Schwarzweißfotografie. Diese Aufnahme zeigt einen Blick über den Ort Alt-Sayn hinauf zum Burgberg mit den zugewachsenen Ruinen der Burg Sayn.
1152 wird in Überlieferungen und Urkunden erstmals eine Stammburg der Grafen von Sayn erwähnt. Wir wissen von der sog. Alte-Burg im Brexbachtal im Bereich der heutigen Oskar-Höhe, von der aber nicht mehr erhalte geblieben ist. Spätestens ab 1202 ist die heutige Burg Sayn als wehrhafte Wohnanlage genutzt. Die Inbesitznahme einer Burg bildete die Voraussetzung für die Begründung einer Dynastie; so auch in Sayn. Der Name des Gewässers übertrug sich dabei zuerst auf die Burg und später auch auf die Familie und ihre Besitzungen. Zu einer Burg gehörten Wirtschaftshöfe, Mühlen, Forste und nicht selten kam eine Klosterstiftung hinzu. Im Falle Sayns die Gründung der Prämonstratenserabtei um 1202.
Der Prämonstratenserorden , von Norbert von Xanten gegründet und nach seiner ersten Niederlassung in Prämontré in Frankreich benannt, war ein junger, aufstrebender und mächtiger Orden. Propst Hermann von der Abtei Steinfeld in der Eifel entsandte die ersten Ordensleute bis Januar 1202 nach Sayn. In den Bestätigungsurkunden von 1202 wird u.a. aufgeführt, dass zum Kloster eine selbstständige Pfarrei für die Seelsorge der Bewohner des Tales und der Burg gehört.
Seit dem 14. Jahrhundert wurden in Sayn unterhalb der Burg die Burghäuser der Burgmannen (Verwalter) erbaut. Der obere Burgmannensitz gehörte den Herren von Stein zu Nassau. Er ist Teil der spätmittelalterlichen Verteidigungsanlagen und hatte als Vorburg den Aufgang zur Hauptburg zu sichern. Der preußische Staatsmann Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein und letzter Inhaber verkaufte 1802 das Burghaus an die Grafen zu Boss-Waldeck. Ein Grabmal in der Abteikirche erinnert noch heute an die Grafen vom Stein zu Nassau.
Berühmtester und mächtigster der Sayner Grafen war in dritter Generation Graf Heinrich III. (gest. 1247). Dazu trug u.a. die Heirat mit Mechthild von Meissen-Landsberg (1200/03-1285) bei, die durch vornehme Abstammung und einen weiten Verwandtschaftskreis in die Spitze des Reiches eingebunden war. Heinrich III. zeigte häufige Präsenz am Kaiserhof Friedrich II. (gest. 1250) und war Inhaber mehrerer Grafschaften, Vogt bedeutender rheinischer Stifte und Gründer des Ortes Blankenberg an der Sieg, wo die Fernroute von Antwerpen nach Köln vorbeiführte. Bis heute blieb er für uns verewigt in einer Grabfigur, die im Original im Nationalmuseum in Nürnberg ausgestellt ist.
Die Fläche der Hauptburg betrug etwa 35 x 110 m. Die Burg hielt dem Angriff der Schweden 1633 im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) nicht Stand. Im Osten wurde die Burg (heutige Zufahrt) durch eine mächtige Schildmauer und einen tief eingeschnittenen Halsgraben gesichert. Die Ringmauer führte hinunter bis ins Tal zur Brex und folgte dem Verlauf bis zum heutigen Schlossturm, ein Turm, der bis 1861 als Torturm diente. Zur Burg gehörte eine Kapelle, deren Fundamente 1982/83 freigelegt wurden. Die Besonderheit besteht in dem kreuzförmigen Grundriss eines Zentralbaus, der durch zwei übereinanderliegende Geschosse sich auszeichnet mit jeweils einem Altar. Während der Altar in der Oberkirche nur dem Burgherrn und seiner Familie diente, war die Unterkirche den Burgbediensteten vorbehalten (Doppelkapelle). Der Turm besaß 4 Geschosse und im obersten Geschoss sorgte ein Kamin für einen gewissen Komfort.
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