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Kupferstichkabinett [KdZ 5018]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=947736&resolution=superImageResolution#1585755 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Dietmar Katz (CC BY-NC-SA)
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Entwurf zu einer Wandbemalung

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Beschreibung

Die extrem breitrechteckige Zeichnung gehört zu den ungewöhnlichsten Blättern Albrecht Dürers in der umfangreichen Sammlung des Berliner Kupferstichkabinetts. Ikonographisch rätselhaft, mit einer nackten Kleinfamilie in einer sehr luftigen Loggia auf der linken und einem unter einer eng gestellten Kolonnade herablugenden Narren mit Narrenkappe und -stab auf der rechten Seite eines Torbogens steht sie im zeichnerischen Werk Albrecht Dürers zunächst relativ isoliert da. Das Blatt ist neben einem sonst schwer vergleichbaren hochrechteckigen Dekorationsentwurf (W. 921) der einzige erhaltene größere Entwurf Dürers für eine Wanddekoration. Detailvergleiche mit anderen Blättern des Meisters ermöglichen jedoch trotzdem eine feste Einbindung in sein Oeuvre. So zeigt z.B. der Entwurf für ein Bogenfeld (W. 701), mit seinen umrißbetonten und durch locker-flächige Parallelschraffierung verschattete Puttenfigürchen sowie frei modellierten Renaissancefestons eine den Girlanden- und Füllhornfestons des Fassadenentwurfs vergleichbar souverän-unbekümmerte Zeichentechnik bei ähnlicher Aufgabenstellung. Und auch die Berliner Zeichnung des Laurentiusmartyriums (Anzelewsky/Mielke 83) verbindet die Wandabwicklung mit dem gesicherten Oeuvre Albrecht Dürers. Sie ist wie der Dekorationsentwurf mit blauer und brauner Tinte gezeichnet worden. Die braunen Bildbestandteile markieren in beiden Fällen die architektonischen Gegebenheiten. In der Laurentiuszeichnung aus der Zeit um 1509/10 wird der Rahmen und die Mittelstege einer Farbverglasung für die Familie Schmidtmair in St. Lorenz zu Nürnberg braun markiert. In der vorliegenden Zeichnung sind es architektonische Gegebenheiten der zu dekorierenden Fassade, Tor- und Fensterbögen sowie teils wappenverzierte Konsolsteine am oberen Blattrand, die zunächst mit brauner Tinte eingetragen wurden. Zeichentechnisch sind beide Blätter ebenfalls gut vergleichbar. Zutreffend ist ferner Hans Mielkes Hinweis auf den markanten Gesichtsschnitt eines der Träger auf der Zeichnung einer Prozessionsbahre (Anzelewsky/Mielke 60) im Berliner Kupferstichkabinett zum Vergleich mit der eckig geschnittenen Narrenphysiognomie. Zuletzt möchte sei noch auf den Entwurf eines Rüstungsdetails zum sogenannten „Silbernen HarnischKaiser Maximilians (Anzelewsky/Mielke 87) hinweisen, die zwar sorgsamer angelegt, aber doch wiederum eine gut vergleichbare, spontane Ausarbeitung der Zierwerkdetails wie auch der Binnenzeichnung erkennen läßt, so daß die Einbindung des ungewöhnlichen Fassadenentwurfs in das Oeuvre Albrecht Dürers gerechtfertigt ist.
Schwieriger zu entscheiden ist konkrete Bestimmung des Entwurfs und, damit verbunden, der Datierung der Zeichnung aus der Sammlung von Beckerath. Matthias Mende (Matthias Mende: Das alte Nürnberger Rathaus. Baugeschichte und Ausstattung des großen Saales und der Ratsstube. Nürnberg 1979) konnte Albrecht Dürers lange mehr oder minder hypothetisch angenommene Beteiligung an der Fassadengestaltung des Nürnberger Rathauses im Jahr 1521 wahrscheinlich machen. Eine Reihe von Nachzeichnungen aus der Zeit um 1530 in der Wiener Albertina dokumentieren die Bemalung der Außenfassaden. Konkrete Beziehungen unserer Zeichnung zu den so überlieferten Szenen am Nürnberger Rathaus bestehen allerdings nicht. Dennoch ist wegen der Verbindung zum Entwurf zum Nürnberger Schmidtmairfenster von 1509/10 eine Entstehung des Dekorationsentwurfs in Nürnberg wahrscheinlicher als die durch die Provenienz des Blattes aus Verona nahegelegte Lokalisierung nach Italien, und damit verbunden, eine Frühdatierung der Zeichnung in das Jahr 1506.

Text: Michael Roth in: Kunstsinn der Gründerzeit. Meisterzeichnungen der Sammlung Adolf von Beckerath. Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin 30.11.2002 - 23.3.2003. Berlin 2002, S. 104f., Kat. 37 (mit weiterer Literatur)

Entstehungsort stilistisch: Nürnberg

Material/Technik

Feder in Blau und Feder in Braun über schwarzem Stift

Maße

Blattmaß: 13,1 x 42,0 cm

Links/Dokumente

Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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