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Kupferstichkabinett [KdZ 17659 verso]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=995672&resolution=superImageResolution#1018466 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Oberkörperstudie zum hl. Sebastian des Isenheimer Altars

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Beschreibung

Grünewalds Eigenart, Figuren, »[…] mit schwarzer Kreid und theils fast Lebensgrösse […]« zu zeichnen, fand bereits Joachim von Sandrart erwähnenswert. Eine dieser Figuren ist die leider in zwei Teile zerschnittene Studie zum Oberkörper und den Armen des hl. Sebastian vom Isenheimer Altar. Beim Trennen des Bogens entfernte man einen Papierstreifen in der Bildmitte, so daß die beiden Teile heute nicht mehr nahtlos aneinanderpassen. Und so braucht man heute etwas Phanta-sie, diese tatsächlich lebensgroße Aktstudie eines männlichen Oberkörpers mit vor den Körper zusammengeführten Händen optisch zusammenzufügen und in ihrer Großartigkeit zu würdigen. Grünewalds unmittelbarer Zugriff auf die Erfassung der Körperoberfläche und des Lichtspiels auf der Haut steht in der zeitgenössischen deutschen Kunst allein. Selbst Dürers Detailzeichnungen, etwa die ebenfalls fast lebensgroße Coburger Armstudie zu einem Gekreuzigten, erreichen kaum die Unmittelbarkeit der Grünewaldschen Zeichnung. Dürer erfaßt die Form in einem vorab definierten Verfahren durch ein systematisches Strichbild. Bei Grünewald scheint es eher so, als passe sich die Technik dem Motiv an.
Möglicherweise wurde die Studie mit einer nur leicht schräg aus dem Profil nach links gewandten Person begonnen und zunächst die linke Schulterseite mit dem anschließenden Brustmuskel gezeichnet. Hier sind die Körperdetails am genauesten studiert und am subtilsten modelliert, zum Beispiel die beiden Hautfalten in der Armbeuge zwischen Brust und Armansatz, und die Lichtmodellierung, etwa vom Schultergelenk zum Bizeps. Der gespannte Hals und der nach Auskunft des kräftigen Kinns leicht nach links gewandte Kopf wurden hingegen nur mit knappen Strichen angelegt. Im Verlauf der Sitzung wandte sich das Modell wahrscheinlich weiter aus dem Profil in Richtung des Zeichners. Die rechte Schulter klappt gewissermaßen vor. Hierdurch ergab sich die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Perspektiven auf dem Blatt zu verknüpfen. Unterhalb der Arme war das unproblematisch, darüber gelang es aber nur unvollkommen. Mitten auf der Brust entstand ein steil hochstehender, schildartiger Grat, dessen Konturlinie in eine flächig verriebene Dunkelzone mündet. Sie vermittelt ein wenig unbeholfen zur stärker ansichtig gegebenen rechten Brustseite.
Zudem wurde es bereits während des Zeichnens notwendig, Sebastians linken Arm länger darzustellen. Der Oberarm war zur Ellenbeuge hin offenbar etwas zu kurz und mußte durch Überstreichen dieser Region mit einer kaschierenden Schattenzone überdeckt werden. Darunterliegende Pentimente wie auch Änderungen an der Unterseite des Oberarms und am Ellbogen verweisen auf einen mehrstufigen Annäherungsprozeß.

Text: Michael Roth: Matthias Grünewald. Die Zeichnungen.
Im Auftrag des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft herausgegeben von
Rüdiger Becksmann. Berlin 2008, S.43f. Kat. 12 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Kohle, partiell flächig gewischt, fixiert

Maße

Höhe x Breite: 28,9 x 20,3 cm

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Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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