Eine der wohl außergewöhnlichsten und rätselhaftesten Formen für Glasgefäße ist der Guttrolf, auch Angster oder Gluckerflasche genannt. Der aus dem Lateinischen abgeleitete Name von "gutta", der Tropfen, und "guttura", die Kehle, erklärt den Zweck des Gefäßes: eine Flüssigkeit tropfenweise in die Kehle laufen lassen. Gefäßkörper und Ausgussöffnung sind durch mehrere, meist verdrehte Röhren verbunden, so dass es schwierig ist, beim Trinken die mit Luft vermischte Flüssigkeitsmenge zu kontrollieren. Die Guttrolfe des Glasmuseums sind das Herzstück der Wertheimer Sammlung. Der Erwerb eines fünfröhrigen römischen Kännchens aus dem 3. oder 4. Jahrhundert motivierte den Museumsgründer Dr. Hans Löber in den 1940er Jahren zur Erforschung der Herstellungstechnik der eigenwilligen Gefäße, die dem Glasphysiker lange Zeit keine Ruhe ließ. Dabei entstand die wohl beachtlichste Guttrolf-Sammlung Deutschlands, mit über 30 Exemplaren aus verschiedenen Ländern vom 5. bis zum 19. Jahrhundert.
Das Trinkgefäß wird in einer eigenartigen Saug-Blas-Technik hergestellt. Der Glasbläser staucht den Flaschenhals und zieht dessen Wandung durch Saugen an der Glaspfeife so ein, dass mehrere Röhren entstehen, die in einem zweiten Arbeitsgang oft noch spiralförmig verdreht werden.
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