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Ehemalige Synagoge Laufersweiler [o. Inv.]
Pessach-Haggada (Förderkreis Synagoge Laufersweiler e.V. CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Förderkreis Synagoge Laufersweiler e.V. / Carolin Manns (CC BY-NC-SA)
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Pessach-Hagada

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Beschreibung

Die Hagada ist ein reich bebildertes Buch mit Erzählungen für die Feier des Sederabends, dem Beginn des einwöchigen Pessachfestes. Sie schildern die im Buche Exodus aufgezeichneten Ereignisse der Zeit der Sklaverei in Ägypten und den Auszug der Juden in die Freiheit. Die Hagada bietet eine genaue Handlungsanweisung mit Gebeten und Liedern für den langen Sederabend (Seder bedeutet Ordnung) und das Festmahl. Die Pessachfeier findet nicht in der Synagoge statt, sondern wird i.d.R. zuhause zelebriert. So besaß auch die Familie Heymann aus Kirchberg eine eigene, kleine Hagada, die anlässlich der Pessach-Feierlichkeiten hervorgeholt und im Kreise der Familie laut vorgetragen wurde. Es handelt sich um ein einfaches, gedrucktes Buch in hebräischer Sprache mit deutscher Übersetzung, den Einband aus Papier schmückt ein geometrisches Muster mit ährenähnlichen Formen in grün und orange.

Die Familie Heymann baute in den Jahren 1924/25 in Kirchberg in der Kappeler Straße ein Wohn- und Geschäftshaus. Die Gebrüder David und Max betrieben darin ein „Kaufhaus“, das Textilien, Wollwaren, Bettfedern und „complette Betten“ führte. Am 12. August 1935 erging das Verbot des geschäftlichen Umgangs mit jüdischen Gewerbetreibenden an alle Gemeinderäte im Landkreis Simmern. Nach einem halben Jahr der Entrechtung und Diskriminierung sah die Familie Heymann keine Zukunft mehr in Deutschland. Am 26.2.1936 meldeten sich Max Heymann, seine Frau und die beiden Söhne Rudolf und Harry in Kirchberg ab und zogen in die Horst-Wessel-Straße in Köln. Von dort gelang ihnen die Flucht in die USA, wohin sich schon David mit seiner Familie hatte retten können.

Nach seinem HighSchool-Abschluss wurde Harry Heymann zur US Army einberufen und kehrte als junger amerikanischer Soldat unmittelbar nach Kriegsende nach Deutschland zurück. Zur Bestürzung seiner Familie beschloss er zu bleiben. Er wurde ein gefragter Schauspieler und gründete in Stuttgart das Pantomimentheater „Die Gaukler“. Als Co-Regisseur drehte er 1982 in Kirchberg den autobiografischen Film „Regentropfen“ und erzählt in der Figur Bennie Goldbachs von seiner Kindheit in der Kleinstadt bis zur Emigration; in dem Roman „Einmal Exil und zurück“ von 2005 schildert er seinen Lebensweg.

Anlässlich der ersten Stolpersteinverlegung in Kirchberg 2017, seit der die kleinen Gedenktafelnvor dem ehemaligen Geschäftshaus auch an Harry Heymann und seine Familie erinnern, besuchte er seine einstige Heimatstadt. Kurz zuvor hatte er in seinem Archiv diese Pessach-Hagada gefunden und anschließend dem Förderkreis der Synagoge Laufersweiler übereignet.

Material/Technik

Papier, Pappe

Maße

H. 22cm; B. 13,5cm

Ehemalige Synagoge Laufersweiler

Objekt aus: Ehemalige Synagoge Laufersweiler

Die 1911 erbaute Synagoge Laufersweiler erinnert an die einst zahlreichen jüdischen Gemeinden in den kleinen Dörfern und Kleinstädten des...

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