenden Arbeiten beteiligt war: Ausgestaltung der Spurtafeln an der Ratshausturmuhr in Friedland / Frýdlant (1584 malte ein Zittauer MalerSperber? – auch die Zeigertafel an der Stadtuhr in Reichenberg / Liberec), zwischen 1600 und 1602 Malerarbeiten im Auftrag von Katharina von Redern auf Schloss Friedland (u. a. Darstellung des Leichenzugs des Generalfeldmarschalls Melchior von Redern), 1606 Deckenmalerarbeiten in der Kirche in Reichenau / Bogatynia, 1610 Mitwirkung bei der künstlerischen Neugestaltung der Decke in der Ratsstube im Zittauer Rathaus (diese kam 1730 in die Jonsdorfer Kirche und wurde 1830 entfernt), 1611 Verschönerungsarbeiten an der Orgel in der Zittauer Johanniskirche, 1618–1619/20 Deckenmalerei in der Dreifaltigkeitskirche (siehe dazu die Angaben im ThB). Diese Werke sind nicht erhalten. Einige der Emporenmalereien in der Zittauer Hospitalkirche St. Jakob gehen auf ihn zurück. Im Verhör Jesu durch Pilatus (oder Herodes) befindet sich im Thronsessel das Monogramm HS und die Jahreszahl 1617. Diese in Grisaille ausgeführten Malereien zeigen durchaus Verwandtschaft zum Epitaphbild und wären die einzigen weiteren, derzeit bekannten Werke (siehe auch den Beitrag von Peter Knüvener). Hans Sperber wohnte lauf Inschrift in der Milchgasse. Die genaue Hausnummer ist nicht ermittelbar, da Aufzeichnungen erst in der zweiten Hälfte des 17. Jh. beginnen.
Kommentar: Die Malereien des Epitaphs sind die qualitätvollsten in Zittau erhaltenen um 1600. Man wird wohl davon ausgehen können, dass Sperber es 1613 selbst malte. Der qualitative Abstand zu den etwa gleichzeitig entstandenen Emporenepitaphien ist augenfällig. Die Bildkomposition ist ungewöhnlich spannungsreich, die Lichteffekte sind dramatisch. Bemerkenswert ist das Hell-Dunkel, glaubhaft wird die nächtliche Szenerie veranschaulicht, ebenso die Verzweiflung Jesu. Die Gesichter der Familie sind lebensecht und porträthaft. Unverkennbar ist der Einfluss der Prager Hofkunst, die Gesichter und die dramatische Lichtführung erinnern an Werke des Bartholomäus Spranger (1546–1611).

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung / Vergoldung; Ziertechniken Malerei: Schattenlinie, braune monochrome Fläche

Maße

Länge
85 cm
Breite
160 cm
Höhe
6 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 429ff
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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