Der nur selten anzutreffende Typus des Portiersstuhlss geht auf englische Vorbilder zurück. Deshalb wurde vermutet, dass das Möbel, durchbrochen geschnitzt und mit rotem Leder bezogen, als Geschenk der englischen Königin Viktoria an das preußische Kronprinzenpaar Friedrich Wilhelm und Victoria nach Schloss Babelsberg kam. Im Inventar von 1896 ist er im Vestibül des Schlosses als "Portierstuhl" bezeichnet. Möglicherweise in England entstanden entspricht der Schlafsessel weniger einem "Porter's chair" als vielmehr einem "Reclining chair". Zu dessen wesentlichen Merkmalen gehört die auch bei dem Babelsberger Stück vorhandene Funktion der Rückenlehne und des Fußteils, die bei jeweiliger Bewegung die Schwenkung des anderen Teils nach sich zieht. Solche Stühle waren in England in der Mitte des 19. Jahrhunderts so stark verbreitet, dass allein zwischen 1827 und 1863 zwanzig Patente in Großbritannien angemeldet wurden. Sie sind mit Schlafstühlen verwandt, die auch im übrigen Europa gebräuchlich waren, aber lediglich eine verstellbare Rückenlehne aufweisen. Ein Porter's chair im eigentlichen Sinne besitzt eine sehr viel ausgeprägtere Ummantelung der Rückenlehne, die gegen Zug und ungünstige Witterung schützen kann.
Jörg Meiner / Henriette Graf
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