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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum Gemäldesammlung [IV-1941-001]
Das Heidelberger Schloss unter doppeltem Regenbogen (Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum RR-F)
Herkunft/Rechte: Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum / David Hall (RR-F)
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Das Heidelberger Schloss unter doppeltem Regenbogen

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Beschreibung

Für das Gemälde im FDH wählte Wallis einen Standpunkt im Westen und bereitete die vom Klingenteich aus gesehene, topographisch allerdings etwas verfremdete Komposition mit einer großformatigen, quadrierten Umrisszeichnung vor. Die weiträumig in die Tiefe gestaffelte Gewitterlandschaft mit der schlaglichtartig ausgeleuchteten Schlossruine und den stilisierten Landleuten knüpft an ein Bildschema an, das Joseph Anton Koch in seiner »Heroischen Landschaft mit Regenbogen« (1804/15, Neue Pinakothek München) entwickelt hat; Natur und Architektur werden dramatisch überhöht und in ein kosmisches Geschehen eingebunden. Wallis verstärkt noch die atmosphärischen Valeurs und schafft das Inbild einer romantischen Landschaft, in der Vegetation und Bauwerke untrennbar miteinander verwoben sind und die symbolträchtige Ruine des Heidelberger Schlosses unter dem doppelten Regenbogen wie eine Vision aufleuchtet. Das Motiv des Regenbogens über dem durch Louis XIV zerstörten Schloss könnte auch politische Verweiskraft besitzen: Als Sinnbild der Versöhnung mag es gerade im Entstehungsjahr 1812, in der Endphase der napoleonischen Kriege, als ein Zeichen der Hoffnung und des Friedens eingesetzt worden sein. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 342-343)

Werkverzeichnis:
Wild G 13

Beschriftung/Aufschrift

Signiert und datiert unten mittig (auf einem Stein) mit dem Pinsel in Schwarz: "Wallis / 1812 / Heidelberg"

Vergleichsobjekte

Steht in Bezug zu: George August Wallis: Das Heidelberger Schloss bei Sonnenuntergang und aufziehendem Mond, 1813. Öl auf Holz, 30,0 x 40,0 cm. Heidelberg, Kurpfälzisches Museum (Wild 1996, WvZ. Nr. G 14)

Vorzeichnung ist: George August Wallis: Das Heidelberger Schloss unter dem Regenbogen vom Klingenteich aus gesehen, 1812. Feder in Braun über Bleistift, 475 x 590 mm. Heidelberg, Kurpfälzisches Museum (Wild 1996, WvZ. Nr. Z 262)

Pendant zu: George August Wallis: Das Heidelberger Schloss vom Wolfsbrunnenweg aus, 1812. Öl auf Leinwand, 80,0 x 105,0 cm. Privatbesitz (Wild 1996, WvZ. Nr. G 12)

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

79,5 x 105,4 cm

Ausführliche Beschreibung

Provenienz:
1812-1847 Kunstsammlung Christian Adam Fries, Heidelberg (1766-1847) [1]
1814/1815 Goethe besucht 1814 den Fabrikanten Fries und betrachtet dieses Bild im Haus des Kunstsammlers Fries, ebenso 1815 der russische Zar und der Kaiser von Österreich [2]
25.3.1817 C.A. Fries bietet das Gemälde Franz Graf Erwein von Schönborn (1776–1840) zum Kauf an. Dieser erwirbt von ihm jedoch ein anderes Gemälde von Wallis („Sonnenuntergang“). [8]
1818 Als Leihgabe des Sammlers C.A. Fries zusammen mit zwei weiteren Ansichten des Heidelberger Schlosses in der Kunstausstellung Karlsruhe ausgestellt [2]
1847-1859 vermutlich im Besitz der Erben Fries
12.-14.1.1859 Versteigerung der Sammlung Fries in Heidelberg. [1]
[…] Das Bild gilt als verschollen. [4]
2.3.1939 Carl Nicolai, Kunsthändler in Berlin, bittet Karl Lohmeyer, Kurpfälzisches Museum in Heidelberg, um Begutachtung von zwei Gemälden von Emil Fries. Die Gemälde seien ihm aus „alt-adeligem Besitz“ angeboten worden. [5]
[…] - Frühjahr 1939 Alt-adeliger Besitz (als Werke von Emil Fries) [5]
16.5.1939 Carl Nicolai teilt Lohmeyer mit, dass er in der Zwischenzeit (also zwischen März und Mai 1939) die beiden Gemälde selbst erworben habe. Der Voreigentümer konnte lediglich mitteilen, dass sein Vater die Bilder in Heidelberg gekauft habe. Bei der Reinigung der Bilder 1939 sei bei dem Gemälde „mit dem Regenbogen“ eine vollständige Signatur auf dem Stein wiederaufgetaucht, womit sich Lohmeyers Vermutung bestätigt habe. [6]
Dezember 1939 Das Bild wird von Karl Lohmeyer erstmals publiziert und Wallis zugeschrieben. Laut Publikation befindet es sich im Berliner Kunsthandel (d.h. bei Nicolai) [7]
Frühjahr 1939-1941 im Eigentum der Gemälde-Galerie Carl Nicolai, Berlin [3]
29.03. 1941 Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, von Kunsthandlung Carl Nicolai, Berlin, erworben für 15.000 RM [3]

