[Geistertraum] / [Stillleben]

Fantastische Interieurszene eines schlafenden Mannes bei Vollmond. Während der Mann im Vordergrund in seine Träume versunken ist, treiben hinter ihm drei Gespenster ihren Schabernack. Punkt zwölf Uhr Mitternacht schlägt die Standuhr in der oberen linken Bildecke: Zeit für die Geisterstunde! Ein Glas mit zwei Goldfischen über dem Sessel scheint bedrohlich zu wackeln und könnte bald auf den Boden fallen. Und ob der Hund in der unteren rechten Bildecke bereits im Reich der Toten oder noch unter den Lebenden verweilt, ist nicht eindeutig zu entscheiden. Seine auffällige Kolorierung in Orange, Rot, Gelb und Grün sowie dessen transparente Gestaltung spricht eventuell für Ersteres. Die Haltung und Position des Mannes lässt Anklänge an Francisco de Goyas berühmten Kupferstich „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ (1797-99) wach werden und erinnert in seiner expressiven Farbigkeit an moderne Künstler wie James Ensor, in dessen Werk das Geisterhafte und Clowneske ebenfalls eine große Rolle spielt.
Die Rückseite des Blattes zeigt ein in Wasserfarben ausgeführtes Stillleben mit diversen Gegenständen auf einem Tisch. Neben einem gelben Becher, einer metallenen Schachtel ist die hellgrüne Blumenvase rechts außerhalb des Bildzentrums der markanteste Gegenstand innerhalb dieses Ensembles. Neben ihrer warmen Farbe zeichnet sie sich im Gegensatz zu der flüchtigen Wiedergabe des umgebenen Innenraumes durch eine mehr oder minder opake Kolorierung und präzise gesetzten Lichtreflexen aus.


Schenkung des Berliner Kabinett e.V. aus dem Nachlass Egmont Schaefer