Der ursprüngliche Standort der Truhenbank im Vestibül von Schloss Babelsberg ist durch das verschollene Aquarell Carl Graebs dokumentiert, das wohl um 1842 entstanden ist. Die gotisierende Bank ist ein bezeichnendes Beispiel für die Adaption verschiedener historischer Vorbilder für ein zeitgenössisches Möbel. Die Wiederverwendung von vier geschnitzten Relieftafeln des mittleren 16. Jahrhunderts für die Rückenlehne, die aufgrund ihres Materials und Stils wohl niederdeutsche, aber nur mäßig qualitätvolle Arbeiten sind, zog den Einsatz des für den holländischen und rheinischen Kulturkreis typischen X-förmigen Faltwerks am Unterbau nach sich. Beide Elemente erkannte der Verfertiger der Bank offenkundig als stilistisch zusammenpassend. Bei der Gesamtform orientiert er sich sowohl an profanen Möbeln der Gotik als auch an Chorgestühlen.
Jörg Meiner / Henriette Graf
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