[1] Wild, Monika von: George Augustus Wallis (1761-1847). Englischer Landschaftsmaler. Monographie und Oeuvrekatalog, Frankfurt am Main 1996 und Baudissin 1921 (S. 33-37, 192-206). Das Gemälde wurde im Auftrag des Sammlers Fries von Wallis gemalt. Der Katalog 1859 liegt vor; das o.g. Gemälde ist nicht darin enthalten.
[2] Klaus Graf von Baudissin, Georg August Wallis. Maler aus Schottland 1768-1847. Auf Seitenpfaden der deutschen Kunstgeschichte. Mit einem Verzeichnis: Ossian in der bildenden Kunst, Heidelberg 1924
[3] Petra Maisak, Gerhard Kölsch: Frankfurter Goethe-Museum. Die Gemälde. Bestandskatalog. Frankfurt 2011, Nr. 427, S. 342f. und Eintrag im Inventarbuch.
[4] In den Publikationen von Klaus Graf von Baudissin 1924 bzw. in Karl Lohmeyer/Klaus Graf von Baudissin, Georg August Wallis. Landschaftsmaler aus Schottland. Ein Entdecker des romantischen Heidelberg, 1812-1817, Ausstellungskatalog des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg 1921, hier Nr. 18 wurde das Gemälde erwähnt; der Standort war jedoch 1921 und 1924 unbekannt, d.h. es wurde nicht ausgestellt.
[5] Stadtarchiv Saarbrücken, Nachlass Karl Lohmeyer Nr. 30: Korrespondenz mit Carl Nicolai, Gemälde-Galerie Berlin 1939. Nicolai berichtet, dass auf keinem der beiden Gemälde eine Signatur vorhanden sei, weshalb er um ein Urteil zur Urheberschaft und zum Wert bitte.
[6] Stadtarchiv Saarbrücken, Nachlass Karl Lohmeyer Nr. 30: Brief Nicolai an Lohmeyer, Gardone-Riviera, 16.5.1939. Nicolai bittet um Rücksendung der Fotos und kündigt neue Fotos der gereinigten Bilder an. Zugleich bedankt er sich herzlich für die Ankündigung Lohmeyers, die Bilder in einer kunstwissenschaftlichen Publikation zu veröffentlichen und stellt in Aussicht, dafür die Originale zur Verfügung zu stellen. Der Voreigentümer konnte lediglich angeben, dass sein Vater das Bild in Heidelberg gekauft hatte.
[7] Karl Lohmeyer, Georg August Wallis und die süddeutsche Romantik, in: Kunst-Rundschau, 47. Jg., Heft 11/12 (November/Dezember 1939), Berlin, S. 205-208.
[8] Katharina Bott, Ein deutscher Kunstsammler zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Franz Erwein von Schönborn. (1776–1840), Alfter 1993, hier S. 176f.: Franz Graf Erwein von Schönborn wurden zwei Gemälde von Wallis zum Preis von 1.600 f. angeboten, von denen er nur eines erwarb. Wild identifiziert das erworbene Gemälde mit Werkverzeichnis Nr. G 22, also einer Landschaft, die nicht das Heidelberger Schloss darstellt.

Provenienzbewertung:
Gelb: Es liegen keine Anhaltspunkte für einen verfolgungsbedingten Entzug in der Zeit des Nationalsozialismus vor.

Literatur

  • Maisak, Petra / Kölsch, Gerhard (2011): Die Gemälde : "... denn was wäre die Welt ohne Kunst?", Bestandskatalog. Frankfurt am Main, Kat. 427, S. 342-343
  • Michaelis, Sabine (1982): Katalog der Gemälde. Bestandskatalog FDH / FGM. Frankfurt am Main, Kat. 309, S. 193-194
  • Wild, Monika von (1996): George Augustus Wallis (1761-1847). Englischer Landschaftsmaler. Monographie und Oeuvrekatalog. Frankfurt am Main, Kat. G 13
Karte
Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Objekt aus: Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Das 1859 gegründete Freie Deutsche Hochstift zählt zu den ältesten literatur- und kunstwissenschaftlichen Forschungsinstituten Deutschlands und ist...

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