Das Gemälde zeigt den französischen General Mélac zu Pferde, umgeben von Soldaten, und ein vor ihm demütig stehendes blondes Mädchen. Größer könnte der Kontrast zu dem Franzosengeneral nicht sein, der den Beinamen Mordbrenner bekam. Kulisse ist das Mélac-Häuschen auf der Esslinger Burg. Vielleicht hat sich Emil Klein bei dem von ihm gewählten Motiv durch Gustav Schwabs Ballade Das Esslinger Mädchen inspirieren lassen.
Die dargestellte Geschichte geht auf die Zeit des Französisch-Pfälzischen Erbfolgekrieges zurück, als die Franzosen 1688 Esslingen besetzten. Das "Mädchen von Esslingen", die Pfarrerstochter Anna Catharina Haug aus Hochdorf, wurde von dort in die vermeintlich sichere Reichsstadt gebracht. Hier wohnte sie bei Verwandten im Goldenen Adler in der Küferstraße. Mélac, der sich ebenfalls dort einquartiert hatte, ist von ihr so verzückt, dass er ihre Liebe gewinnen will. Da diese nicht erwidert wird, stellt Mélac Anna Catharina vor die Wahl, ein Schäferstündchen mit ihm zu verbringen oder die Stadt anzuzünden. Laut Sage treffen sich die beiden im Ailenbergturm in Rüdern. Für den Ausgang dieses Treffens existieren zwei Varianten: Angeblich hat sich Anna Catharina tatsächlich geopfert, um die Stadt zu retten, oder aber sie hat sich mit einem Dolch bewaffnet und versucht Mélac umzubringen, der sich aber mit einem Brustpanzer ausgestattet hatte. Er entriss ihr den Dolch und erstach sie. Entsetzt über seine Tat, verlässt er mit seinen Soldaten die Stadt. Insofern hätte Anna Catharina auch in diesem Fall die Stadt gerettet, diesmal mit dem Verlust ihres Lebens.
Der aus Indianapolis, USA, stammende Emil Klein (1865-1943) studierte unter anderem bis 1883 bei Carl von Häberlin an der Stuttgarter Akademie, wo er sich zum Historienmaler ausbilden ließ. Von 1884 bis 1885 lebte er in München, ein Jahr später in Ägypten und seit 1887 in Stuttgart. Erst 1928 erlangte er die deutsche Staatsbürgerschaft. Einen Teil seines Nachlasses kaufte die Stadt Esslingen und übergab ihn dem Geschichts- und Altertumsverein.
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