Zu Anfang des 20. Jahrhunderts begann eine völlig neue Epoche in der Damenmode. Durch die Reformbewegung, die schon seit einigen Jahren von Künstlerkreisen initiiert worden war, insbesondere aber durch den Ersten Weltkrieg, veränderte sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft grundlegend. Diese Veränderungen zogen natürlich auch eine Anpassung der Kleidung nach sich. Beeinflusst von der Reformkleidung, die das Korsett massiv als gesundheitsschädlich ablehnte und bekämpfte, kreierte Paul Poiret in Paris einen neuen Modestil. Er verkürzte die Röcke und ließ orientalische Vorbilder in seine Entwürfe einfließen. Auch Coco Chanel sorgte durch ihre neuen Ideen für eine Veränderung der traditionellen Bekleidung. Nun mussten die Textilien bequem und zweckmäßig sein; wie in der Empiremode, mehr als einhundert Jahre zuvor, ersetzten die Modeschöpfer die dicht gewebten starren Stoffe durch weich fließende, teilweise transparente Gewebe. Das schmal fallende Abendkleid von etwa 1925 aus Seidengeorgette und Metallspitze ist in einem Farbverlauf von hellrosa zu pink eingetönt und mit Tausenden kleiner Glasperlen bestickt. Solche Kleider waren in den „Goldenen Zwanziger Jahren“ sehr beliebt. In unbesticktem Zustand wiegt ein solches Kleid nur etwa 200 Gramm, durch die vielen Glasperlen und Metallfäden können die sogenannten ‚Charlestonkleider‘ bis zu fünf Kilogramm schwer sein.
Dieses Kleid stammt aus französischer Produktion und wurde vermutlich als Konfektionsware nach Deutschland importiert oder von einer Reise mitgebracht. Bezeichnend für die Schnittform der Zwanziger Jahre ist die hemdartige gerade Form mit vertiefter Taillenlinie und zipfelartig angesetztem Rock.
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