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Stiftung Händel-Haus Halle Nachlasssammlungen [N-Schumann C 2]
Brief von Herman Held an Georg Schumann(?) vom 14.09.1908 (Stiftung Händel-Haus Halle CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Händel-Haus Halle / Foto: Stiftung Händel-Haus Halle (CC BY-NC-SA)
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Brief von Hermann Held an Georg Schumann vom 14.09.1908

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Beschreibung

Brief über die Provenienz des vermutlichen Händel-Porträts von C. oder G. Klein (Stiftung Händel-Haus, BS-I 123).
[Transkription:]
[1. Seite:]
Magdeburg, d. 14 Sep. 1908
Sehr geehrter Herr!
Hierdurch bestätige Ihnen den Empfang von Mark Vierhundertundfünfzig M 450. für ein an Sie verkauftes Bachportrait.
Nun wünschen Sie näheres über das Bild zu wissen und wie ich es erworben habe, das ist ein ganz einfacher Vorgang.
Meine Wenigkeit bummelte eines Tages vor vielleicht 20-21 Jahren durch die Straßen Magdeburgs, wie ich es so oft es meine Zeit erlaubte, that, hauptsächlich im Interesse unseres Museums d.h. wozu ich volle 19 Jahre dem Museums-Ausschuß angehörte, und wir sammelten dafür die lange Jahre bis es ein so herrliches Museum geworden, wie es sich heute dem Auge der Beschauers zeigt.
Da erblickte ich am Neuen Wege in einem Trödelladen ein Bild was ganz seitwärts stand an der Erde und sehr verkommen aussah, was einen Kopf darstellte, der einen außergewöhnlichen Menschen angehören haben mag, aber an Seb. Bach dachte ich nicht, mir imponirte nur der Kopf.
[2. Seite:]
ich[sic] erstand das Bild für einen nicht zu hohen Preis denn die Leute hatten nicht die geringste Kenntniß von derartigen Sachen, aber wie sah es aus, vollständig verkommen. Da ich aber einen lieben Freund hatte, der sich viel mit Reinigen und Restauriren von Oelbildern befaßte, und sein Fach sehr gut verstand, sagte ich mir:, dein Freund wird es schon wieder lebensfähig machen, und ließ es gleich zu ihm hinbringen, denn so wie es war konnte man den Schmarren nicht hinhängen und fürs Museum paßte es erst recht nicht, weil es ein Portrait war.
Nach einem halben Jahre bekam ich das Bild wie neu erstanden wieder, es war mit soviel Verständniß restaurirt, das ich ganz entzückt war daran und wie Sie es vor Augen haben, nur billig war die Sache nicht, da es aber tadellos hergestellt, habe ich das Opfer gern gebracht, und oft recht oft habe ich vor diesem Bilde gestanden, und habe mich über den geistreichen Kopf gefreut und den Künstler bewundert der dem Original so nahe gekommen war.
[3. Seite]
Bei nun einer Anzahl Sitzungen, die ich dem Genre und Portraitmaler Hartkopf einem Schüler Gebhardts in Düsseldorf gewährte, entdeckte er mir, dass der Kopf den er oft und lange anschaute kein anderer als Seb. Bach sei.
Zufälligerweise hatte gerade der Bildhauer Seffner in Leipzig den ausgegrabenen Bachschädel mit Fleisch übermodellirt, und so eine Bachbüste geschaffen. Die Leipziger Illustrirte brachte die Abbildung dieser schönen Arbeit, und die Vergleiche damit bestätigten zur unumstößlichen Gewißheit daß das Bild Seb. Bach und kein anderer sei. und zwar in der Blüthe seiner Jahre.
Damit aber noch nicht zufrieden, haben ihn eine Anzahl Künstler des Magdeburger Künstlervereins verglichen, und nicht einer hat eine andere Meinung darüber gehabt.
Der Maler Klein der ein ganz hervorragender Portrait-Maler war, hat doch nicht nur in Danzig gemalt, solcher Mann wird und ist oft aus großer Ferne eingeladen worden zu malen, und so wird er auch von Leipzig wo viele reiche Leute wohnten, aufgefordert sein da zu malen, und wo solcher Mann thätig war blieb er auch längere Zeit, wo er auch mal Leute
[4. Seite:]
konterfeite, die an Mam[m]on arm, aber destomehr Geist hatten, gerade solche Leute malen die Herren sehr gern, und so wird auch dieses mit so viel Liebe gemalte Bild Bachs entstanden sein.
Meine Wenigkeit freut sich, daß das schöne Bild in die richtigen Hände gekommen ist, und nicht erst in den sogenannten Kunsthandel übergegangen, wo es nicht bei 3stelligen Zahlen geblieben wäre, und das es auf diese Weise der Nachwelt gerettet ist, denn ich bin schon in den Siebzigern, und meine Erben, die hochehrenwerthe Leute sind, aber von derartigen nicht viel verstehen, hätten es vielleicht weiter verschenkt oder verkauft und es wäre ein kostbarer Schatz verloren gegangen für immer.

Mit gebührender Hochachtung
Ihr ergebener Hermann Held

Material/Technik

Tinte auf Papier

Maße

1 Doppelbl.; H 18,1 cm; B 11,4 cm

Stiftung Händel-Haus Halle

Objekt aus: Stiftung Händel-Haus Halle

1937 erwarb die Stadt Halle das in der Großen Nikolaistraße gelegene Geburtshaus des berühmten Komponisten Georg Friedrich Händel und eröffnete hier...

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