Der Überbauschrank stand an der Mündung der Treppe im Erdgeschoss von Schloss Babelsberg in Potsdam. Das lithographierte Aquarell Karl Graebs von 1853 zeigt ihn auf der linken Seite mit einem ausgestopften Adler als Bekrönung - sowohl den Schrank als auch den Adler verzeichnet auch das Inventar von 1896 an dieser Stelle. Erworben hat Kronprinz Wilhelm I. das Möbel um oder vor 1850 in Köln. Dies lässt sich daraus schließen, dass die Darstellung eines Überbauschrankes, der dem Babelsberger gleicht, in einem Konvolut von "Zeichnungen von anticken Möbeln in Cöln gesammelt von J. P. Weyer Stadtbaumeister a. D. 1852" liegt, die heute das Kölnische Stadtmuseum verwahrt. Möglicherweise war der Überbauschrank ein Ankauf, den Wilhelm gleich zu Anfang seiner Zeit als Militärgouverneur der Rheinprovinzen in Köln tätigte (1850-1858). Der Babelsberger Schrank ist unter Verwendung einiger alter Teile im 19. Jahrhundert relativ frei neu aufgebaut worden. Er folgt weniger den zumeist reich geschnitzten Überbauschränken des Rheinlandes, wo Köln im 17. Jahrhundert als Zentrum der Herstellung dieses Typus gelten kann, sondern kombiniert strukturelle Charakteristika dieser Möbel mit flämischen Elementen wie den Kassetten der Türen. Während wohl fast alle geschnitzten Verzierungen und alle Profile für den Schrank neu angefertigt wurden, sind vor allem Teile des Korpus und die beiden Schlösser Bestandteile eines älteren Möbels.
Jörg Meiner / Henriette Graf
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