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Kupferstichkabinett [KdZ 487]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=948450&resolution=superImageResolution#4947309 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Zwei männliche Aktstudien und der Heilige Petrus

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Beschreibung

Pisanello zählt zu den herausragendsten Vertretern der höfischen Wanderkünstler in der ersten Hälfte des Quattrocento. Seine Ausbildung wird er im veronesischen Kreis insbesondere Gentile da Fabrianos erfahren haben, in dessen Gefolge er 1415-22 in Venedig arbeitete. Nach Aufträgen in Pavia, Mantua und anderen Orten hält er sich spätestens von 1431 bis 1432 in Rom auf, um die beim Tode Gentiles 1427 unvollendeten Fresken in der Lateransbasilika fertigzustellen. Der stehende Petrus auf unserem Blatt ist mit den dortigen Figurentypen Gentiles verwandt. Auch der Zusammenhang mit dem sog. »Römischen Skizzenbuch«, einer Musterblattsammlung der Gentile-Werkstatt mit vielen Antikenstudien und dem Gros der bekannten Pisanello-Zeichnungen, spricht für eine Datierung der Zeichnung um 1430; einige stilistische Eigenheiten wie die greiferartigen Hände mögen eine noch etwas frühere Entstehung nicht ausschließen. Zweifel an der alleinigen Autorschaft Pisanellos sind unter anderen von Fossi Todorow geäußert worden. Doch ging kein anderer Zeichner der Gentile-Schule so sensibel mit der unterschiedlichen Haftung der Zeichenmaterialien und ihrer jeweiligen Strichbildung auf der porösen Haar- bzw. der glatten Fleischseite des Pergaments um: hier die Umrisse mit dem Stift, an denen die feingefaserten Schrägschraffen ansetzen und die Binnenformen modellieren, dort reine Federkonturen und eine äußerst zarte Pinsellavierung. Pisanello ist auch zuzutrauen, als einer der ersten Künstler überhaupt den männ­lichen wie den weiblichen Akt »dal vivo« gezeichnet zu haben, dazu in unterschiedlichen Ansichten und Beschäftigungen. Da der Apostel offensichtlich nachträglich aufgenommen wurde, war es wohl Absicht, den »garzone«, der auf einer Medaille Pisanellos in komplizierterer Haltung wiederkehrt (Kat. Rom 1988, Nr. 28, Abb.), mit einer konventionellen Mantelfigur nach einer Erfindung seines Lehrers zu kontrastieren. Dies ist - nach den Ursprüngen im Trecento (Kat. V.1) - ein Musterbuchblatt neuer Art. Noch vor dem Erscheinen des berühmten Traktats »Della Pittura« von Alberti (1436), in dem erstmals das Studium nach dem Nackten empfohlen wird, leuchtet das zentrale Thema der Renaissance auf: die in Proportion, Anatomie und Bewegung jeweils einzigartige, sichtbare Gestalt des menschlichen Individuums. Pentimenti zwischen Bauch und Oberschenkel der linken Profilstudie, die nachdrückliche Verstärkung ihres hinteren, weiter entfernt liegenden Arms sowie die Übergänge zwischen Oberarm, Schulter und Rückenlinie lassen uns nachvollziehen, wie schwierig dieser noch ungewohnte Versuch für Zeichner und Modell gewesen sein mag.

Hein-Th. Schulze Altcappenberg in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 245-246, Kat. V.3 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Metallstift und Feder in Braun, auf Pergament

Maße

Blattmaß: 27,1 x 18,9 cm

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Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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