Der Spazierstock im engeren Sinne hat oben einen Knauf, darunter kann eine Handschlaufe quer durch ein Loch im Stock gezogen sein. Unten hat er eine Spitze aus Metall. Später kommen abknickende und rundgebogene Griffe auf, die gut in der Hand schwingen. Die natürliche Biegung aus Krummholz wurde schon früh ersetzt durch Holzbiegetechnik vermittels Heißdampf, was nach 1850 auch industriell weiterentwickelt wurde (Michael Thonet). Im 19. und frühen 20. Jahrhundert setzte sich der Gehstock auch beim Mittelstand der Bevölkerung durch. Vornehme Herren aus Adel und Bürgertum wurden in der Öffentlichkeit selten ohne einen Spazierstock in der Hand gesehen. Der Spazierstock wurde in dieser Zeit von den Adligen und reichen Bürgern auch als Waffe zur Selbstverteidigung entdeckt, da man ihn ja praktisch immer bei sich trug. Die industrielle Revolution, die in Europa zur Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Einzug hielt, verstärkte die Beliebtheit des Stocks enorm, da auf Grund von maschinellen Fertigungsmethoden der Preis eines Spazierstocks nun auch für einen Normalbürger bezahlbar war. Stöcke dienten jetzt nicht mehr in erster Linie als Gehhilfe, allenfalls als Stütze, um eine gerade Körperhaltung zu gewährleisten. Hauptzweck war es, die optische Erscheinung des Spaziergängers zu unterstreichen, dazu wurde der Stock ähnlich wie Hut und Handschuhe meist passend zur Kleidung gewählt. Um den sozialen und wirtschaftlichen Stand hervorzuheben, wurden teurere Spazierstöcke oft aus edlen Materialien gefertigt, beispielsweise mit Silbergriff oder -knauf, manchmal auch mit kunstvoll geschnitztem Griff, etwa in Form eines Tierkopfes. In der Zeit der ersten Reisen zu Sehenswürdigkeiten wurden diese besuchten Orte als bunte Bild-Plaketten mit kleinen Stocknägeln an den Spazierstöcken dokumentiert.
Dieser Spazierstock zeigt einen abgewinkelten Griff aus Elfenbein über einem Holzstock, der mit einem Schlingenband verziert ist. Die Spitze fehlt.
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